Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Erhalten Milchbauern nun mehr Geld?
Agrar Niedrige Preise belasten die Landwirte enorm, viele Betriebe machen nicht mehr weiter. Jetzt sollen Milchprodukte teurer werden. Die Krise ist damit aber noch nicht vollends vorbei
Freising Milchprodukte werden aller Wahrscheinlichkeit nach wieder teurer. Mit den Preiserhöhungen ist die Krise der Bauern nach Verbandseinschätzung allerdings noch nicht ausgestanden. Der Bundesverband Deutscher Milchviehhalter, kurz BDM, wies darauf hin, dass die zu erwartenden Preissteigerungen zum 1. November frühestens im Dezember auf den Konten der Bauern ankämen. Außerdem hätten sich viele Bauern massiv verschuldet, um durchhalten zu können, sagte eine Verbandssprecherin. Es werde deshalb lange dauern, die Folgen der Krise zu bewältigen. Unklar sei noch, wie viele Milchbauern aufgeben müssen. „Bei vielen Milchbauern steht die Entscheidung noch aus,
Insider rechnen mit 13 bis 15 Cent je Liter Milch
ob sie weitermachen oder nicht.“
Der 1. November ist ein wichtiger Stichtag für die Molkereien und die Handelskonzerne. Traditionell treten dann neue Halbjahresverträge für Milch und eine Reihe von Milchprodukten in den unteren Preislagen in Kraft. Insider rechnen mit Preiserhöhungen bei Milch zwischen 13 und 15 Cent je Liter. Der Milchindustrie-verband erwartet eine Erhöhung von mindestens zehn Cent pro Liter H-milch, wie Hauptgeschäftsführer Eckhard Heuser sagte. Derzeit liege der Durchschnittspreis bei 53 Cent pro Liter.
Was bei dem Bauern von den höheren Preisen im Endeffekt ankommt, sei aber sehr unterschiedlich, sagt Hans-jürgen Seufferlein vom Bayerischen Bauernverband. Es komme darauf an, welche Produkte die Molkereien aus der Milch machen und wohin die Milch letztendlich verkauft wird – in den Lebensmittelhandel, in den Export oder an die weiterverarbeitende Industrie.
Die Preissteigerung ist nach Ansicht von Seufferlein nicht das Heilmittel für die Probleme aller Bau- ern. „Die aktuelle Steigerung wird nicht jedem Landwirt sofort helfen können“, betont er. „Wir sind aber auf einem guten Weg.“Bereits zwischen Juni und September habe sich die Lage in Bayern leicht verbessert. Die Milchbauern haben statt 25,5 Cent im Juni, 27,5 Cent im September bekommen. Viele Molkereien in Bayern hätten den Milcherzeugern jedoch zugesagt, bis Ende des Jahres 30 Cent für den Liter Milch an den Bauern zu bezahlen. Momentan liegt die Differenz des gezahlten Milchpreises im Freistaat bei bis zu zehn Cent. „Es gibt Landwirte, die jetzt schon 30 Cent und mehr pro Liter bekommen, aber auch solche, die nur rund 25 Cent bekommen.“
30 Cent ist zwar deutlich mehr als beim Tiefpunkt vor wenigen Monaten im Bereich von 20 Cent je Kilogramm. Für den Bundesverband Deutscher Milchviehhalter ist das aber noch nicht genug. „Wir brauchen
Experten sagen, das Preis-tal ist durchschritten
mindestens 40 Cent, um Kredite zurückzahlen zu können“, sagte die Verbandssprecherin. Rücklagen für schlechtere Zeiten seien auch bei 40 Cent noch nicht möglich. 30 Cent je Kilogramm reichten häufig nur aus, um einen Teil der laufenden Kosten der Betriebe zu decken.
Niedrige Preise belasten seit langem die Milchbauern. Als zentrale Ursache galt ein Überangebot auf den Märkten. Bund und EU hatten Finanzhilfen für Milchbauern zugesagt. Anfang Oktober hatte die deutsche Molkereibranche bereits eine deutliche Entspannung gesehen. Das Preistal sei durchschritten, hatte der Milchindustrie-verband mitgeteilt. Weltweit steigende Notierungen an den Milchbörsen dürften zu höheren Preisen für Erzeuger und Verbraucher führen. In welchem Umfang der Handel höhere Einkaufspreise aber an die Endverbraucher weiterreicht, bleibt abzuwarten.