Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Wie eine Apotheke demenzfreundlich wird
Medizin Ein prämiertes Konzept soll betroffenen Kunden und Angehörigen helfen
Es fängt in der Regel ganz harmlos an. Man vergisst einmal, was man einkaufen wollte oder kann sich nicht orientieren. Wenn solche Anzeichen allerdings zunehmen, kann bereits eine beginnende Demenz sichtbar werden. Etwa 5000 Menschen in Augsburg sind von dieser Krankheit betroffen.
Ein Projekt, das sowohl den Demenzkranken als auch den Angehörigen helfen soll, wurde vom Deutschen Apothekerverband mit dem Apotheken-award im Wert von 2000 Euro ausgezeichnet. 51 Apotheken in der Region haben Mitarbeiter zu einer Fortbildung geschickt, um sich mit der Krankheit Demenz näher zu beschäftigen. „Sie dürfen sich jetzt als zertifizierte demenzfreundliche Apotheke bezeichnen“, sagt der Vorsitzende der Alzheimer Gesellschaft Augsburg, Jens Schneider, mit deren Unterstützung das Projekt ausgeführt wurde.
In dem achtstündigen Seminar lernten die Mitarbeiter der Apotheken, was Demenz ist und wie man sie erkennen kann. Außerdem erfuhren die Teilnehmer, wie die Medikation der Erkrankten funktioniert und wo Betroffene Hilfe bekommen. Die wohl wichtigste Einheit des Seminars war, „wie man das schwierige Thema bei Angehörigen richtig anspricht“, sagt Michael Brüch, Sprecher der teilnehmenden Apotheken. Diese Schulung soll jährlich angeboten werden, da bereits jetzt weitere Apotheken interessiert sind. Für die Teilnehmenden werden jedes Jahr Veranstaltungen zu speziellen Themen stattfinden, um das Wissen aufzufrischen.
„Wir möchten keine Diagnose stellen“, stellt Ulrich Koczian klar, der den Qualitätszirkel der Augsburger Apotheken leitet. Die Teilnehmer sollen aber für erste Anzeichen sensibilisiert werden. Schließlich kennen Apotheker ihre Stammkunden
Rund 5000 Menschen in Augsburg sind betroffen
schon lange und merken, wenn sich etwas verändert.
Zudem soll den Angehörigen der nächste Schritt aufgezeigt werden. Dort stoße man anfangs aber meist auf taube Ohren. „Dabei hat die Forschung herausgefunden, dass ein Ausbruch der Krankheit bei frühzeitiger Behandlung um bis zu fünf Jahre nach hinten verschoben werden kann“, sagt Schneider.
Eine erste Anlaufstelle für Fragen zum Thema Demenz bietet das Alzheimer-telefon der Alzheimer Gesellschaft Augsburg. Außerdem gibt es ehrenamtliche Demenzpaten, die in den einzelnen Stadtvierteln über die Krankheit informieren. Sie gehen in ihrer Tätigkeit gezielt auch auf Geschäfte und Gaststätten zu, um aufzuklären und um Verständnis für Patienten zu werben. Ab Februar wird auch ein musiktherapeutischer Singkreis angeboten.
„Für die Erkrankten ist es das Beste, wenn sie so lange wie möglich in ihrer gewohnten Umgebung bleiben können“, sagt Schneider. Durch solche Angebote wolle man die Akzeptanz vor Ort erhöhen, damit die Bedürfnisse von Demenzkranken nicht in Vergessenheit geraten.