Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Schwaben im Dreivierteltakt
Heimatpflege Die Museen des Bezirks bieten ein reichhaltiges Kulturjahr 2016: Da wird Ländler getanzt, dort wird alles selbst gemacht. Und der Stolz der Schützen erstrahlt
Augsburg Wie wär’s einmal mit einem Ländler? Gar nicht so einfach ist der traditionelle bayerische Tanz stilvollendet aufs Parkett zu legen. Denn im gemächlichen Dreivierteltakt gibt es eine Fülle von Schrittfolgen und Drehungen, die ein geübtes Paar vollzieht. Christoph Lambertz und Monika Hoede, die Berater des Bezirks Schwabens für Volkstanz und Trachten, können es natürlich vollendet vormachen auf der gestrigen Pressekonferenz über das reichhaltige schwäbische Kulturjahr 2016. Und wer’s lernen will, sollte in die Schau „Landlerisch – eine Ausstellung in acht Takten“ab 24. April in die Hammerschmiede Naichen (Landkreis Günzburg) gehen.
Zum Selbermachen fordert auch das Schwäbische Volkskundemuseum Oberschönenfeld (Landkreis Augsburg) auf. Unter dem Motto „Do it yourself!“spürt Museumsleiterin Beate Spiegel mit ihrem Team in einer Ausstellung ab 13. März einem Lebensgefühl nach, das einst aus der Not knapper Mittel in der Nähstube und im Bastelkeller geboren wurde, aber jetzt ein angesagtes Trendhobby ist. „Upcycling“heißt es heute, wenn aus gebrauchten Dingen etwas anderes und Neues entsteht. Etwa Beate Spiegels schicke Tasche aus alten Krawatten. Im Museumsdepot schöpfte sie aus dem Vollen bis hin zum Herd, der in der Nachkriegszeit aus alten Flugzeugblechen geschweißt wurde.
Das Schwäbische Bauernhofmuseum Illerbeuren (Landkreis Unterallgäu) eröffnet in diesem Sommer zusätzlich das „Süddeutsche Schützenkompetenzzentrum“. In einem neuen Museumsbau wird der Leiter
Dem beliebten schwäbischen Volkstanz des Ländlers widmet der Bezirk Schwaben 2016 eine Ausstellung in der Hammerschmiede Naichen.
Philipp Herzog auf 700 Quadratmetern ein Schützenfest inszenieren. Er will das jahrhundertealte „Kulturphänomen“wertneutral darstellen, das zu Jahresende 2015 passend ins immaterielle Kulturerbe der Unesco aufgenommen worden ist. Herzog ist sich jedoch bewusst: „Es handelt sich um ein kontroverses Thema.“Mörderische Amokläufe lassen Bewaffnung in Bürgerhand fraglich erscheinen. In seiner Illerbeurer Präsentation werde er auch auf Waffenmissbrauch und Kriegsverherrlichung eingehen – neben dem Stolz der Schützen auf ihre Treffsicherheit. Nicht zuletzt spiegelt sich auch die Frauenemanzipation wider: Seit mindestens 100 Jahren gibt es Schützenköniginnen.
Kriegerische Töne werden auch auf Schloss Höchstädt (Landkreis Dillingen) angeschlagen. Die Kuratorin Stefanie Kautz inszeniert die „Heimatfront Kinderzimmer“, die im Ersten Weltkrieg propagandistisch in Spielzeug und Kinderbüchern ausgeschlachtet wurde. Den Bogen schlägt sie bis in die Gegenwart zum Film „Star Wars“. Und sie fragt: Wie spielt man Frieden? Und holt die Schau „Kriegskinder“vom Anne-frank-zentrum Berlin – und das Eukitea-theater mit seinem Schülerstück über Sophie Scholl.
Dem musikalischen Nachwuchs gibt Allan Bergius mit dem Schwäbischen Jugendsinfonieorchester eine Bühne. Als Glanzlichter wird er das Klavierkonzert von Schumann und das Violinkonzert von Sibelius und Sinfonien von Schostakowitsch und Tschaikowsky einstudieren. So wie Bergius eine lebenslange Liebe zur Musik in die Seele einpflanzen möchte, so will Bezirkstagspräsident Jürgen Reichert mit einer „behutsam weiterentwickelten“Kulturarbeit den Alltag der Menschen bereichern und neue Impulse geben.
Bezirksheimatpfleger Peter Fassl packt heuer die Fotogeschichte von Schwaben an. Er ist davon überzeugt, dass in Gemeindearchiven, bei Vereinen und in Geschäften ungeahnte Fotoschätze schlummern, die endlich gehoben werden sollten. Für die Erschließung will er einen Leitfaden entwickeln. Gespannt blickt er auf zwei Tagungen: über „Psychiatrie im Ersten Weltkrieg“und über die Geschichte des Bieres in Schwaben, beide in Kloster Irsee.
Museumsprogramm & Kulturkalender sind beim Bezirk kostenlos zu bestellen unter Tel. 08 21/31 01-386.
Exklusiv
bei EDEKA!