Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Auftritt bei Ikea
Hörtheater und Brecht-gedichte mit Bluespots
Zwischen Regalen und Schreibtischen, neben Handtüchern und Bettwäsche ist die nächste Produktion von Bluespots Productions zu erleben. Anlässlich eines bundesweiten Aktionstages der Kreativwirtschaft führt das Augsburger Ensemble am kommenden Freitag, 23. September, bei Ikea in Gersthofen sein Hörtheaterstück „Dein Herz? Wir nehmen es zurück“auf. Es ist unsichtbares Theater, das in den Ohren und im Kopf des Zuschauers entsteht, erklärt Lisa Bühler von Bluespots. „Das Bühnenbild ist vorhanden, die Handlung kommt aus dem Kopfhörer.“Das Hörstück kann vor Ort oder von der Internetseite von Bluespots Productions als MP3 auf das Handy geladen werden. Es geht um ein Pärchen – er Amerikaner, sie Deutsche –, die durch das Möbelhaus gehen, sich von ihrer Vergangenheit erzählen und nach einer (gemeinsamen?) Zukunft suchen. Seit mehreren Jahren liegt das Stück bei Bluespots in der Schublade, eine Szene wurde mittlerweile bei der Langen Kunstnacht in diesem Jahr aufgeführt. Jetzt kann es erstmals in Gänze und am passenden Ort erlebt werden.
Es ist eines von über 40 Projekten, die die Truppe um die künstlerische Leiterin Leonie Pichler in den nun fünf Jahren ihres Bestehens realisiert hat. Ein weiteres führt das Ensemble nun über Deutschland hinaus: Im November werden in der Regie von Leonie Pichler die „Svendborger Gedichte“von Bertolt Brecht im Baggaard Teatret im dänischen Svendborg aufgeführt. Der Dichter verbrachte dort sechs Jahre im Exil, wo er in einem Strohdachhaus am Sund jenen Zyklus, dessen letzter Text das berühmte „An die Nachgeborenen“ist, zu Papier brachte. Brecht kommentierte darin die faschistischen Umtriebe in Deutschland und Europa. „Die Gedichte sind enorm politisch, aber sehr wenig poetisch“, erklärt Leonie Pichler. Extra für diese Inszenierung wurden die Gedichte nun ins Dänische übersetzt. „Die Herausforderung, diese lyrischen Texte auf die Bühne zu bringen, bestand darin, einen dramaturgischen Faden zu finden“, erklärt die Regisseurin. Dies erforderte allerdings auch, Fremdtexte hinzuzufügen – eine heikle Sache bei Aufführungen von Brechtstücken. Doch die Brechterben stimmten der Bluespots-fassung, die in einer Rahmenhandlung den Dichter selbst, einen Übersetzer und einen Sänger ins Spiel bringt, zu. Nach einer Tour durch Dänemark wird das Stück dann auch in Augsburg zu sehen sein, beim Brechtfestival im kommenden Jahr.