Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Referent will weiteres Projekt gegen Graffiti
Kriminalität Dirk Wurm holt Konzept von 2009 aus der Schublade. Wenig Begeisterung für Vorschlag aus Pforzheim
Zunehmende illegale Schmierereien in Augsburg beschäftigen jetzt auch die Stadt. Ordnungsreferent Dirk Wurm will mit einem weiteren Projekt gegen verbotene Graffiti an Gebäuden vorgehen. Das Konzept orientiert sich an einem Modell in München, das dort seit 2001 erfolgreich umgesetzt wird.
Zwar beschäftigt sich die Stadt seit 2007 im Kriminalpräventiven Rat mit dem Thema Graffiti. Dort entstand das Projekt „Schwabenwand“, das Sprayern legale Wände für Graffiti zur Verfügung stellen und sie damit vor Straftaten bewahren soll. Es gibt einige Erfolge. Trotzdem haben die Schmierereien nun wieder zugenommen. Referent Wurm befürchtet, „dass sie sich negativ auf das subjektive Sicherheitsgefühl vieler Bürger auswirken“. Deshalb will er im nächsten Allgemeinen Ausschuss des Stadtrates im März das Projekt „Einwandfrei“vorstellen. Es setzt auf einen Täteropfer-ausgleich. Danach sollen illegale Sprayer, die von der Polizei erwischt werden, die Chance bekommen, dass ihr Strafverfahren eingestellt wird. Voraussetzung dafür ist, dass sie den angerichteten Schaden finanziell wieder gut machen beziehungsweise die verschmutzten Flächen reinigen.
Mit diesem Modell würden allerdings erhebliche Kosten auf die Stadt zukommen. Denn bei der Wiedergutmachung sollen die jugendlichen Sprayer sozialpädagogisch betreut werden. Das würde mit rund 23 000 Euro jährlich zu Buche schlagen. Vorgesehen ist außerdem ein „Opferfonds“, aus dem Sprayer ein zinsloses Darlehen bekommen. So können sie Schaden wieder gutmachen, ohne dass sie sich hoch verschulden müssen. Dieser Fonds müsste mit einem Grundstock von 20000 Euro gefüllt werden, die aus Bußgeldern kommen.
„Einwandfrei“wurde schon 2009 vom zuständigen Arbeitskreis der Stadt entwickelt, aber bisher nicht realisiert. Alle Experten hätten das Konzept damals für gut befunden, sagt Wurm. Wegen der Finanzierungsprobleme sei es aber gar nicht erst in den Stadtrat gekommen. Aktuell ist die finanzielle Lage der Stadt mindestens genauso angespannt. Trotzdem will der Referent nun über „Einwandfrei“abstimmen lassen. Hintergrund des politischen Vorstoßes dürfte auch ein Vorschlag der Polizei aus Pforzheim sein. Sie hatte über unsere Zeitung angeboten, das Pforzheimer Anti-graffitimobil in Augsburg vorzustellen. Mit dem Mobil werden Schmierereien fachmännisch, schnell und kostenlos für Hauseigentümer überstrichen. Straffällige Jugendliche helfen bei der Entfernung der Graffiti im Rahmen von gemeinnützigen Arbeitsstunden, die sie vom Gericht auferlegt bekommen haben. Angeleitet werden sie von Malern und Lackierern der Innung, die sich ehrenamtlich engagieren. Das Pforzheimer Modell sei dem geplanten Augsburger Projekt sehr ähnlich, aber billiger, sagt der zuständige Beamte bei der Kriminalpolizei, Volker Weingardt. Weil das Mobil von der Polizei betreut wird, fallen keine Personalkosten für die Stadt an. Die Materialkosten von rund 12 000 Euro pro Jahr werden aus Bußgeldern finanziert. Damit können 130 Fassaden jährlich gereinigt werden.
Wurm will auch dieses Modell im Ausschuss vorstellen. Er befürwortet jedoch das Projekt „Einwandfrei“. Es sei weitergehend als der Vorschlag aus Pforzheim.