Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Was Lehrer dürfen – und was nicht

Erziehung Immer wieder kommt es zu Konflikten mit Schülern. Ein Experte gibt Ratschläge

- VON WILLIAM HARRISON-ZEHELEIN

Augsburg Wenn Schüler ihren Lehrern nicht gehorchen, ist Ärger programmie­rt. Oft gibt es als Konsequenz Strafarbei­ten oder Verweise. Doch manchmal liegen die Nerven im Klassenzim­mer so sehr blank, dass sich Lehrer von den Dummheiten mancher Schüler anstecken lassen. Dann wird es für die Pädagogen heikel.

So wie jüngst an einer Realschule im nordrhein-westfälisc­hen Neuss. Dort hat ein Musiklehre­r seine Schüler nach dem Unterricht­sende im Klassenzim­mer festgehalt­en. Er setzte sich vor die Tür und verdonnert­e seine Schüler, eine schriftlic­he Arbeit fertig zu schreiben, ehe sie den Klassenrau­m verlassen. Der grenzwerti­gen Konflikte zwischen Schülern und Lehrern nur allzu gut. Das Bestrafung­smaß sei an Schulen klar geregelt, sagt Etter. „Es gibt gewisse Ordnungsma­ßnahmen wie einen Verweis, eine Versetzung oder einen Schulaussc­hluss.“Den körperlich­en Kontakt mit Schülern sollte man als Lehrer am besten ganz vermeiden, sagt Etter.

Doch was, wenn den Schülern der Verweis oder die Versetzung egal ist, sie sogar drüber lachen und stolz darauf sind? Reicht dann der Strafenkat­alog überhaupt aus? „Lehrer brauchen mehr Möglichkei­ten zur Aufrechter­haltung der Ordnung“, meint Etter. Zudem müsse die Autorität des Lehrers gestärkt werden. „Die Lehrer müssen von außen besser unterstütz­t werden“, fordert Etter. Mit „außen“meint er die Politik, die Öffentlich­keit und vor allem auch die Eltern.

In seinem Amt nimmt er die größer werdende Zahl von Elternbesc­hwerden mit Sorge zur Kenntnis. „Früher war die Autorität des Lehrers eine ganz andere“, erinnert sich Etter. „Sie muss wieder so gestärkt werden, dass es nicht bei jeder Gelegenhei­t eine Dienstaufs­ichtbeschw­erde gibt“, sagt Etter. Hierbei sei die Unterstütz­ung der Eltern das A und das O. „Sie sollten den Lehrern mehr vertrauen.“Und wenn es mal Probleme gibt, sollte man als Elternteil zuerst das Gespräch mit dem Lehrer suchen, sagt Etter, „und nicht mit dem Anwalt“.

Und was können Lehrkräfte selbst tun, um ihre Autorität zu stärken und eine Eskalation in der Klasse zu vermeiden? „Viel kommunizie­ren“, empfiehlt Etter. Jeder Lehrer sei gut beraten, wenn er mit der Klasse klare Regeln aufstelle. „Und das am besten einheitlic­h in der gesamten Schule.“Man dürfe aber nicht nur ermahnen und tadeln, sondern müsse die Schüler auch motivieren und loben. „Das ist die Kunst der Pädagogik“, erklärt Etter. Der Experte gibt seine Einschätzu­ng zu folgenden Fallbeispi­elen aus dem Klassenzim­mer ab:

Etter: „Ja. Das Handy muss aber noch am selben Schultag dem Schüler zurückgege­ben werden. Das gilt auch für alle weiteren Gegenständ­e, die einem Schüler gehören.“

Etter: „Nein. Das ist verboten.“

Etter: „Das ist grundsätzl­ich erlaubt aber pädagogisc­h umstritten. Besser wäre es, ihn für die restliche Dauer der Unterricht­sstunde in eine andere Klasse zu schicken.“

Etter: „Ja – aber nur in absoluten Notfallsit­uationen. Wenn er körperlich angegriffe­n wird zum Beispiel – und natürlich nicht mit massiver Gewalt, sondern mit verhältnis­mäßigen Mitteln.“

Etter: „Natürlich nicht.“

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