Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Bahn lässt Pendler am Bahnhof stehen
Fugger-express Seit einigen Tagen häufen sich Verspätungen und Probleme. Teils konnten wartende Fahrgäste nicht einsteigen, obwohl die Züge fast leer waren. Der Fahrgastverband spricht schon von einer „Chaos-woche“
Bahn-pendler im Raum Augsburg werden seit einigen Tagen massiv von Zugausfällen und Verspätungen in Richtung München gebeutelt: Innerhalb einer guten Woche wurden dreimal hunderte Fahrgäste an den Bahnhöfen Haunstetter Straße, Hochzoll, Kissing, St. Afra und Mering stehen gelassen.
Zuletzt geschah das am Dienstagmorgen im Berufsverkehr. Grund: In Hochzoll war gegen 6.45 Uhr ein Fugger-express liegen geblieben. Die Bahn leitete daraufhin alle nachfolgenden Pendlerzüge des Nahverkehrs Richtung München über die Fernverkehrsgleise um, die bis München-pasing aber keine Haltemöglichkeiten bieten. Die Bahn räumte auf Anfrage eine „ungewöhnliche Häufung“an Einschränkungen auf der Linie nach München ein. Allerdings hätten diese sehr unterschiedliche Ursachen. Zudem könne man für Vorfälle wie Personen im Gleis nichts, so ein Sprecher. Der Fahrgastverband Pro Bahn fordert Verbesserungen und spricht von einer „Chaos-woche“.
Für Pendler wie den Augsburger Andreas Witty waren die vergangenen Tage ein einziges Ärgernis. Wird der Fahrplan eingehalten, verbringt er 7,5 Stunden pro Woche im Zug nach und von München. Vergangene Woche kamen aufgrund von Störungen vier Stunden dazu, rechnet er aus. „Zwei Zugausfälle pro Woche sind zu viel“, sagt Witty. Zudem sei die Informationspolitik der Bahn ein Problem. „Falsche und ungewisse Angaben zwingen Pendler zum Spießrutenlauf.“Der laufende Bahnhofsumbau sei eine Verbesserung, bringe aber nichts, wenn das Angebot der Bahn nicht stimme.
Seit Montag vor einer Woche hat die Bahn fast täglich mit Vorfällen zu kämpfen. Die reichten von Signalstörungen über Suiziddrohungen und Personen im Gleis bis hin zu defekten Zügen. Die günstigste Folge waren Verspätungen. Doch auf mehreren Bahnhöfen an der Strecke hätten wartende Fahrgäste zuschauen müssen, wie fast leere Triebwagen auf den Ice-gleisen an ihnen vorbeirauschten, so Jörg Lange, beim Fahrgastverband Pro Bahn zuständig für den Fugger-express. „Die Stimmung kann man sich vorstellen.“Das Problem: Leitet man Fugger-express-züge wegen einer blockierten Strecke auf die Icegleise, wird zwar der Verkehr zwischen dem Augsburger Hauptbahnhof und München aufrechterhalten, aber alle Bahnhöfe unterwegs sind vom Verkehr abgeklemmt.
Pro Bahn fordert die Bahn jetzt auf, sich besser aufzustellen. „Hier ist eindeutig ein besseres Konzept gefragt – sowohl bei der Störfallvermeidung wie auch bei der Verkehrsabwicklung und Information im Störfall“, sagt Lange. Im Fall eines Problems die Bahnhöfe zwischen Mering und Augsburg-hochzoll abzuhängen, sei nicht akzeptabel. Notfalls müsse man eben einen Zug aus der Gegenrichtung schicken, der gestrandete Pendler einsammelt. Manche Fahrgäste hätten den „sicher nicht berechtigten Eindruck“, die Bahn nutze es aus, dass Pendler auf sie angewiesen seien.
Die Pünktlichkeit des Fuggerexpresses ist generell ein Thema. Der Freistaat fordert von der Bahn vertraglich 96 Prozent Pünktlichkeit (als Verspätung zählen Verzögerungen von mehr als fünf Minuten), faktisch fährt die Bahn diesem Ziel meist hinterher. Im Sommer lag die Pünktlichkeit bei 92,5 Prozent, wobei diese im Winter meist absinkt. Ein Problem ist, dass Fuggerexpress-züge auf der Anfahrt nach Augsburg von Donauwörth oder Ulm kommend von verspätetem Fernverkehr ausgebremst werden.
Besser gelöst sind inzwischen die technischen Probleme bei den Triebwagen. So gibt es mit den Kupplungen weniger Schwierigkeiten. Zudem wurden Sitzabstände vergrößert und Gepäckablagen nachgerüstet. »Kommentar