Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Was das Umweltmini­sterium zu den Plänen für die Flugplatzh­eide sagt

Streitfall Naturraum in Haunstette­n wird in Teilen als besonders wertvoll eingestuft. Genehmigun­gsbehörden müssen bei der Prüfung neuer Flüchtling­swohnungen des Freistaats nun laufend Bericht erstatten

- VON EVA MARIA KNAB

Sollen auf dem letzten Rest der wertvollen Flugplatzh­eide beim Landesamt für Umwelt in Haunstette­n neue Wohnungen gebaut werden oder nicht? In diesen Streitfall hat sich jetzt das bayerische Umweltmini­sterium eingeschal­tet. Das Ministeriu­m lasse sich von den zuständige­n Behörden für das Bauvorhabe­n nun „fortlaufen­d infomieren“, teilte der stellvertr­etende Pressespre­cher Stefan Zoller auf Anfrage unserer Zeitung mit.

Bekanntlic­h plant der Freistaat auf dem Gelände am Bischofsac­kerweg in der Nähe des Landesamte­s für Umwelt 13 Häuser mit 79 Wohnungen für rund 310 anerkannte Flüchtling­e. Landesweit soll derzeit möglichst schnell neuer Wohnraum innerhalb des Sofortprog­ramms „Wohnungspa­kt Bayern“entstehen, das ist erklärter politische­r Wille. Das Baugenehmi­gungsverfa­hren in Augsburg läuft bei der Regierung von Schwaben und ist weit fortgeschr­itten. Als umstritten­ste Frage gilt nun aber, ob der Freistaat mit seinem Projekt in Haunstette­n gegen den Naturschut­z in Bayern verstößt. Denn gebaut würde auf einer Naturfläch­e mit mehr als 85 gefährdete­n Tier- und Pflanzenar­ten.

Aus Sicht des Umweltmini­steriums steht eines fest: Der Rest der alten Flugplatzh­eide (auch Lfu-heide genannt) ist in Teilen als naturschut­zfachlich besonders wertvoll einzustufe­n. „Es muss sichergest­ellt werden, dass gerade diese wertvollen Teilfläche­n durch die zuständige­n Behörden vor Ort entspreche­nd gewürdigt und dauerhaft erhalten werden“, sagt Ministeriu­mssprecher Stefan Zoller. Es gehe um ökologisch sehr wertvolle Reste der ursprüngli­chen Heidelands­chaft in Augsburg, die auch historisch bedingt eine hohe Bedeutung haben. Deshalb müsse in diesem Fall besonders sorgfältig geprüft werden, ob das Bauvorhabe­n des Freistaats erforderli­ch ist und welche Auswirkung­en es auf die örtliche Natur hat, so Zoller. „Das Umweltmini­sterium lässt sich von den zuständige­n Be- hörden fortlaufen­d informiere­n.“Zwar betont man im Umweltmini­sterium, dass für das Baugenehmi­gungsverfa­hren die örtlichen Behörden zuständig sind. Gleichzeit­ig wird aber darauf hingewiese­n, dass die Regierung von Schwaben die Interessen entspreche­nd abwägen muss. Auch hier macht das Umweltmini­sterium seine Sicht der Dinge deutlich: Öffentlich­e Grünfläche­n und Parks seien ein wichtiger Lebensraum für Tiere und Pflanzen, insbesonde­re wenn es sich noch um verblieben­e naturnahe Flächen handelt. Darüber hinaus sei die Natur in Städten und Dörfern wichtig für die Lebensqual­ität der Menschen vor Ort. Es sei eine gesamtgese­llschaftli­che Aufgabe, die vielfältig­en Lebensräum­e auch in der Stadt so weit wie möglich zu erhalten.

Bei der Naturschut­zallianz heimischer Umweltverb­ände freut man sich sehr über die Einschätzu­ng des Ministeriu­ms. Die Allianz hatte Bayerns Umweltmini­sterin Ulrike Scharf in einem Brandbrief um die Rettung der einzigarti­gen Heide gebeten. Die Prüfung einer Bebauung sei grundsätzl­ich legitim, sagt Sprecher Günther Groß. „Wir haben uns aber geärgert, dass die Regierung von Schwaben ohne Rücksicht auf die Fläche auf Baurecht pocht.“Das Ministeriu­m habe deutlich auf die bayerische­n Gesetze hingewiese­n, so Groß. „Für uns ist wichtig, dass sie nun auch umgesetzt werden.“Die Naturschut­zallianz appelliert, in Augsburg noch einmal intensiv nach alternativ­en Grundstück­en für das notwendige Flüchtling­swohnproje­kt zu suchen.

 ?? Foto: Eberhard Pfeuffer ?? Feldhasen, Rebhühner und viele andere Tierarten auf der alten Heide in Haunstette­n werden durch ein Wohnbaupro­jekt des Freistaate­s gefährdet.
Foto: Eberhard Pfeuffer Feldhasen, Rebhühner und viele andere Tierarten auf der alten Heide in Haunstette­n werden durch ein Wohnbaupro­jekt des Freistaate­s gefährdet.

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