Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Pressestimmen
Hoeneß’ Haftentlassung ist ein fatales Signal. Man muss dazu wissen: Bewährung nach nur der Hälfte der Strafe – das ist in Deutschland die absolute Ausnahme, in Bayern ohnehin. Als Beispiel, für wen so ein Entgegenkommen des Staates möglich ist, wird gern der Firmeninhaber genannt, der in Haft sitzt und dessen Unternehmen mit hunderten Arbeitsplätzen in Gefahr sei, deswegen pleitezugehen. Dass der FC Bayern aber vor der Insolvenz stünde, davon ist bisher nichts bekannt. Wer hinter der vorzeitigen Entlassung von Uli Hoeneß einen Skandal wittert, dessen Geruchssinn funktioniert nicht sehr gut. Denn diese Entscheidung fußt nicht auf einem Prominenten-bonus. Sie bedeutet keinerlei Sonderbehandlung, sondern ist Teil des Justizalltags. Geständig, ernsthaft reumütig, zum ersten Mal im Gefängnis, freiwillig zum Haftantritt erschienen, bereits vor dem Haftantritt bemüht, die Zukunft in geordnete Bahnen zu lenken. All das trifft auf Hoeneß zu. Und auf einen Drogendealer, der in Nordrhein-westfalen zu knapp vier Jahren Haft verurteilt wurde. Ihn hat das Gericht mit eben dieser Begründung nach zwei Jahren gehen lassen. Auch ohne Promibonus. Für Hoeneß spricht, dass er nicht nur den von ihm angerichteten Schaden wieder gut gemacht hat. Der einstige Chef des FC Bayern hat sich zudem während der Haft vorbildlich verhalten, seine Zeit als Freigänger genutzt, um sich der Jugendarbeit des Vereins zu widmen, sich um Flüchtlinge gekümmert und 100000 Euro für sozial Bedürftige gespendet. Alles Berechnung? Wohl kaum, denn seine soziale Einstellung hat Uli Hoeneß schon häufig bewiesen – und wird er wohl auch beibehalten. Wie, Uli Hoeneß, werden Sie in Freiheit leben? Zurückgezogen? Anrufbeantworter? Oder wieder Abteilung Attacke?