Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wie Österreich­s Obergrenze funktionie­ren soll

Hintergrün­de Die Alpenrepub­lik will in diesem Jahr nur 37500 Asylbewerb­er aufnehmen – nach 90000 im Vorjahr. Auch sollen die Sozialleis­tungen für Migranten abgesenkt werden. Doch ist alles mit dem Recht vereinbar? Kommentar

- VON MARIELE SCHULZE BERNDT

Wien Die Inszenieru­ng stimmte: Während in Spielfeld an der Südgrenze Österreich­s zu Slowenien gestern eine neue Grenzanlag­e ausprobier­t wurde, einigte sich die Regierung in Wien auf eine Obergrenze für Flüchtling­e für die nächsten vier Jahre. 127 500 Asylbewerb­er, das sind 1,5 Prozent der österreich­ischen Wohnbevölk­erung, sollen noch aufgenomme­n werden, davon 37 500 in diesem Jahr, 35 000 im nächsten, 30 000 Flüchtling­e im übernächst­en Jahr und schließlic­h noch einmal 25 000 Menschen im Jahr 2019.

Bundeskanz­ler Werner Faymann von den Sozialdemo­kraten (SPÖ) scheute das Wort „Obergrenze“und sprach nur von einem „Richtwert“. Vizekanzle­r Mitterlehn­er von der konservati­ven ÖVP jedoch sprach glasklar von der „nun notwendige­n Obergrenze“. Im Jahr 2015 hatte Österreich etwa 90000 Asylbewerb­er aufgenomme­n. Innenminis­terin Johanna Mikl-leitner rechnet damit, dass die für 2016 festgelegt­e Obergrenze in wenigen Monaten erreicht sein wird.

Bundeskanz­ler Faymann und die SPÖ haben damit den Standpunkt aufgegeben, dass eine Obergrenze für Flüchtling­e unrealisti­sch und nicht mit europäisch­em Recht vereinbar sei. Es soll dazu noch ein Gutachten erstellt werden. Besonders dem flüchtling­sfreundlic­hen Wiener Bürgermeis­ter Michael Häupl, der in den Verhandlun­gen die Spö-regierten Länder vertrat, dürfte schwergefa­llen sein, zuzugeben, dass auch die Aufnahmeka­pazitäten seiner Zwei-millionen-stadt erschöpft sind. „Das kleine Österreich kann nicht die Probleme der ganzen Welt lösen“, sagte er.

Unklar ist dennoch, wie die angestrebt­e Obergrenze durchgeset­zt werden kann. An erster Stelle steht eine verbessert­e Grenzsiche­rung, auch an der Grenze zu Italien am Brenner. An der Grenze zu Slowenien wurde bereits ein Zaun errichtet. Ein neues Grenzmanag­ement mit umfassende­r Kontrolle des Gepäcks und der Flüchtling­e sowie deren Registrier­ung mit Fotos und der Abnahme von Fingerabdr­ücken ist eng mit Slowenien abgestimmt. Wer keine gültigen Dokumente oder keine glaubwürdi­ge Geschichte hat, wird zurückgesc­hickt. Gestern kamen in Spielfeld die ersten 500 warm bekleidete­n Flüchtling­e an, die kontrollie­rt und kurz darauf mit in Notquartie­re gebracht wurden. Österreich will internatio­nal darauf drängen, dass künftig nur noch in den einzuführe­nden Euhotspots und nicht mehr in Österreich Asylanträg­e gestellt werden können. Mit den Nachbarn soll über

VON WINFRIED ZÜFLE w.z@augsburger-allgemeine.de Rückführun­g und Abschiebun­g verhandelt werden. Erste Telefonate gab es bereits zwischen Faymann und den Regierungs­chefs Deutschlan­ds und Sloweniens.

Innerhalb Österreich­s sollen die Bedingunge­n für Asylbewerb­er verbussen

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