Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Jodler und Juchetzer
Außergewöhnliche Uraufführungen
Zwei Künstler-pädagogen des Leopold-mozart-zentrums (LMZ) war im Rokokosaal der Regierung ein außergewöhnliches „Geburtstagsständchen“gewidmet: Prof. Rudolf-dieter Kraemer, erster – emeritierter – Leiter des LMZ, und der Komponist und Dozent Markus Schmitt feierten „runde“Geburtstage. Sie kamen mit ihren Werken selbst „zu Wort“. Dazu gab es weitere Uraufführungen. Das von Julius Berger betreute Ensemble Cellopassionato wurde dabei auf seine enorme Klangfähigkeit ausgereizt.
Rudolf-dieter Kraemer bestach mit seinem Tableau „In meiner Seele dunklem Spiegel“für Sprecher, und sechs Violoncelli. Zu Texten von Trakl sowie Sprüchen aus dem altägyptischen Totenbuch durchmaßen die Streicher ein Pandämonium zwischen mysteriös bewegten Liegetönen, Clustern und verdichteten hymnischen Anmutungen. Markus Schmitts „Fünf Jodler und Juchetzer“brachte Julius Berger brillant zur Uraufführung. Es sind ironische bis heimatlich pointierte Charakterminiaturen mit älplerischen Echo-effekten und skurrilen Brechungen. Schmitts Bearbeitungen von Schumanns „Waldszenen“offenbarten ein liebevolles Gefühl für das Mysterium des Waldes und ließen den Schumann’schen Grundton nahezu unberührt.
Ein Überraschung war die Umsetzung der titelgebenden „Music of the Spheres“der deutsch-amerikanischen Avantgardistin Johanna M. Beyer (1888 - 1944) durch Johannes X. Schachtner. Die elektroakustische Vorlage übertrug er auf sechs Celli. Große Wirkung zeitigte „Friduscal“von Manuela Kerer. Ein Streichsextett war verteilt im Raum aufgestellt, sodass die quasi stereofonische Annäherung an Bachs Choral „Du Friedensfürst Herr Jesu Christ“beeindruckend zu erleben war. Martin Fogt rezitierte einfühlsam die dunkle Lyrik von Giovanni Leopardi bis H. C. Artmann. Der voll besetzte Saal applaudierte nach Kräften diesem ungewöhnlichen Abend.