Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Unternehmer fürchten geplante Steuererhöhung
Wirtschaft Beim Neujahrsempfang der schwäbischen Wirtschaft diskutieren Unternehmer über die Pläne der Stadt Augsburg, den Hebesatz der Gewerbesteuer hinaufzusetzen. IHK-CHEF Kopton spricht von einem „schlechten Beispiel“
Region Andreas Kopton bezeichnet sich selbst als Optimisten. Beim Neujahrsempfang der schwäbischen Industrie- und Handelskammer (IHK) stimmte der Präsident aber nachdenkliche Töne an.
Auf der Bühne im Augsburger Kongress am Park sprach er vor den rund 1100 Zuhörern aus Wirtschaft und Politik über Ethik und Herausforderungen wie die Integration der Flüchtlinge. Mit deutlichen Worten kritisierte er zudem die Stadt Augsburg für die geplante Erhöhung der Gewerbesteuer. Wie berichtet soll der Hebesatz wohl auf 470 Punkte erhöht werden. „Die grundsätzlichen, strukturellen Probleme des Haushalts werden mit diesem Ansatz nicht gelöst“, sagte Kopton – und legte nach: „Damit gibt die Stadt Augsburg ein schlechtes Beispiel für die anderen Kommunen in Schwaben ab.“
In den vergangenen Jahren hätten sich 100 Firmen aus München in der Stadt angesiedelt. „Dieser Vorteil wird mit einer so großzügigen Gewerbesteuererhöhung verspielt.“Zum Vergleich: Der Hebesatz liegt in der bayerischen Hauptstadt bei 490 Punkten.
Kopton nutzte seine Rede aber nicht für Schwarzmalerei. Er hob die Stärken des Wirtschaftsstandorts hervor und sprach von „Zufriedenheit in unserer Region“. Auch bei den Gesprächen im Foyer nach der Podiumsdiskussion, an der unter anderem Kardinal Reinhard Marx teilnahm, herrschte Optimismus.
Andreas Hörmann, Geschäftsführer und Inhaber von Rexroth Heizungsbau in Augsburg, ist zuversichtlich, was die wirtschaftliche Entwicklung in seiner Branche angeht. Allerdings sei er von der Erhöhung der Gewerbesteuer betroffen. „Ich sehe das negativ. Wir stehen im Wettbewerb“, sagt er. Damit meint er die Unternehmen im Umland. Ein Großhandel, mit dem seine Firma zusammengearbeitet habe, sei in den Landkreis Aichach-friedberg gezogen. Dort ist die Gewerbesteuer deutlich niedriger. Einerseits habe Hörmann Verständnis für die Gründe, die hinter der geplanten Erhöhung stecken. Die Regierung von Schwaben hatte die Stadt aufgefordert, den Haushalt wieder in den Griff zu bekommen. Andererseits kann Hörmann nicht nachvollziehen, wenn es heißt, dass Firmen von Investitionen in Augsburgs Infrastruktur profitieren. „Als Unternehmer habe ich nicht unbedingt etwas davon, dass der Königsplatz schön ist.“
Christian Dierig, Vorstandssprecher der Dierig Holding AG, beschäftigt das Thema ebenfalls: „Kein Unternehmer wird sich freuen, mehr Steuern zu zahlen.“Er denkt, dass Städte im Umland wie Neusäß nun viel attraktiver für Firmen werden, um sich dort anzusiedeln. „Die Stadt selbst stellt sich da ein Bein“, sagt der alteingesessene Unternehmer, der auch stellvertretender Ihk-präsident ist. Zwar betont er im Hinblick auf Augsburgs Oberbürgermeister: „Wir haben durchaus Verständnis für den Herrn Dr. Gribl.“Jedoch müsse die Stadt bei Steuererhöhungen die Unternehmen im Gegenzug in anderen Bereichen entlasten.
Michael Nuber führt eine Spedition in Augsburg-lechhausen mit 36 Mitarbeitern. „Die Entscheidung zum Standort hat einen sehr hohen Preis“, sagt er. Allerdings geht er nicht davon aus, dass die Firmen Augsburg in Scharen verlassen werden. „Der Schritt, ein Unternehmen zu verlagern, ist so groß“, gibt er zu bedenken.