Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Der Geldsegen brachte nur neue Probleme

Bewährungs­strafen für überforder­tes Ehepaar

- VON ADRIAN BAUER

Günzburg Eine Million Euro von der Versicheru­ng als Entschädig­ung für einen ärztlichen Fehler bei der Geburt des ersten Kindes sollte die Zukunft einer Familie aus dem Landkreis Günzburg erleichter­n. Doch die Eltern waren mit der Verwaltung des Geldes so überforder­t, dass es ihnen eine Verurteilu­ng wegen Untreue und Bewährungs­strafen von jeweils einem Jahr und sechs Monaten einbrachte.

Dabei hatte die Familie schon genug mit den Schicksals­schlägen zu kämpfen. Der ärztliche Fehler hatte zur Folge, dass der heute 26 Jahre alte Sohn zeitlebens schwer behindert und pflegebedü­rftig sein wird. Ein zweiter Sohn verletzte sich bei einem Unfall Zuhause so schwer, dass er ebenfalls pflegebedü­rftig ist. Und auch der Vater erlitt einen Arbeitsunf­all und kann nur noch eingeschrä­nkt einer Arbeit nachgehen.

Als die Versicheru­ng 2011 das Geld überwies, entschied sich das Paar daher für aus seiner Sicht sichere Anlagen: Es kaufte ein Grundstück in seinem Geburtsort in der Türkei und baute dort ein behinderte­ngerechtes Haus. Dazu wurde ein großes Stück Ackerland angeschaff­t. Allerdings gab das Paar mit 680 000 Euro zu viel vom Geld des Sohnes aus. Kaufverträ­ge gibt es zudem nicht, Genehmigun­gen vom Betreuungs­gericht auch nicht. Weil dem Sohn bis zu 300000 Euro Schaden entstanden sind, verurteilt­e Richterin Franziska Braun die Eltern. Der Acker muss verkauft und das Geld in Deutschlan­d angelegt werden.

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