Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Er berührte mit Farben
Mit 83 Jahren starb der Maler Gjelosh Gjokaj
Es war die Spitzenmeldung der albanischen Tv-nachrichten am Sonntag: Der Maler Gjelosh Gjokaj ist im Alter von 83 Jahren in Augsburg gestorben. „Er war ein Superstar in dieser Region“, sagt Oliver Kautz, der Vorsitzende der Arno-buchegger-stiftung und langjährige Freund Gjokajs. Dessen Heimatland Montenegro hatte ihn 2010 zum Ehrenbürger ernannt, die Staatschefs von Albanien und dem Kosovo legten jetzt sofort Kondolenzbücher auf.
In seiner Wahlheimat Augsburg hatte er noch vor fünf Jahren eine umfängliche Ausstellung in Gersthofen. Sie hieß „schwarz-grau, rotblau“und man konnte feststellen, dass dieser Künstler über die Farbe lebt. Mit ihrer brachte er seine spontanen Empfindungen wie Melancholie, Traurigkeit, Wut, Ironie, Liebe, Schmerz, Freude, Heiterkeit, Ruhe unmittelbar auf die Leinwand. Obwohl er sich in den 80er-jahren dem Abstrakten zugewandt hatte, gelang es Gjokaj, in seinen Werken mit Form, Farbe und Komposition den Betrachter tief zu berühren.
Gjelosh Gjokaj wurde 1933 nahe bei Podgoriza geboren. In Belgrad studierte er an der Kunstakademie Grafik und Malerei. Ab 1969 lebte er als freischaffender Maler in Rom und wurde zu einem Hauptvertreter der arte metafisica. „Seine damalige Kunst bestach durch die mannigfaltige Wiedergabe der Zerrissenheit des Menschen“, urteilt Kautz. Mit seiner deutschen Ehefrau und den beiden Kindern kam er schließlich 1983 nach Augsburg, wo er regelmäßig an Ausstellungen teilnahm.
Trotz aller Erfolge – er beteiligte sich an über 150 Ausstellungen in aller Welt und seine Bilder hängen in zahlreichen Sammlungen – hat er die Bodenhaftung nie verloren und blieb stets natürlich und bescheiden. Wahrscheinlich erhält er am Ende dieser Woche in Montenegro ein Staatsbegräbnis.