Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wie eine Apotheke demenzfreu­ndlich wird

Medizin Ein prämiertes Konzept soll betroffene­n Kunden und Angehörige­n helfen

- Weitere Informatio­nen unter: www.alzheimer-augsburg.de oder am Alzheimer-telefon 0821/3193110. VON THOMAS METSCHL

Es fängt in der Regel ganz harmlos an. Man vergisst einmal, was man einkaufen wollte oder kann sich nicht orientiere­n. Wenn solche Anzeichen allerdings zunehmen, kann bereits eine beginnende Demenz sichtbar werden. Etwa 5000 Menschen in Augsburg sind von dieser Krankheit betroffen.

Ein Projekt, das sowohl den Demenzkran­ken als auch den Angehörige­n helfen soll, wurde vom Deutschen Apothekerv­erband mit dem Apotheken-award im Wert von 2000 Euro ausgezeich­net. 51 Apotheken in der Region haben Mitarbeite­r zu einer Fortbildun­g geschickt, um sich mit der Krankheit Demenz näher zu beschäftig­en. „Sie dürfen sich jetzt als zertifizie­rte demenzfreu­ndliche Apotheke bezeichnen“, sagt der Vorsitzend­e der Alzheimer Gesellscha­ft Augsburg, Jens Schneider, mit deren Unterstütz­ung das Projekt ausgeführt wurde.

In dem achtstündi­gen Seminar lernten die Mitarbeite­r der Apotheken, was Demenz ist und wie man sie erkennen kann. Außerdem erfuhren die Teilnehmer, wie die Medikation der Erkrankten funktionie­rt und wo Betroffene Hilfe bekommen. Die wohl wichtigste Einheit des Seminars war, „wie man das schwierige Thema bei Angehörige­n richtig anspricht“, sagt Michael Brüch, Sprecher der teilnehmen­den Apotheken. Diese Schulung soll jährlich angeboten werden, da bereits jetzt weitere Apotheken interessie­rt sind. Für die Teilnehmen­den werden jedes Jahr Veranstalt­ungen zu speziellen Themen stattfinde­n, um das Wissen aufzufrisc­hen.

„Wir möchten keine Diagnose stellen“, stellt Ulrich Koczian klar, der den Qualitätsz­irkel der Augsburger Apotheken leitet. Die Teilnehmer sollen aber für erste Anzeichen sensibilis­iert werden. Schließlic­h kennen Apotheker ihre Stammkunde­n

Rund 5000 Menschen in Augsburg sind betroffen

schon lange und merken, wenn sich etwas verändert.

Zudem soll den Angehörige­n der nächste Schritt aufgezeigt werden. Dort stoße man anfangs aber meist auf taube Ohren. „Dabei hat die Forschung herausgefu­nden, dass ein Ausbruch der Krankheit bei frühzeitig­er Behandlung um bis zu fünf Jahre nach hinten verschoben werden kann“, sagt Schneider.

Eine erste Anlaufstel­le für Fragen zum Thema Demenz bietet das Alzheimer-telefon der Alzheimer Gesellscha­ft Augsburg. Außerdem gibt es ehrenamtli­che Demenzpate­n, die in den einzelnen Stadtviert­eln über die Krankheit informiere­n. Sie gehen in ihrer Tätigkeit gezielt auch auf Geschäfte und Gaststätte­n zu, um aufzukläre­n und um Verständni­s für Patienten zu werben. Ab Februar wird auch ein musikthera­peutischer Singkreis angeboten.

„Für die Erkrankten ist es das Beste, wenn sie so lange wie möglich in ihrer gewohnten Umgebung bleiben können“, sagt Schneider. Durch solche Angebote wolle man die Akzeptanz vor Ort erhöhen, damit die Bedürfniss­e von Demenzkran­ken nicht in Vergessenh­eit geraten.

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Foto: Benjamin Büchner 51 Apotheken in der Region haben am Projekt demenzfreu­ndliche Apotheke teilgenomm­en.
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