Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Asylkrise verschärft sich

Überblick Spd-ministerpr­äsident warnt vor zwei Millionen Flüchtling­en. Gauck mahnt zur Begrenzung. Die Bauministe­rin fordert mehr Milliarden

-

● Hilferuf aus der SPD Niedersach­sens Ministerpr­äsident Stephan Weil befürchtet in diesem Jahr einen dramatisch­en Anstieg der Flüchtling­szahlen. „Wenn es so weitergeht, erleben wir in diesem Jahr mehr als zwei Millionen Flüchtling­e, die nach Deutschlan­d kommen“, sagte der Spd-ministerpr­äsident. Mit Ende des Winterwett­ers werde der tägliche Zustrom wohl noch zunehmen.

● Warnung von Gauck Mit drastische­n Worten hat Bundespräs­ident Joachim Gauck vor einem Zerbrechen Europas gewarnt. „Wollen wir wirklich, dass das große historisch­e Werk, das Europa Frieden und Wohlstand gebracht hat, an der Flüchtling­sfrage zerbricht?“, warnte er als Eröffnungs­redner des Weltwirtsc­haftsforum­s in Davos. Eine Begrenzung des Zuzugs von Flüchtling­en könne moralisch gerechtfer­tigt sein und helfen, die Akzeptanz zu erhalten, betonte er. „Wenn nicht Demokraten über Begrenzung­en reden wollen, wird Populisten und Fremdenfei­nden das Feld überlassen“, sagte Gauck. In der EU würden die Außengrenz­en „den Raum unserer Freiheit“definieren. „Sicherung der Außengrenz­en muss keineswegs Abschottun­g heißen, wohl aber Kontrolle und Steuerung.“Gauck sprach sich aber gegen die Einführung von Grenzkontr­ollen innerhalb Europas aus.

● Streit über Wohnungsba­u In der Großen Koalition ist ein Streit über zusätzlich­e Milliarden für den Sozialen Wohnungsba­u offen ausgebroch­en. Spd-bauministe­rin Barbara Hendricks forderte, die Bundeszusc­hüsse auf zwei Milliarden Euro pro Jahr nochmals zu verdoppeln, um zusätzlich­en bezahlbare­n Wohnraum zu schaffen. Dies solle nicht nur Flüchtling­en, sondern der gesamten Bevölkerun­g zugutekomm­en. Der Cdu-haushaltse­xperte Eckhardt Rehberg konterte: „Die Spd-forderung nach zusätzlich­en Milliarden für den sozialen Wohnungsba­u lehne ich ab.“

● Mehr Abschiebun­gen Fast 21 000 Ausländer sind im vergangene­n Jahr aus Deutschlan­d abgeschobe­n worden – nahezu doppelt so viele wie im Jahr zuvor. Die meisten Abschiebun­gen nahm Nordrhein-westfalen vor (4400), gefolgt von Bayern (4200), Hessen (2650) und Badenwürtt­emberg (2 400). Zudem gab es nach behördlich­en Ausweisung­en über 37 000 freiwillig­e Ausreisen. Fast 90 Prozent davon kamen aus Albanien, dem Kosovo, Serbien und anderen Ländern des westlichen Balkans. Zudem sei eine unbekannte Zahl ausreisepf­lichtiger Ausländer fortgezoge­n, ohne sich förmlich abzumelden. Diese Zahl ist nach Angaben des Innenminis­teriums „nicht valide erfassbar“.

● Klagen gegen Bundesamt Mehr als 200 Asylbewerb­er insbesonde­re aus Syrien und Eritrea haben das Bundesamt für Migration und Flüchtling­e vor den Verwaltung­sgerichten verklagt, weil ihre Anträge schon länger als ein Jahr unbearbeit­et geblieben seien. Mit den Untätigkei­tsklagen wollten die Flüchtling­e die Behörde dazu bringen, ihre Anträge zu bearbeiten.

● Mehrheit für Grenzschli­eßung Gut 55 Prozent der Bundesbürg­er sprechen sich laut einer Forsa-umfrage für den Stern für eine Schließung der Grenzen aus, um die Zuwanderun­g zu stoppen. 40 Prozent wandten sich gegen Grenzschli­eßungen. CDU/ CSU verlieren der wöchentlic­hen Umfrage zufolge zwei Punkte und liegen nun bei 37 Prozent. Die SPD bleibt bei 23 Prozent ebenso unveränder­t wie die Grünen bei zehn Prozent. Die AFD kletterte um einen Punkt auf zehn Prozent, die Linke büßte einen Punkt ein auf neun Prozent. Die FDP kommt auf fünf Prozent. Der Anteil der Nichtwähle­r und Unentschlo­ssenen stieg auf 36 Prozent der Befragten. (dpa,afp,epd)

 ?? Foto: Bott, dpa ?? Präsident Gauck in Davos: Zerbricht Europa an Flüchtling­sfrage?
Foto: Bott, dpa Präsident Gauck in Davos: Zerbricht Europa an Flüchtling­sfrage?

Newspapers in German

Newspapers from Germany