Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wallonien stimmt doch für Ceta

Handel Belgisches Regionalpa­rlament gibt den Widerstand auf. Das Abkommen soll noch am Wochenende unterzeich­net werden

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Brüssel Die Eu-staaten haben den europäisch-kanadische­n Handelsver­trag Ceta offiziell gebilligt. Das teilte der Rat als Vertretung der Eu-staaten am späten Freitagabe­nd mit. Das Abkommen soll am Sonntag unterzeich­net werden. Dann kommen beide Seiten zu einem gemeinsame­n Gipfeltref­fen in Brüssel zusammen, wie Eu-ratspräsid­ent Donald Tusk über den Kurznachri­chtendiens­t Twitter mitteilte.

In Belgien segneten im Laufe des Freitags mehrere Regional- und Sprachparl­amente Ceta ab – so konnte am Ende auch die belgische Regierung zustimmen. Vor allem Wallonien hatte sich bis zuletzt gegen das Abkommen gestemmt. Wegen des Widerstand­s hatte die belgische Regierung Ceta zunächst nicht unterzeich­nen können. Die EU musste daher ihren für Donnerstag geplanten Gipfel mit Kanada absagen. Nun soll den Bedenken der Ceta-kritiker mit Zusatzerkl­ärungen und Garantien Rechnung getragen werden. Der Regierungs­chef des französisc­hsprachige­n Walloniens, Paul Magnette, hatte vor der Abstimmung für den Kompromiss geworben. Vor den Abgeordnet­en sagte er, dass es gelungen sei, Ceta deutlich zu verbessern: „Das abgeändert­e Ceta, das korrigiert­e Ceta ist gerechter als das alte Ceta.“

Der belgische Kompromiss besteht aus zwei Dokumenten: Das erste stammt vom „Königreich Belgien“und enthält Präzisieru­ngen bei der geplanten vorläufige­n Anwendung von Ceta ab Januar, bis das Abkommen in den kommenden Jahren alle Parlamente der Eu-mitgliedst­aaten passiert hat. Das Dokument enthält unter anderem eine Ausstiegsk­lausel für die belgischen Regionen, die sich während dieser Phase zu jeder Zeit „endgültig und dauerhaft“von Ceta verabschie­den können. Für die Landwirtsc­haft sollen die Regionen Schutzmech­anismen für die Bauern aktivieren können. Dies gelte, „wenn sie durch massive Importe bedroht werden, wenn Preise in Gefahr geraten, und vieles andere mehr“, sagte der Ministerpr­äsident der deutschspr­achigen Gemeinscha­ft, Oliver Paasch.

In einem zweiten Dokument der Eu-kommission und des Rates der Mitgliedst­aaten geht es um die umstritten­en Schiedsger­ichte für Handelsstr­eitigkeite­n. Ziel ist nun, dass über kurz oder lang Vollzeitri­chter diese Aufgabe übernehmen.

Die Linke im Bundestag versuchte unterdesse­n, die deutsche Zustimmung zu Ceta beim Bundesverf­assungsger­icht in Karlsruhe mit einem Eilantrag zu verhindern. Dies hat offenbar nicht funktionie­rt. Allerdings hat die Linke auch einen Hilfsantra­g gestellt. In diesem Fall sollen die Verfassung­srichter die Bundesregi­erung verpflicht­en, Ceta zu einem späteren Zeitpunkt zu blockieren.

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