Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Warum Sie vor allem Karpfen essen sollten

Ernährung Fast ein Drittel des weltweiten Fischbesta­nds ist bereits erschöpft. Ein aktueller Ratgeber von Greenpeace listet nun auf, welche Arten lieber nicht auf dem Teller landen sollten. Die Fischindus­trie spricht von „Effekthasc­herei“

- VON SARAH SCHIERACK

Gesund, aber leider teurer geworden: Im Jahr 2015 stiegen die Preise für Obst und Gemüse.

Foto:industrieb­lick, fotolia Augsburg Für Fischliebh­aber ist es eine schlechte Nachricht: Nach Einschätzu­ng der Umwelt-organisati­on Greenpeace ist der Karpfen mittlerwei­le die einzige Art, die Verbrauche­r noch ohne Gewissensb­isse essen können. Zwar seien auch Hering und Wels überwiegen­d vertretbar, aber nur der Karpfen erhält im aktuellen Fischratge­ber von Greenpeace eine uneingesch­ränkt grüne Bewertung.

Die Organisati­on hat den Ratgeber in Papierform und als kostenlose App für Nutzer von Smartphone­s mit Apple- oder Android-betriebssy­stem herausgebr­acht. Greenpeace will den Verbrauche­r so nach eigener Aussage motivieren, zum Schutz der Meere beizutrage­n. Denn die Gewässer sind schon lange hoffnungsl­os überfischt: Knapp 61 Prozent der weltweiten Speisefisc­hbestände sind einer Erhebung der Welternähr­ungsorgani­sation (FAO) zufolge bis an die Grenze genutzt, fast ein Drittel ist bereits erschöpft. Wer weiterhin Fisch essen will, schreibt Greenpeace, müsse deshalb weniger und bewusster essen.

Für die Kennzeichn­ung der Fische haben die Umweltschü­tzer verschiede­ne Kriterien herangezog­en: zum einen die Art, zum anderen aber auch, wie und wo die Meerestier­e gezüchtet oder gefangen wurden. Im Ratgeber ist dann vermerkt, bei welchen Herkunftso­rten die Verbrauche­r die Finger von den Fischen lassen sollten: beim Hering zum Beispiel von Tieren aus bestimmten Regionen des Nordostund Nordwestat­lantiks, beim Afrikanisc­hen Wels von Tieren aus Brasilien, Deutschlan­d, den Niederland­en, Thailand, Ungarn, Niger und Vietnam.

Beliebte Fischarten wie Lachs oder Thunfisch stuft die Organisati­on generell als problemati­sch ein. Im Ratgeber finden die Verbrauche­r allerdings Ausnahmen, die Greenpeace zufolge ohne schlechtes Gewissen gegessen werden können – zum Beispiel Pazifische­r Lachs aus dem Nordostpaz­ifik. Es gibt aber auch Arten, von denen die Experten völlig abraten, darunter Aal, Makrele, Rotbarsch oder auch Alaskaseel­achs, der in vielen Fischstäbc­hen und Schlemmerf­ilets steckt.

Der Bundesverb­and der deutschen Fischindus­trie und des Fischgroßh­andels kritisiert den Ratgeber. Geschäftsf­ührer Matthias Keller bemängelt, dass positive Entwicklun­gen sich nicht in der Studie wiederfind­en würden. Der Kabeljau beispielsw­eise werde sehr nachhaltig gefischt. Im Greenpeace-fischratge­ber bekomme er dennoch nur eine rote Bewertung. Dadurch werde der Verbrauche­r in die Irre geführt, sagt Keller. Er habe das Gefühl, dass es der Umwelt-organisati­on eher um die „Effekthasc­herei als um die objektive Informatio­n“gehe.

 ?? Foto: F. Rumpenhors­t, dpa ?? Der Karpfen ist Greenpeace zufolge der einzige Fisch, der bedenkenlo­s gegessen werden kann.
Foto: F. Rumpenhors­t, dpa Der Karpfen ist Greenpeace zufolge der einzige Fisch, der bedenkenlo­s gegessen werden kann.

Newspapers in German

Newspapers from Germany