Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Die Trommel erzählt
Njamy Sitson in der Kresslesmühle
Nkofi ist ein heiliger Ort in Westkamerun. Ein Ort von angeblich heilender Wirkung. Sprechen ist hier untersagt, denn es geht darum, die innere Wahrnehmung zu schärfen. Nkofi bedeutet so viel wie „Herz des Friedens“, und Frieden ist es, den der Suchende hier finden soll.
Nkofi nennt sich auch das neue Programm, das Sänger und Percussionist Njamy Sitson in der Kresslesmühle präsentierte. Die inneren Sinne schärfte auch er und sein Repertoire dürfte sogar dazu geeignet sein, beim Hörer inneren Frieden zu befördern. Seit 16 Jahren lebt der Musiker in Augsburg, geboren und aufgewachsen aber ist er in Kamerun. Und: Sitson kennt Nkofi, hat den Ort selbst besucht. Von seinen Erlebnissen und Erinnerungen aus der alten Heimat erzählen denn auch die selbst komponierten Stücke. Sie stehen ganz in der Tradition seines Landes. Denn in Afrika ist es Usus, Geschichten in Begleitung von Trommeln zu erzählen.
Wenn Njamy Sitson in der Kresslesmühle zu einem seiner vielen Percussioninstrumente griff, zur Udu, zur Kalimba, zur Conga oder auch nur zu zwei Shakern, entfachte er mit einfachsten Mitteln ein dichtes Rhythmusgeflecht, das mit seinem repetitiven Charakter das Zeug dazu hatte, Trance-ähnliche Zustände hervorzurufen. Mit seiner Ngoni, einer westafrikanischen Gitarre, erreichte er Ähnliches. Darüber eine Stimme, deren Umfang vom Falsett bis zum grummelnden Bass reicht und ein wenig wirkte wie nicht von dieser Welt.
Sitsons Texte sind in der Sprache seiner Heimat gehalten. Sie erzählen von dem Fluss, der Sorgen, Hoffnungen und Träume trägt; sie ehren alle Mütter einschließlich der Mutter Erde oder danken Gott. Dabei ist die Kunst der Langsamkeit ein großes Thema im Schaffen des Westafrikaners, gleichsam ein tragendes Moment im Repertoire seines Programms Nkofi. Wie seidener Stoff legte sich Njamy Sitsons Melange der Klänge, geschaffen aus einem facettenreichen Instrumentarium und einer faszinierenden Stimme, in den Raum, umwebte die Zuhörer und ließ die gut 90 Minuten im Handumdrehen verfliegen.
Magisch war dieser Abend, der die Besucher mitten hinein führte in die Klangwelt Kameruns. Dass hier nur ein einzelner Künstler auf der Bühne stand, der dies polyrhythmische Werk zustande brachte, war kaum zu glauben. Ein beeindruckendes Erlebnis, auch deshalb, weil Siston zuweilen die gesamte Besucherschar als Background-chor agieren ließ.