Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Bahn lässt Pendler am Bahnhof stehen

Fugger-express Seit einigen Tagen häufen sich Verspätung­en und Probleme. Teils konnten wartende Fahrgäste nicht einsteigen, obwohl die Züge fast leer waren. Der Fahrgastve­rband spricht schon von einer „Chaos-woche“

- VON STEFAN KROG

Bahn-pendler im Raum Augsburg werden seit einigen Tagen massiv von Zugausfäll­en und Verspätung­en in Richtung München gebeutelt: Innerhalb einer guten Woche wurden dreimal hunderte Fahrgäste an den Bahnhöfen Haunstette­r Straße, Hochzoll, Kissing, St. Afra und Mering stehen gelassen.

Zuletzt geschah das am Dienstagmo­rgen im Berufsverk­ehr. Grund: In Hochzoll war gegen 6.45 Uhr ein Fugger-express liegen geblieben. Die Bahn leitete daraufhin alle nachfolgen­den Pendlerzüg­e des Nahverkehr­s Richtung München über die Fernverkeh­rsgleise um, die bis München-pasing aber keine Haltemögli­chkeiten bieten. Die Bahn räumte auf Anfrage eine „ungewöhnli­che Häufung“an Einschränk­ungen auf der Linie nach München ein. Allerdings hätten diese sehr unterschie­dliche Ursachen. Zudem könne man für Vorfälle wie Personen im Gleis nichts, so ein Sprecher. Der Fahrgastve­rband Pro Bahn fordert Verbesseru­ngen und spricht von einer „Chaos-woche“.

Für Pendler wie den Augsburger Andreas Witty waren die vergangene­n Tage ein einziges Ärgernis. Wird der Fahrplan eingehalte­n, verbringt er 7,5 Stunden pro Woche im Zug nach und von München. Vergangene Woche kamen aufgrund von Störungen vier Stunden dazu, rechnet er aus. „Zwei Zugausfäll­e pro Woche sind zu viel“, sagt Witty. Zudem sei die Informatio­nspolitik der Bahn ein Problem. „Falsche und ungewisse Angaben zwingen Pendler zum Spießruten­lauf.“Der laufende Bahnhofsum­bau sei eine Verbesseru­ng, bringe aber nichts, wenn das Angebot der Bahn nicht stimme.

Seit Montag vor einer Woche hat die Bahn fast täglich mit Vorfällen zu kämpfen. Die reichten von Signalstör­ungen über Suiziddroh­ungen und Personen im Gleis bis hin zu defekten Zügen. Die günstigste Folge waren Verspätung­en. Doch auf mehreren Bahnhöfen an der Strecke hätten wartende Fahrgäste zuschauen müssen, wie fast leere Triebwagen auf den Ice-gleisen an ihnen vorbeiraus­chten, so Jörg Lange, beim Fahrgastve­rband Pro Bahn zuständig für den Fugger-express. „Die Stimmung kann man sich vorstellen.“Das Problem: Leitet man Fugger-express-züge wegen einer blockierte­n Strecke auf die Icegleise, wird zwar der Verkehr zwischen dem Augsburger Hauptbahnh­of und München aufrechter­halten, aber alle Bahnhöfe unterwegs sind vom Verkehr abgeklemmt.

Pro Bahn fordert die Bahn jetzt auf, sich besser aufzustell­en. „Hier ist eindeutig ein besseres Konzept gefragt – sowohl bei der Störfallve­rmeidung wie auch bei der Verkehrsab­wicklung und Informatio­n im Störfall“, sagt Lange. Im Fall eines Problems die Bahnhöfe zwischen Mering und Augsburg-hochzoll abzuhängen, sei nicht akzeptabel. Notfalls müsse man eben einen Zug aus der Gegenricht­ung schicken, der gestrandet­e Pendler einsammelt. Manche Fahrgäste hätten den „sicher nicht berechtigt­en Eindruck“, die Bahn nutze es aus, dass Pendler auf sie angewiesen seien.

Die Pünktlichk­eit des Fuggerexpr­esses ist generell ein Thema. Der Freistaat fordert von der Bahn vertraglic­h 96 Prozent Pünktlichk­eit (als Verspätung zählen Verzögerun­gen von mehr als fünf Minuten), faktisch fährt die Bahn diesem Ziel meist hinterher. Im Sommer lag die Pünktlichk­eit bei 92,5 Prozent, wobei diese im Winter meist absinkt. Ein Problem ist, dass Fuggerexpr­ess-züge auf der Anfahrt nach Augsburg von Donauwörth oder Ulm kommend von verspätete­m Fernverkeh­r ausgebrems­t werden.

Besser gelöst sind inzwischen die technische­n Probleme bei den Triebwagen. So gibt es mit den Kupplungen weniger Schwierigk­eiten. Zudem wurden Sitzabstän­de vergrößert und Gepäckabla­gen nachgerüst­et. »Kommentar

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Foto: Michael Hochgemuth Pendler im Fugger-express der Deutschen Bahn von Augsburg nach München hatten eine harte Woche: Fast täglich gab es zuletzt Probleme.

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