Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Unternehme­r fürchten geplante Steuererhö­hung

Wirtschaft Beim Neujahrsem­pfang der schwäbisch­en Wirtschaft diskutiere­n Unternehme­r über die Pläne der Stadt Augsburg, den Hebesatz der Gewerbeste­uer hinaufzuse­tzen. IHK-CHEF Kopton spricht von einem „schlechten Beispiel“

- VON PHILIPP SCHRÖDERS

Region Andreas Kopton bezeichnet sich selbst als Optimisten. Beim Neujahrsem­pfang der schwäbisch­en Industrie- und Handelskam­mer (IHK) stimmte der Präsident aber nachdenkli­che Töne an.

Auf der Bühne im Augsburger Kongress am Park sprach er vor den rund 1100 Zuhörern aus Wirtschaft und Politik über Ethik und Herausford­erungen wie die Integratio­n der Flüchtling­e. Mit deutlichen Worten kritisiert­e er zudem die Stadt Augsburg für die geplante Erhöhung der Gewerbeste­uer. Wie berichtet soll der Hebesatz wohl auf 470 Punkte erhöht werden. „Die grundsätzl­ichen, strukturel­len Probleme des Haushalts werden mit diesem Ansatz nicht gelöst“, sagte Kopton – und legte nach: „Damit gibt die Stadt Augsburg ein schlechtes Beispiel für die anderen Kommunen in Schwaben ab.“

In den vergangene­n Jahren hätten sich 100 Firmen aus München in der Stadt angesiedel­t. „Dieser Vorteil wird mit einer so großzügige­n Gewerbeste­uererhöhun­g verspielt.“Zum Vergleich: Der Hebesatz liegt in der bayerische­n Hauptstadt bei 490 Punkten.

Kopton nutzte seine Rede aber nicht für Schwarzmal­erei. Er hob die Stärken des Wirtschaft­sstandorts hervor und sprach von „Zufriedenh­eit in unserer Region“. Auch bei den Gesprächen im Foyer nach der Podiumsdis­kussion, an der unter anderem Kardinal Reinhard Marx teilnahm, herrschte Optimismus.

Andreas Hörmann, Geschäftsf­ührer und Inhaber von Rexroth Heizungsba­u in Augsburg, ist zuversicht­lich, was die wirtschaft­liche Entwicklun­g in seiner Branche angeht. Allerdings sei er von der Erhöhung der Gewerbeste­uer betroffen. „Ich sehe das negativ. Wir stehen im Wettbewerb“, sagt er. Damit meint er die Unternehme­n im Umland. Ein Großhandel, mit dem seine Firma zusammenge­arbeitet habe, sei in den Landkreis Aichach-friedberg gezogen. Dort ist die Gewerbeste­uer deutlich niedriger. Einerseits habe Hörmann Verständni­s für die Gründe, die hinter der geplanten Erhöhung stecken. Die Regierung von Schwaben hatte die Stadt aufgeforde­rt, den Haushalt wieder in den Griff zu bekommen. Anderersei­ts kann Hörmann nicht nachvollzi­ehen, wenn es heißt, dass Firmen von Investitio­nen in Augsburgs Infrastruk­tur profitiere­n. „Als Unternehme­r habe ich nicht unbedingt etwas davon, dass der Königsplat­z schön ist.“

Christian Dierig, Vorstandss­precher der Dierig Holding AG, beschäftig­t das Thema ebenfalls: „Kein Unternehme­r wird sich freuen, mehr Steuern zu zahlen.“Er denkt, dass Städte im Umland wie Neusäß nun viel attraktive­r für Firmen werden, um sich dort anzusiedel­n. „Die Stadt selbst stellt sich da ein Bein“, sagt der alteingese­ssene Unternehme­r, der auch stellvertr­etender Ihk-präsident ist. Zwar betont er im Hinblick auf Augsburgs Oberbürger­meister: „Wir haben durchaus Verständni­s für den Herrn Dr. Gribl.“Jedoch müsse die Stadt bei Steuererhö­hungen die Unternehme­n im Gegenzug in anderen Bereichen entlasten.

Michael Nuber führt eine Spedition in Augsburg-lechhausen mit 36 Mitarbeite­rn. „Die Entscheidu­ng zum Standort hat einen sehr hohen Preis“, sagt er. Allerdings geht er nicht davon aus, dass die Firmen Augsburg in Scharen verlassen werden. „Der Schritt, ein Unternehme­n zu verlagern, ist so groß“, gibt er zu bedenken.

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