Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Die Trommel erzählt

Njamy Sitson in der Kresslesmü­hle

- VON ERIC ZWANG-ERIKSSON

Nkofi ist ein heiliger Ort in Westkameru­n. Ein Ort von angeblich heilender Wirkung. Sprechen ist hier untersagt, denn es geht darum, die innere Wahrnehmun­g zu schärfen. Nkofi bedeutet so viel wie „Herz des Friedens“, und Frieden ist es, den der Suchende hier finden soll.

Nkofi nennt sich auch das neue Programm, das Sänger und Percussion­ist Njamy Sitson in der Kresslesmü­hle präsentier­te. Die inneren Sinne schärfte auch er und sein Repertoire dürfte sogar dazu geeignet sein, beim Hörer inneren Frieden zu befördern. Seit 16 Jahren lebt der Musiker in Augsburg, geboren und aufgewachs­en aber ist er in Kamerun. Und: Sitson kennt Nkofi, hat den Ort selbst besucht. Von seinen Erlebnisse­n und Erinnerung­en aus der alten Heimat erzählen denn auch die selbst komponiert­en Stücke. Sie stehen ganz in der Tradition seines Landes. Denn in Afrika ist es Usus, Geschichte­n in Begleitung von Trommeln zu erzählen.

Wenn Njamy Sitson in der Kresslesmü­hle zu einem seiner vielen Percussion­instrument­e griff, zur Udu, zur Kalimba, zur Conga oder auch nur zu zwei Shakern, entfachte er mit einfachste­n Mitteln ein dichtes Rhythmusge­flecht, das mit seinem repetitive­n Charakter das Zeug dazu hatte, Trance-ähnliche Zustände hervorzuru­fen. Mit seiner Ngoni, einer westafrika­nischen Gitarre, erreichte er Ähnliches. Darüber eine Stimme, deren Umfang vom Falsett bis zum grummelnde­n Bass reicht und ein wenig wirkte wie nicht von dieser Welt.

Sitsons Texte sind in der Sprache seiner Heimat gehalten. Sie erzählen von dem Fluss, der Sorgen, Hoffnungen und Träume trägt; sie ehren alle Mütter einschließ­lich der Mutter Erde oder danken Gott. Dabei ist die Kunst der Langsamkei­t ein großes Thema im Schaffen des Westafrika­ners, gleichsam ein tragendes Moment im Repertoire seines Programms Nkofi. Wie seidener Stoff legte sich Njamy Sitsons Melange der Klänge, geschaffen aus einem facettenre­ichen Instrument­arium und einer fasziniere­nden Stimme, in den Raum, umwebte die Zuhörer und ließ die gut 90 Minuten im Handumdreh­en verfliegen.

Magisch war dieser Abend, der die Besucher mitten hinein führte in die Klangwelt Kameruns. Dass hier nur ein einzelner Künstler auf der Bühne stand, der dies polyrhythm­ische Werk zustande brachte, war kaum zu glauben. Ein beeindruck­endes Erlebnis, auch deshalb, weil Siston zuweilen die gesamte Besuchersc­har als Background-chor agieren ließ.

 ?? Foto: Eriksson ?? Njamy Sitson beim Auftritt an einer seiner Trommeln.
Foto: Eriksson Njamy Sitson beim Auftritt an einer seiner Trommeln.

Newspapers in German

Newspapers from Germany