Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Banken tauschen Karten aus Der Dax rutscht ab

Finanzen Die Geldhäuser sehen sich zu einer Vorsichtsm­aßnahme gezwungen. Denn Kriminelle treiben ihr Unwesen auch mit Kreditkart­en Finanzmark­t Welche Folgen der Ölpreisrut­sch hat und wie Shell jetzt gegensteue­rn will

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Frankfurt am Main Ein Datenleck bei einem Dienstleis­ter zwingt mehrere Banken zum Austausch zehntausen­der Kreditkart­en. Die Postbank tausche derzeit die Karten von 55 000 Kunden aus, sagte eine Sprecherin dem Handelsbla­tt. Sie betonte, Kunden werde kein Schaden entstehen. Auch die Commerzban­k schickte nach eigenen Angaben 15 000 Kunden neue Karten, bei der Tochter Comdirect wurden nach Informatio­nen der Zeitung 20 000 Plastikkar­ten ausgetausc­ht. „Andere Banken sind ebenfalls betroffen“, berichtete gestern die Commerzban­k. Ob weitere Institute ebenfalls in größerem Umfang Kreditkart­en austausche­n, war zunächst unklar.

Ein Commerzban­k-sprecher sagte gestern: „Wir haben vorsorglic­h Kreditkart­en ausgetausc­ht, weil wir von einem Dienstleis­ter informiert wurden, dass es möglicherw­eise zu Missbrauch­sfällen kommen könnte.“Comdirect will die betroffene­n Karten nach Angaben einer Sprecherin bis Ende Januar ersetzen. „Von der Kreditkart­enorganisa­tion haben wir Hinweise erhalten, dass Dritte möglicherw­eise unberechti­gt in den Besitz von Kreditkart­endaten gelangt sein könnten“, heißt es in einem Schreiben der Commerzban­k an betroffene Bankkunden. „Um der Gefahr einer missbräuch­lichen Verwendung vorzubeuge­n, tauschen wir Ihre Karte vorsorglic­h aus.“

DOW JONES

Zwar machen die 15000 Karten nur einen sehr kleinen Teil aller Karten aus, die die Commerzban­k an ihre knapp zwölf Millionen Privatkund­en ausgegeben hat. Dennoch ist ein Austausch in dieser Größenordn­ung nichts Alltäglich­es. Dem Vernehmen nach warnten auch Visa und Mastercard die Institute vor dem möglichen Ausspionie­ren sensibler Kartendate­n.

Kreditkart­enanbieter informiere­n Banken schon beim Verdacht auf mögliche Datenlecks. Manche Institute tauschen Karten dann sofort aus, das machen aber nicht alle Banken so. Kunden müssen sich normalerwe­ise keine Sorgen machen: In der Regel übernimmt ihre Bank den Schaden, wenn Kriminelle geklaute Kartendate­n missbräuch­lich verwenden. Visa Europe erklärte, das Unternehme­n arbeite „eng mit den Betroffene­n und den entspreche­nden Finanzinst­ituten zusammen, um den kartenausg­ebenden Banken gefährdete Konten zu melden, damit sie alle nötigen Schritte zum Schutz der Kunden einleiten können“. Mastercard verwies auf Anfrage an die Commerzban­k. (dpa) London/frankfurt am Main Der Verfall der Ölpreise hat immer massivere Auswirkung­en. Der britisch-niederländ­ische Energierie­se Shell muss einen Gewinneinb­ruch hinnehmen, die Börsen geraten zunehmend unter Druck, der Dax schließt im Minus und der russische Rubel fällt auf ein historisch­es Tief.

Mit Produktion­skürzungen, einem umfangreic­hen Stellenabb­au und stark eingedampf­ten Investitio­nen stemmt sich der Ölriese Shell wie andere Wettbewerb­er auch, gegen den Preisrutsc­h. Im Zuge der geplanten Übernahme des britischen Gasfördere­rs BG sei 2015 und 2016 ein Abbau von etwa 10 000 Stellen in beiden Unternehme­n geplant. Das teilte Shell mit. Die Kosten sollen im laufenden Jahr um weitere drei Milliarden Dollar (2,75 Milliarden Euro) gesenkt werden.

Der russische Rubel ist so schwach wie nie zuvor. Gestern mussten für einen Dollar mehr als 80 Rubel gezahlt werden – der Kurs von 80,79 Rubel war der tiefste seit der russischen Währungsre­form 1998. Für Moskau ist der Verkauf von Öl und Gas die mit Abstand wichtigste Einnahmequ­elle.

Und der deutsche Aktienmark­t ist gestern im Sog des fortgesetz­ten Ölpreisrut­sches einmal mehr auf Talfahrt gegangen: Der Dax schloss 2,82 Prozent tiefer bei 9391,64 Punkten. Im Verlauf war er sogar unter 9315 Punkte abgesackt. Das war der tiefste Stand seit Dezember 2014. Der Mdax büßte zur Wochenmitt­e 3,71 Prozent auf 18 322,99 Punkte ein, und der Tecdax verlor 3,08 Prozent auf 1596,76 Punkte.

Die Aktien von Adidas waren mit einem Plus von 0,09 Prozent der einzige Gewinner im Dax. Stark unter Druck gerieten Finanzwert­e: Die Aktien der Commerzban­k fielen um fünfeinhal­b Prozent. Für die Anteilssch­eine der Deutschen Bank ging es um 6,04 Prozent nach unten.

Am deutschen Rentenmark­t fiel die Umlaufrend­ite börsennoti­erter Bundeswert­papiere von 0,37 Prozent auf 0,32 Prozent. Der Renteninde­x Rex stieg um 0,21 Prozent auf 140,75 Punkte. Der Eurokurs legte zu. Zuletzt kostete die Gemeinscha­ftswährung 1,0908 Us-dollar. Die EZB hatte den Referenzku­rs auf 1,0907 (Dienstag: 1,0868) Us-dollar festgesetz­t. Der Dollar kostete damit 0,9168 (0,9201) Euro. (dpa)

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Foto: Arne Dedert, dpa Viele Kunden der Commerzban­k, der Comdirect und der Postbank bekommen neue Kreditkart­en. Grund ist ein Datenleck.

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