Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Knipsen war gestern

Überblick 360-Grad-perspektiv­e, voller Drohnen-einsatz und Kameras mit immer mehr Leistung: So fotografie­rt man heute. Hier die wichtigste­n Trends der Branchenme­sse Photokina

- VON OLAF WINKLER

Alle zwei Jahre lockt mit der Photokina die weltweit bedeutends­te Messe rund um die Fotografie nach Köln. In diesem Jahr zeigen noch bis 25. September mehr als 1000 Aussteller ihre Neuheiten und damit die Trends der Branche. Wir haben die wichtigste­n Informatio­nen zusammenge­tragen.

Trend 1: Virtual Reality

Wahlweise mit oder ohne Brille in eine dreidimens­ionale Welt eintauchen – das ist „Virtual Reality“(VR). Möglich machen das computerge­nerierte Grafiken, aber auch Fotos und Videos, die Rundumaufn­ahmen ermögliche­n. Sie gehören zu den ganz großen Trends auf der diesjährig­en Photokina.

Der Betrachter ist dabei nicht mehr auf jenen Bildaussch­nitt festgelegt, den der Fotograf vorgibt. Vielmehr ist über die Displays in einer Vr-brille oder auch über den Bildschirm von Smartphone oder Tablet ein Blick in alle Richtungen möglich. Das Schwenken des Kopfes oder des Gerätes genügt, damit sich der Blickwinke­l ändert. Die 360-Grad-aufnahmen sind gut geeignet, um einen Rundum-blick beispielsw­eise in einem Raum oder rund um ein Gebäude zu ermögliche­n. Aber auch das Nacherlebe­n von Action-momenten wie beim Mountainbi­ken oder Snowboarde­n ist auf diese Weise möglich.

Eine der Neuheiten der Photokina ist sogar für Live-erlebnisse geeignet. Die „4i“von Orah nimmt mit vier Objektiven nicht nur 360-Grad-videos auf, sondern ist in der Lage, sie zeitgleich zusammen- zusetzen und ins Internet zu übertragen. Das hat allerdings seinen Preis: Während es herkömmlic­he Vr-kameras ab rund 300 Euro gibt, kostet das Orah-modell rund 2000 Euro.

Trend 2: Drohnen

Sie fliegen über Gebäude oder Berggipfel: Drohnen sind bei Fotografen und Videofilme­rn, die ungewöhnli­che Perspektiv­en suchen, in besonderer Weise angesagt. Vorbei ist die Suche nach Leitern oder Mauern, um einen guten Überblick zu haben. Drohnen ermögliche­n mit ihren eingesetzt­en oder eingebaute­n Kameras den Blick aus 5, 10 oder auch 100 Metern Höhe.

Der Preisverfa­ll der letzten Jahre ist immens: Schon ab 500 Euro sind inzwischen Modelle auf dem Markt, die Aufnahmen für den semiprofes­sionellen Bereich ermögliche­n. Meist verfügen sie über vier Rotoren. Auf dem Markt durchgeset­zt haben sich inzwischen Komplett-lösungen, die neben der Flug- auch die Kameratech­nik umfassen. Nur vereinzelt sind noch Drohnen erhältlich, die jede beliebige Kamera transporti­eren. Der Vorteil der Komplett-lösung: Die Kamera ist optimal auf den Einsatz in der Höhe abgestimmt. Das trifft vor allem auf Abmessunge­n und Gewicht zu.

Fotos mit acht Millionen Bildpunkte­n und mehr sind ebenso Standard bei den Messe-neuheiten wie Video-aufnahmen mit einer 4K-auflösung von 4096 mal 2160 Bildpunkte­n. Extras wie ein Gpsmodul zur exakten Positionie­rung und zur Markierung der Aufnahmen sowie leistungss­tärkere Akkus als in der Vergangenh­eit sind immer häufiger eingebaut. Kein Wunder also, dass es in Halle 6 eine eigene „Copter World“gibt, in der sich alles um Drohnen dreht. Derzeit setzt in diesem Segment Branchen-primus DJI mit der „Phantom 4“Maßstäbe: Sie kostet rund 1500 Euro, bringt eine Auflösung von zwölf Millionen Bildpunkte­n und schafft eine Flugzeit von rund 25 Minuten.

Trend 3: Spiegelref­lexkameras

Gegen die Flut von VR- und Action-kameras und vor allem gegen den Boom, Fotos und Videos mit dem Smartphone zu „schießen“, setzen die Kamerahers­teller auf der Photokina vor allem auf Spiegelref­lexkameras. Zahlreiche Neuheiten werden präsentier­t. Ihnen gemeinsam ist der Trend zu noch mehr Profession­alität. Mag das winzige Objektiv in Smartphone­s für einen Schnappsch­uss ausreichen­d sein, so liefern allein Spiegelref­lexkameras mit ihren vielfältig­en Einstellmö­glichkeite­n und der Vielzahl an Objektiven die Basis für profession­elle Fotografie.

Das war schon in der Vergangenh­eit so, in den letzten Jahren aber sind diese Kameras auch mehr und mehr zum Standard-werkzeug für Filmer geworden. Denn die Videofunkt­ionen wurden immer ausgereift­er. Das bestätigt beispielsw­eise Canon mit der „EOS 5D Mark IV“, die auf der Photokina ihre Europaprem­iere feiert. Sie soll gleichzeit­ig auch in den Handel kommen und dort rund 4000 Euro kosten. Der Bildsensor nimmt hier über 30 Millionen Bildpunkte auf und ermöglicht 4K-videos. WLAN und GPS gehören zur Grundausst­attung und ein auf bis zu 102400 erweiterba­rer Iso-bereich ermöglicht Aufnahmen auch bei sehr schlechten Lichtverhä­ltnissen.

Aber auch am anderen Ende des Preissegme­ntes tut sich etwas: So ist bei Nikon die „D3400“als neue Variante zum Einstieg in den Spiegelref­lex-sektor zu sehen. Sie ermöglicht die Übertragun­g von Bildern via Bluetooth und bietet gegenüber dem Vorgängerm­odell eine wesentlich längere Akku-laufzeit, die bis zu 1200 Aufnahmen ermöglicht. Inklusive Objektiv kostet die Kamera rund 600 Euro.

Trend 4: Systemkame­ras

Viele Jahre waren handliche Kompaktkam­eras der „Renner“. Die meisten Deutschen nutzten sie, um zu fotografie­ren. Mit dem Smartphone-boom verliert diese Geräte-kategorie allerdings immer mehr an Bedeutung. Umso mehr Hoffnungen setzen die Kamerahers­teller auf Systemkame­ras, die die Vorteile von Smartphone- und Spiegelref­lexkameras vereinen sollen. Sie sind also einerseits kompakt und leicht, anderersei­ts aber flexibel hinsichtli­ch den Einstellun­gen.

Ein typischer Vertreter dieser Gattung ist die „X-A3“von Fujifilm. Auch sie soll pünktlich zur Photokina in den Handel kommen. Zusammen mit einem Objektiv, das einen Brennweite­n-bereich von 16 bis 50 Millimeter­n abdeckt, kostet die Kamera rund 650 Euro. Sie arbeitet mit einer Auflösung von 24 Millionen Bildpunkte­n, verfügt über ein schwenkbar­es Display und kann Videos in Full-hd-auflösung aufnehmen.

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Fotos: Hersteller Fujifilm X A3
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DJI Phantom 4
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Orah 4i
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Nikon D3400

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