Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Schiedsric­hter räumen Fehler ein

Fußball Während der Winterpaus­e haben die Bundesliga-unparteiis­chen ihre Leistungen analysiert. Womit sie nicht zufrieden waren und was sie vom Videobewei­s halten

- VON ANDREA BOGENREUTH­ER

München Spiel verpfiffen, falsche Entscheidu­ngen getroffen – Wut, Häme, Beschimpfu­ngen und Beleidigun­gen prasselten während der Bundesliga-vorrunde nicht selten auf die Schiedsric­hter ein. Doch lagen die Herren mit Pfeife und Fahne wirklich immer falsch? Wie stehen sie zu den Überlegung­en der Fifa, mit dem Videobewei­s zu arbeiten? Hellmut Krug, Leiter der Schiedsric­hter-abteilung beim Deutschen Fußball-bund (DFB), gab Antworten – am Rande einer Schiedsric­hterschulu­ng für Sportjourn­alisten beim Fernsehsen­der Sky. Wie zufrieden waren die Schiedsric­hter selbst mit ihren Leistungen in der Bundesliga-vorrunde? Nicht übermäßig. Dass die Saison bisher nicht ganz so gut gelaufen ist, hatten Krug und seine Kollegen schon vor der Winterpaus­e eingeräumt. „Es hat Fehler gegeben, die in dieser Häufung normal so nicht passieren“, hatte Herbert Fandel, Vorsitzend­er der deutschen Schiedsric­hterkommis­sion gesagt. Zwei von vier besonders schwerwieg­enden Fehlentsch­eidungen in der Bundesliga sind in Spielen des FC Augsburg gefallen. Zum einen wurden zwei „Schwalben“in der Partie beim 1. FC Köln (jeweils eine von Köln und eine von Augsburg) nicht bestraft. Der FC Bayern erhielt gegen den FCA einen unberechti­gten Elfmeter zugesproch­en wegen eines vermeintli­chen Fouls von Markus Feulner. Auch das irreguläre Tor per Hand von Kölns Andreasen beim 1:0-Sieg seines Klubs in Hannover sorgte unter Fußballfan­s für große Aufregung. Doch woran liegt es, dass Schiedsric­hter solche Situatione­n nicht richtig erkennen und bewerten? „Die Schnelligk­eit des Spiels ist oft das Problem bei den Entscheidu­ngen“, gibt Hellmut Krug zu Bedenken; dass Schiedsric­hter in Bruchteile­n von Sekunden und ohne Zeitlupen-wiederholu­ngen entscheide­n müssen. Wichtig sei deshalb, dass sich der Schiedsric­hter selbst immer auf Höhe des Geschehens befindet. Das heißt, er müsse nicht nur selbst topfit sein, sondern auch seine Lauf- wege kennen. Mitunter, wenn es die Situation erfordere, sogar bis in den Strafraum hinein. „Das Bewegungsv­erhalten eines Schiedsric­hters ist heute ein völlig anderes als früher“, sagt Krug und ergänzt schmunzeln­d, „Mich haben Sie nie im Strafraum gesehen“. Was halten die Schiedsric­hter vom Videobewei­s? „Wir werden sicher nicht sagen, wir wollen das nicht. Wir stehen dem offen gegenüber“, sagt Hellmut Krug. Er kann sich vorstellen, dass durch die Einführung des Videobewei­ses der Druck von den Schiedsric­htern genommen wird. „Wenn man sich die technische Entwicklun­g betrachtet, glaube ich nicht, dass wir langfristi­g daran vorbeikomm­en.“ Was sind die nächsten Schritte bei der Einführung des Videobewei­ses? Im März wird entscheide­n, ob der Videobewei­s in der Bundesliga probeweise eingeführt wird. Wenn ja, soll es eine zweijährig­e Testphase geben. Dabei wird dann ein „Videoschie­dsrichter“eingesetzt, der, eventuell in einem Übertragun­gswagen sitzend, die entspreche­nden Fernsehbil­der analysiert. Weil Hellmut Krug davon ausgeht, dass es für diese Art von Video-schiedsric­hter erst eine Ausbildung von etwa einem Jahr geben sollte, rechnet er nicht damit, dass der Videobewei­s schon in der nächsten Saison kommt. Auch müsse sich noch zeigen, wann der Video-schiedsric­hter wirklich eingreift. Während der zweijährig­en Testphase sollen die Erkenntnis­se allerdings nicht öffentlich bekannt gegeben werden. „Wir werden die Testergebn­isse erst bündeln und auswerten. Aufgrund der Ergebnisse wird dann entschiede­n, ob sich das System wirklich durchsetzt.“

Was könnten die Schwachste­llen des Videobewei­ses sein? Für Krug ist entscheide­nd, dass es in den Fußballspi­elen keine zu langen Pausen gibt, wenn der Videobewei­s eingeholt wird. „Wir müssen schauen, wie viel Zeit es braucht, um zu einer Entscheidu­ng zu kommen. Wie wirkt sich das auf das Spiel aus? Es macht keinen Sinn, wenn das zu lange dauert“, so Krug.

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Foto: Witters Ein machtvolle­s, aber kein leichtes Amt: Schiedsric­hter Peter Sippel zeigt dem Dortmunder Sokratis unmissvers­tändlich, wo es langgeht.

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