Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Bayern finden den Weg zum Tor

Bundesliga Die Münchner benötigen im „Gipfeltref­fen“gegen Hertha zwar einige Anlaufzeit, aber am Ende steht doch ein klarer 3:0-Erfolg. Den Berlinern bot sich nur kurz eine Chance

- VON JOHANNES GRAF

München Dass der FC Bayern Spitzenspi­ele in der Bundesliga bestreitet, überrascht in etwa wie der jährlich steigende Bierpreis auf dem Oktoberfes­t. Der Widerpart hingegen kann wechseln. Dem frühen Stadium der Spielzeit geschuldet und dank eines Auftakts mit drei Erfolgen, durfte die Berliner Hertha diesmal die Aufmerksam­keit eines Topspiels genießen.

In dieser Rolle gefielen sich im Vorfeld Spieler und Trainer Pal Dardai, der erklärte, man wolle im Gipfeltref­fen nicht nur als Beiwerk dienen. Letztlich waren der Ungar und seine Mannschaft dem Ligaprimus nicht gewachsen, 0:3 (0:1) unterlagen sie, während der FC Bayern an die Bundesliga­spitze zurückkehr­te und dort Borussia Dortmund ablöste.

Mitgebrach­t hatte Hertha-trainer Dardai eine Idee, wie er Gegentreff­er der Bayern verhindern wolle: indem er den Mannschaft­sbus vor dem eigenen Tor parkt. Was mit einem Schmunzeln gesagt war, kam der Realität nahe. Engmaschig, stets darauf bedacht, den Abstand zum Nebenmann zu wahren, verschoben die Gäste ihre Mannschaft­steile.

Das bewahrte sie nicht davor, dass ihnen bereits in den Anfangsmin­uten Ungemach drohte. Erst scheiterte Robert Lewandowsk­i, dem die Bayern wohl ein Jahresgeha­lt von 15 Millionen Euro und eine Vertragsve­rlängerung bieten, an Herthas Torwart Rune Jarstein (2.), Sekunden später versäumte Thomas Müller die Führung.

So musste sich Bayern-trainer Carlo Ancelotti gedulden, stoisch, mit den Händen in den Hosentasch­en betrachtet­e er, wie seine Bayern versuchten, mit diagonalen Seitenverl­agerungen das Hertha-geflecht auseinande­rzuziehen. Dazwischen trieben sich Müller und Franck Ribéry herum.

Vor allem der Franzose fand Gefallen an seinen Freiheiten. Längst hätten die Bayern führen müssen, erst, als der umtriebige Ribéry zum Tänzchen bat, war es so weit. Haken links, Haken rechts – und dann den Ball unter Jarstein durchgedrü­ckt (16.).

In der Folge entstiegen die Berliner dem Bus: Sie wagten sich gemächlich nach vorne. Allerdings wirkungslo­s, weil in Bayerns Abwehr Jérôme Boateng zurückgeke­hrt war. Die Liebe zu seiner Berliner Heimat lässt er im sportliche­n Wettbewerb ruhen. Wobei er nur selten klärend eingreifen musste, weil die Berliner ihren einzigen Angreifer, Vedad Ibisevic, kaum in Szene setzten.

Dass sich der einseitige Spielverla­uf nicht früh im Ergebnis widerspieg­elte, hing mit der bayerische­n Schludrigk­eit vor des Gegners Tor zusammen. Lewandowsk­i hätte den Abstand zu Dortmunds Aubameyang in der Torjägerli­ste vergrößern müssen, lupfte den Ball allerdings übers Tor (32.). Und weil Müller nicht müllerte, sondern den Ball fahrlässig neben den Pfosten setzte, blieb die Partie zur Pause spannend. Die Offensivsp­ieler der Bayern durften sich freuen, in Hälfte zwei wurde die südliche Spielhälft­e ihr Gebiet, die weniger beschädigt ist und daher den Namen Rasen verdiente.

Der Spielfluss der Bayern ging ein wenig verloren – und plötzlich bot sich den so sehr auf Ordnung bedachten Berlinern die Ausgleichs­chance. Manuel Neuer parierte den Schuss des eingewechs­elten Valentin Stocker (61.).

Ancelotti brachte Mats Hummels und Arjen Robben – und belebte seine Mannschaft. Robben stürmte sogleich in den Strafraum, forderte aber vergeblich Elfmeter. Das 2:0 für die Münchner musste daher Thiago erzielen (68.). Doch Robben unternahm einen weiteren Anlauf. Diesmal mit Erfolg. Er kreuzte in der ihm eigenen Art den Strafraum und schlenzte den Ball oben ins Netz (72.) – die Entscheidu­ng.

In der Folge verwaltete­n die Bayern den Vorsprung. Sie werden weiterhin Spitzenspi­ele bestreiten. Die Berliner müssen darauf wohl wieder länger warten. Bayern München Neuer – Lahm, Boateng (63. M. Hummels), Javi Martinez, Alaba – Xabi Alonso – Thiago, A. Vidal – T. Müller (65. Robben), Lewandowsk­i, F. Ribéry (77. Coman) Hertha BSC Jarstein – Pekarik, Langkamp, N. Stark, Plattenhar­dt – Lustenberg­er – Esswein (59. Stocker), Weiser (84. Allagui), Rodrigues de Souza, Haraguchi – Ibisevic (59. Schieber) Tore 1:0 F. Ribéry (16.), 2:0 Thiago (68.), 3:0 Robben (72.) Zuschauer 75 000 (ausverkauf­t)

 ?? Foto: Andreas Gebert, dpa ?? Nicht im Zaum zu halten: Bayern-star Franck Ribéry.
Foto: Andreas Gebert, dpa Nicht im Zaum zu halten: Bayern-star Franck Ribéry.

Newspapers in German

Newspapers from Germany