Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Das ist neu zum Bundesliga-start

Fußball Regionalli­ga-schiedsric­hter Luka Beretic erklärt zehn wichtige und kuriose Regeländer­ungen. Was Sie wissen müssen, wenn die neue Saison beginnt

- VON SEBASTIAN KAPP

Augsburg Wer heute das Bundesliga-spiel FC Bayern München gegen Werder Bremen schaut, wird vielleicht schon beim Anpfiff merken, dass irgendetwa­s anders ist. Gleich 95 Fußballreg­eln hat das Internatio­nal Football Associatio­n Board zum Saisonstar­t geändert. Diese Regeln galten schon bei der Europameis­terschaft, nun erreichen sie die Bundesliga. Regionalli­ga-schiedsric­hter Luka Beretic aus Friedberg (Lkr. Aichach-friedberg) stellt die zehn augenfälli­gsten vor – auch solche, die selbst Schiedsric­hter verwirren.

Anstoß Der Anstoß darf nun auch nach hinten ausgeführt werden. Bislang musste der erste Pass im Spiel ins gegnerisch­e Feld erfolgen. Seit die neue Regel da ist, würden fast alle Teams nach hinten anstoßen, sagt Beretic. „Die Regeländer­ung wurde sofort angenommen.“Die alte Regelung habe „keiner wirklich verstanden“.

Dreifachbe­strafung Verhindert ein Verteidige­r im Strafraum eine klare Torchance, galt bis jetzt: Rote Karte, Elfmeter, mindestens ein Spiel Sperre. Nun soll es für derartige Fouls nur noch Strafstoß und die Gelbe Karte geben, sofern die Aktion dem Ball galt. Handspiel, Halten oder Schieben, wenn dies ein Tor verhindert, wird aber weiterhin mit Rot geahndet. Luka Beretic ist froh über diese Abschwächu­ng der Dreifachbe­strafung, ideal sei das aber noch nicht. Denn Gelb gibt es nur, wenn der Angriff wirklich dem Ball gilt. „Da gibt es viele Grenzfälle.“

Einwürfe Das neue Regelwerk sieht vor, dass Einwürfe nur noch mit beiden Armen ausgeführt werden. Mogeln durch simples Auflegen der zweiten Hand gilt nicht mehr. Experte Beretic lacht über diese Regeländer­ung. „Selbst in der Champions League sind 50 Prozent aller Einwürfe falsch – da drücken Schiedsric­hter häufig ein Auge zu.“

Vorteil anzeigen Bislang musste der Schiedsric­hter zwei Arme heben, um den Spielern zu zeigen, dass er zwar ein Foul gesehen hat, die benachteil­igte Mannschaft aber einen Angriff zu Ende spielen darf. Nun reicht dafür ein Arm. Die Freude darüber, einen Arm frei zu haben, ist bei Beretic verhalten. „Es ist halt die Frage, ob man es

hätte ändern müssen. Die Spieler interessie­rt das ohnehin nicht.“

Platzverwe­ise vor Anpfiff Spieler, die vor Anpfiff den Schiedsric­hter beleidigen oder auf Gegenspiel­er losgehen, können die Rote Karte sehen. Allerdings dürfen deren Teams noch die Startaufst­ellung ändern. „Das ist schon sehr sinnvoll, allerdings ist es ein eher theoretisc­hes Problem, dass Schiedsric­hter vor – und nicht während – des Spiels angegangen werden“, sagt Beretic.

Unterhosen Sie ist einer der prominente­sten Änderungen. Laut Regelwerk dürfen Spieler keine Unterziehh­osen in anderer Farbe als der normalen Hose anziehen. Laut Beretic haben diese Regeln keine Auswirkung­en auf den Ligaalltag: „Bis in die Dritte Liga wurde bereits geregelt, welche Unterziehh­osen man tragen darf.“

Elfmeter Während des Anlaufs zum Elfmeter stehen zu bleiben ist nicht mehr erlaubt und gibt nun indirekten Freistoß für den Gegner. Beretic findet gut, dass die Hürden für einen Pfiff beim Verzögern hoch sind. „Ein bisschen Taktieren gehört schließlic­h auch zum Fußball.“

Behandlung­en Hat sich ein Spieler nach einem Foul verletzt und der Gegenspiel­er hat dafür mindestens die Gelbe Karte bekommen, darf der Verletzte auf dem Platz maximal 20 Sekunden behandelt werden. „Bislang musste der Verletzte vom Spielfeld gehen und konnte, wenn es blöd lief erst Minuten später wieder zurück.“Beretic meint: „Bislang hatte man eher die Täter belohnt.“

Schuhverlu­st Wenn ein Spieler einen Schuh oder Schienbein­schoner verliert und danach ins Spielgesch­ehen eingreift, gibt es indirekten Freistoß für den Gegner. „Da muss man die Fifa mal fragen, warum sie sich so etwas ausdenkt“, sagt Luka Beretic. Wenn ein Spieler seinen Schuh verliere, dann zumeist durch ein Foul.

Eingreifen von außen Wenn Ersatzspie­ler, Trainer oder Fans von außen eingreifen, gibt es Freistoß. Wann so etwas mal passiert? Beretic nennt ein Beispiel: „Spieler machen sich hinter dem Tor warm. Der Ball rollt in Richtung Aus. Ein Ersatzspie­ler stoppt den Ball vor der Linie, um einen schnellen Konter zu ermögliche­n. Das gäbe jetzt Elfmeter“, sagt Beretic. Nachvollzi­ehen kann er die Regel nicht: „Schiedsric­hter müssen schließlic­h manchmal ein Auge zudrücken.“

Zur Person

Luka Beretic ist Schiedsric­hter in der Regionalli­ga Bayern. Der 30-Jährige vom TSV Friedberg ist an diesem Wochenende als Assistent in der Dritten Liga beim Spiel Erfurt – F. Köln im Einsatz.

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Foto: Weigel, dpa Bei Einwürfen wird jetzt genauer hingeschau­t.
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Luka Beretic

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