Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Das ist neu zum Bundesliga-start
Fußball Regionalliga-schiedsrichter Luka Beretic erklärt zehn wichtige und kuriose Regeländerungen. Was Sie wissen müssen, wenn die neue Saison beginnt
Augsburg Wer heute das Bundesliga-spiel FC Bayern München gegen Werder Bremen schaut, wird vielleicht schon beim Anpfiff merken, dass irgendetwas anders ist. Gleich 95 Fußballregeln hat das International Football Association Board zum Saisonstart geändert. Diese Regeln galten schon bei der Europameisterschaft, nun erreichen sie die Bundesliga. Regionalliga-schiedsrichter Luka Beretic aus Friedberg (Lkr. Aichach-friedberg) stellt die zehn augenfälligsten vor – auch solche, die selbst Schiedsrichter verwirren.
Anstoß Der Anstoß darf nun auch nach hinten ausgeführt werden. Bislang musste der erste Pass im Spiel ins gegnerische Feld erfolgen. Seit die neue Regel da ist, würden fast alle Teams nach hinten anstoßen, sagt Beretic. „Die Regeländerung wurde sofort angenommen.“Die alte Regelung habe „keiner wirklich verstanden“.
Dreifachbestrafung Verhindert ein Verteidiger im Strafraum eine klare Torchance, galt bis jetzt: Rote Karte, Elfmeter, mindestens ein Spiel Sperre. Nun soll es für derartige Fouls nur noch Strafstoß und die Gelbe Karte geben, sofern die Aktion dem Ball galt. Handspiel, Halten oder Schieben, wenn dies ein Tor verhindert, wird aber weiterhin mit Rot geahndet. Luka Beretic ist froh über diese Abschwächung der Dreifachbestrafung, ideal sei das aber noch nicht. Denn Gelb gibt es nur, wenn der Angriff wirklich dem Ball gilt. „Da gibt es viele Grenzfälle.“
Einwürfe Das neue Regelwerk sieht vor, dass Einwürfe nur noch mit beiden Armen ausgeführt werden. Mogeln durch simples Auflegen der zweiten Hand gilt nicht mehr. Experte Beretic lacht über diese Regeländerung. „Selbst in der Champions League sind 50 Prozent aller Einwürfe falsch – da drücken Schiedsrichter häufig ein Auge zu.“
Vorteil anzeigen Bislang musste der Schiedsrichter zwei Arme heben, um den Spielern zu zeigen, dass er zwar ein Foul gesehen hat, die benachteiligte Mannschaft aber einen Angriff zu Ende spielen darf. Nun reicht dafür ein Arm. Die Freude darüber, einen Arm frei zu haben, ist bei Beretic verhalten. „Es ist halt die Frage, ob man es
hätte ändern müssen. Die Spieler interessiert das ohnehin nicht.“
Platzverweise vor Anpfiff Spieler, die vor Anpfiff den Schiedsrichter beleidigen oder auf Gegenspieler losgehen, können die Rote Karte sehen. Allerdings dürfen deren Teams noch die Startaufstellung ändern. „Das ist schon sehr sinnvoll, allerdings ist es ein eher theoretisches Problem, dass Schiedsrichter vor – und nicht während – des Spiels angegangen werden“, sagt Beretic.
Unterhosen Sie ist einer der prominentesten Änderungen. Laut Regelwerk dürfen Spieler keine Unterziehhosen in anderer Farbe als der normalen Hose anziehen. Laut Beretic haben diese Regeln keine Auswirkungen auf den Ligaalltag: „Bis in die Dritte Liga wurde bereits geregelt, welche Unterziehhosen man tragen darf.“
Elfmeter Während des Anlaufs zum Elfmeter stehen zu bleiben ist nicht mehr erlaubt und gibt nun indirekten Freistoß für den Gegner. Beretic findet gut, dass die Hürden für einen Pfiff beim Verzögern hoch sind. „Ein bisschen Taktieren gehört schließlich auch zum Fußball.“
Behandlungen Hat sich ein Spieler nach einem Foul verletzt und der Gegenspieler hat dafür mindestens die Gelbe Karte bekommen, darf der Verletzte auf dem Platz maximal 20 Sekunden behandelt werden. „Bislang musste der Verletzte vom Spielfeld gehen und konnte, wenn es blöd lief erst Minuten später wieder zurück.“Beretic meint: „Bislang hatte man eher die Täter belohnt.“
Schuhverlust Wenn ein Spieler einen Schuh oder Schienbeinschoner verliert und danach ins Spielgeschehen eingreift, gibt es indirekten Freistoß für den Gegner. „Da muss man die Fifa mal fragen, warum sie sich so etwas ausdenkt“, sagt Luka Beretic. Wenn ein Spieler seinen Schuh verliere, dann zumeist durch ein Foul.
Eingreifen von außen Wenn Ersatzspieler, Trainer oder Fans von außen eingreifen, gibt es Freistoß. Wann so etwas mal passiert? Beretic nennt ein Beispiel: „Spieler machen sich hinter dem Tor warm. Der Ball rollt in Richtung Aus. Ein Ersatzspieler stoppt den Ball vor der Linie, um einen schnellen Konter zu ermöglichen. Das gäbe jetzt Elfmeter“, sagt Beretic. Nachvollziehen kann er die Regel nicht: „Schiedsrichter müssen schließlich manchmal ein Auge zudrücken.“
Zur Person
Luka Beretic ist Schiedsrichter in der Regionalliga Bayern. Der 30-Jährige vom TSV Friedberg ist an diesem Wochenende als Assistent in der Dritten Liga beim Spiel Erfurt – F. Köln im Einsatz.