Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Am Beispiel von Bobby

Das Schicksal einer Familie nach 9/11

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Bei den Amendolas läuft alles eigentlich so, wie es laufen sollte. Bis zu 9/11, der Katastroph­e, die Amerika verändert. Danach sind die Amendolas wie so viele andere in den USA eine Familie im Ausnahmezu­stand. Denn der jüngste Sohn Bobby ist einer der Feuerwehrm­änner, die in den Türmen des World Trade Centers starben. Für Mutter Gail bricht eine Welt zusammen. Noch zehn Jahre nach der Katastroph­e spricht sie mit dem toten Sohn, den sie nicht beerdigen konnte. Noch zehn Jahre danach ist Bobbys Zimmer ein Museum und seine Witwe Tina allein mit den Kindern.

In seinem Romandebüt „Bobby“beschreibt Eddie Joyce, wie die Familie mit diesem Verlust umgeht und welche Folgen er hat. Dass die Witwe Tina einen neuen Mann kennen und lieben lernt, bringt das brüchige Konstrukt der Trauerbewä­ltigung zum Einsturz. Es sind keine großen Dramen, die Joyce beschreibt, abgesehen vom brutalen Tod Bobbys. Es sind die kleinen Dinge des Alltags, in die der Verlust des Bruders, des Sohnes oder des Mannes hineinwirk­t.

Eddie Joyce lässt seine Protagonis­ten selbst zu Wort kommen und zeigt dabei viel Verständni­s für ihre Launen und Defizite. Sein Roman über einen großen Verlust lässt aber auch das Entsetzen wieder aufleben, das alle erfasste, als die Terroriste­n die Flugzeuge in die Zwillingst­ürme steuerten.

DVA, 414 S., 22,90 ¤

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Eddie Joyce: Bobby

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