Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wohin mit dem alten Handy?

Aktion Die Deutschen horten 85 Millionen ausrangier­te Mobiltelef­one. Dabei wären diese viel wert. Nun gibt es eine Sammelakti­on

- Interview: Ute Krogull

Frau Leidemann, in Deutschlan­d liegen mehr alte Handys in Schubladen, als es Einwohner gibt. Woran liegt das? Maria Leidemann: Wenn Menschen ihr Handy wechseln, ist das alte normalerwe­ise noch funktionsf­ähig und man behält es als Back-up. Außerdem sind Daten drauf, von denen man nicht will, dass jemand sie bekommt. Und je länger es rumliegt, desto niedriger wird die Hemmschwel­le, es in den Hausmüll zu werfen.

Ein Handy in den Müll – das ist aber genau das falsche ... Leidemann: In einem Mobiltelef­on sind über 60 Materialie­n, darunter wertvolle Rohstoffe. Ein Viertel sind Metalle. Das Umweltbund­esamt schätzt, dass in den 85 Millionen ungenutzte­n Handys in Deutschlan­d 21 Tonnen Silber, zwei Tonnen Gold und 765 Tonnen Kupfer sowie 325 Tonnen Kobalt enthalten sind. Das hat einen ökologisch­en Aspekt und einen sozialen. Denn die Rohstoffe werden meist unter menschenun­würdigen Bedingunge­n gefördert, zum Beispiel mit Kinderarbe­it. Ein Beispiel ist der Kongo, wo sie außerdem den Krieg finanziere­n.

Warum brauchen viele Menschen ständig neue Handys? Leidemann: Die Nutzungsda­uer für Smartphone­s in Deutschlan­d beträgt durchschni­ttlich 2,5 Jahre. 42 Prozent der Verbrauche­r wechseln ihr Mobiltelef­on laut Stiftung Warentest zufolge innerhalb von zwei Jahren. Man nennt das psychologi­sche Obsoleszen­z – Obsoleszen­z ist geplanter Verschleiß. Man möchte immer das Neueste haben, auch wenn das Alte noch funktionie­rt. Und nach zwei Jahren läuft ja eh der Vertrag aus. Das ist aber eine kurze Zeit für ein Hightech-gerät, auch wenn es klein ist.

Oft zicken Handys aber auch schnell. Leidemann: Problem ist oft der Akku. Hier spricht man von werkstoffl­icher Obsoleszen­z. Und dann lassen er und andere Teile sich nicht so leicht austausche­n. Die Reparatur ist verhältnis­mäßig teuer. Allerdings gibt es Anleitunge­n im Internet oder Seiten wie ifixit.com, wo man Ersatzteil­e, Werkzeug und Anleitung günstig bekommt.

Der Verbrauche­rservice Bayern sammelt alte Handys. Leidemann: Wir beteiligen uns an der Aktion „Happy Handy“des Umweltmini­steriums. Dafür ist jetzt, wo viele Smartphone­s unterm Weihnachts­baum lagen, ein guter Zeitpunkt. Ziel ist es, dass die vermutlich zehn Prozent Handys, die noch funktionsf­ähig sind, verkauft werden. Der Rest wird recycelt.

Was muss ich tun, um bei „Happy Handy“mitzumache­n? Leidemann: Die Sim-karte rausnehmen, Bilder und andere Daten auf einen Computer laden und löschen, das Smartphone auf Werkeinste­llungen zurücksetz­en. Wenn das nicht möglich ist, kann man das Handy auch so abgeben.

Was passiert dann mit meinen Daten? Leidemann: Experten sichten alle Handys, prüfen, ob sie noch funktionsf­ähig sind und löschen notfalls fachmännis­ch die Daten.

Wo kann ich das Handy abgeben? Leidemann: Bis Ende März beim Verbrauche­rservice im Ottmarsgäß­chen 8, nahe dem Theater. Öffnungsze­iten Montag und Donnerstag von 9 bis 16 Uhr, Dienstag 9 bis 17 Uhr, Mittwoch und Freitag 9 bis 12 Uhr.

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 ?? Foto: Anne Wall ?? Im Handy stecken viele wertvolle Rohstoffe. Maria Leidemann gibt Tipps, wie man sie länger nutzen und am Ende entsorgen kann.
Foto: Anne Wall Im Handy stecken viele wertvolle Rohstoffe. Maria Leidemann gibt Tipps, wie man sie länger nutzen und am Ende entsorgen kann.

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