Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Die Unzu ufriedenen
Mit Leverkusen und Wolfsburg treffen die b beiden Enttäuschungen der Saison aufeinander
Es sind nicht gerade die Erfolgsgeschichten, mit denen Leverkusen und Wolfsburg momentan auf sich aufmerksam machen. Bei Bayer stand nach der 0:3-Heimniederlage gegen Hoffenheim Trainer Roger Schmidt im Zentrum der Berichterstattung. Er hatte den jungen Kollegen Julian Nagelsmann mit einer Schimpftirade überzogen, die unter anderem die Frage „Was bist denn Du für ein Spinner?“und die Aufforderung „Halt doch einfach die Schnauze!“beinhaltete. Es gab allerdings noch einen Grund, warum so viel über Schmidt geschrieben wurde: Die Fußballwelt wunderte sich über seine taktischen Vorgaben: Bereits nach sechs Minute war Kevin Volland vom Platz gestellt worden, doch der Trainer passte das Spiel seiner Mannschaft nicht der Unterzahl an. Er ließ weiter Harakiri-fußball spielen – was sich bitter rächte. Die Schelte des Sportdirektors Die nächsten negativen Schlagzeilen gab es dann unter der Woche: Im Dfb-pokal hatte Bayer schon fürs Achtelfinale geplant, der Drittliga-aufsteiger Sportfreunde Lotte war für den Championsleague-klub ein denkbar dankbares Los. Doch der hohe Favorit stand am Ende mit leeren Händen da: Obwohl Bayer ab der 79. Minute einen Mann mehr auf dem Platz hatte, unterlag die Werkself nach Verlängerung und Elfmeterschießen der Mannschaft aus dem 14 000-Seelen-städtchen mit 5:6. Diesmal schimpfte Sportdirektor Rudi Völler, allerdings die eigene Mannschaft: „Wenn
du in der Verlängerung mit einem Mann mehr führst und dann verlierst, dann ist das an Dämlichkeit nicht zu überbieten.“Am Samstag haben die Bayer-profis die Möglichkeit, die Gemüter etwas zu beruhigen. Es geht zum VFL Wolfsburg, der anderen großen Enttäuschung der bisherigen Saison. Vor dem vergangenen Bundesligaspieltag war die Mannschaft in sechs Begegnungen sieglos geblieben. Die Folge: Trainer Dieter Hecking musste nach fast vier Jahren seinen Hut nehmen und wurde zumindest zwischenzeitlich durch Valérien Ismaël ersetzt. Der konnte in seinem ersten Spiel nicht gerade Werbung für eine Weiterbeschäftigung machen: In Darmstadt verloren die Wölfe mit 1:3. Einziger Lichtblick war der zwischenzeitliche Ausgleich durch Mario Gómez. Es war der langersehnte erste Treffer des Stürmers für den VFL und der 1000. Treffer des Vereins in der Bundesliga. In der Pokalpartie beim Zweitligisten Heidenheim legte der Nationalspieler gleich nach und erzielte das einzige Tor beim ausgesprochen glanzlosen Sieg des VFL gegen die Schwaben. „Wir sind erleichtert, dass wir weitergekommen sind“, bilanziert Ismaël, „das war das richtige Spiel für uns. Ich hoffe, dass es uns Selbstvertrauen gibt für das schwere Spiel gegen Leverkusen.“Gut möglich, dass eine der beiden Mannschaft nach der richtungsweisenden Begegnung am Samstag ohne weitere Punkte dastehen wird. Man kann davon ausgehen, dass es dann hinter den Kulissen richtig laut wird. Die Chancen, dass es immerhin während der Partie am Spielfeldrand ruhig bleibt, stehen indes nicht schlecht: Bayers Trainer Roger Schmidt wurde vom DFB für zwei Spiele gesperrt.