Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Wie die Neuauflage von „Mein Kampf“helfen kann
Zum Artikel „Wie kommt ,Mein Kampf‘ an?“vom 14. Januar: Man kann darüber streiten, ob die kritische Edition nötig war. Viele Argumente sprechen dafür. Aber eines ist sicher: Die Verwendung von „Textauszüge(n) der Hetzschrift“sind eine äußerst wertvolle Bereicherung nicht nur des Geschichts-, sondern auch des Ethik-, Religions-, und Philosophieunterrichts, und zwar dann, wenn die Texte als Folie für das Richtige und Wahre dienen.
Ein Beispiel: Hitler verkündet in seinem Buch auch eine Art „Philosophie“, besser gesagt: eine dummbrutale Ideologie. Sie preist das Recht des Stärkeren: Der „durch einen Stärkeren herbeigeführte Untergang“eines Volkes sei nach dem „Willen der ewigen Vorsehung“kein Unrecht, „sondern nur die Wiederherstellung des Rechtes“(S. 359 der 23. Auflage 1933).
Wenn nun der Lehrer mit solchem Gefasel etwa eine Aussage vergleicht, die wir beim griechischen Geschichtsschreiber Thukydides in der Gefallenenrede des Perikles finden und Zweck die beiden Texte nebeneinanderstellt (bei Thukydides/perikles ist von der Befolgung jener Gesetze die Rede, die zur Unterstützung der „adikoúmenoi“, der „Unrecht Leidenden“, gegeben sind, also der Schwächeren!), dann wird es wohl nur verschwindend wenige Jugendliche geben, die sich durch den Kontrast zwischen barbarischer Primitivität und Humanität nicht vom Richtigen überzeugen lassen. Wolfgang Illauer, Neusäß