Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Wenn das Airbus-taxi kommt

Innovation Der Luftfahrt-riese entwickelt kleine Fluggeräte, mit denen Passagiere in staugeplag­ten Mega-citys schnell ans Ziel kommen. Auch Experten aus Donauwörth mischen bei dem Projekt mit

- VON STEFAN STAHL

Donauwörth Airbus-chef Tom Enders ist kein großer Fan der „Starwars“-filmreihe. Er hält es dennoch für möglich, dass eines Tages in riesigen Städten fliegende Autos durch Himmelsstr­aßen gleiten. Der deutsche Chef des europäisch­en Luftfahrtu­nternehmen­s deutete immer wieder mal an, wie er sich die Revolution vorstellt: Demnach können sich Menschen per Smartphone-app ein Lufttaxi buchen, das sie irgendwann sogar ohne Pilot zu Hause abholt und zum Flughafen bringt.

Inzwischen ist klar, dass Airbus intensiv an einem solchen Projekt arbeitet. Weil es Verbindung­en zur Hubschraub­er-welt gibt, sind auch Experten des Donauwörth­er Airbus-helikopter-standortes in das spektakulä­re Vorhaben eingebunde­n. Noch gibt das Unternehme­n nur begrenzt Einblick in die Lufttaxi-forschung, auch um Us-konkurrent­en, die ebenfalls Menschen in Mega-citys in die Luft bringen wollen, nicht zu viel zu verraten.

Doch wer im Donauwörth­er Werk mit Experten spricht, bekommt zumindest eine etwas konkretere Vorstellun­g der nach Science-fiction klingenden Vision: Demnach soll so ein Flug mit dem Luft-taxi nicht mehr als eine Fahrt mit einem Straßen-pendant kosten, wenn sich vier Passagiere den Fahrpreis teilen. Die Fluggeräte mit rund 50 Kilometer Reichweite werden umweltvert­räglich und leise sein, weil sie einen elektrisch­en Antrieb haben.

Am Anfang, so heißt es, werde aber noch ein Pilot mit an Bord sein. Das Ziel des Luftfahrt-anbieters ist jedoch klar: Eines Tages soll der City-airbus autonom fliegen, wie Enders das vorschwebt. Dabei startet und landet der mit Propellern ausgestatt­ete Mini-airbus vertikal. Er hebt nach oben ab und braucht keine Landebahn. Die Maschine ist mehr Hubschraub­er als Flugzeug. Mehr technische Details verrät das Unternehme­n nicht. Es macht auch keine Angaben, wie viel ein solcher City-airbus einmal kosten soll.

Klar ist, dass die drohnenart­igen Flug-autos zunächst nicht in Städten wie Augsburg, Ulm oder Ingolstadt am Himmel Passagiere befördern. Gebaut werden die fliegenden Kutschen für extrem staugeplag­te Gebiete wie den Großraum San Francisco. Wer morgens aus der High-tech-gegend Silicon Valley in die Stadt fährt, braucht schon mal eineinhalb Stunden. Am Abend wird es ähnlich stressig. Auch deswegen forschen Firmen wie Google an selbststän­dig fahrenden Autos, die es dem Fahrer erlauben, seine Zeit nicht nervenaufr­eibend vor

Harte Konkurrenz für autonom fahrende Autos

dem Steuer zu verbringen, sondern sich online zu vergnügen, ob lesend, einkaufend oder Filme schauend.

Luft-taxis wären aber eine harte Konkurrenz für autonome Fahrzeuge am Boden, weil Passagiere viel schneller von A nach B kommen. Auch deshalb versucht Airbus, in dem Markt mitzumisch­en. Der Luftfahrt-konzern will jedoch nicht Versand- und Logistik-multis wie Amazon und DHL Konkurrenz machen, also Päckchen per Luftfracht durch Städte wuchten. Airbus sieht Firmen wie Amazon vielmehr als Kunden für eigene Flug-taxis an.

Der erste Prototyp eines solchen City-airbus soll bereits Ende 2017 aufsteigen und getestet werden. Wolfgang Schoder, Deutschlan­dchef von Airbus Helicopter­s, sieht sein Unternehme­n hier gegenüber der Us-konkurrenz in einem zentralen Punkt im Vorteil: „Mit unserer Hubschraub­er-erfahrung sind wir, was die Sicherheit betrifft, weiter als die Wettbewerb­er.“Diesen Pluspunkt müsse Airbus gegenüber den agilen amerikanis­chen Rivalen ausspielen, sagt er unserer Zeitung.

Wie das elektrisch­e Fliegen sind die Luft-taxis ein Zukunftspr­ojekt für den Donauwörth­er Standort, der im Gegensatz zum französisc­hen Helikopter-werk bei Marseille gut ausgelaste­t ist. Am Freitag war ein weiterer Hoffnungst­räger in Donauwörth zu Gast. Eine französisc­he Crew zeigte, was die neue Maschine H160 kann. Der Hubschraub­er ist ein französisc­h-deutsches Gemeinscha­ftsprojekt. Die äußere Struktur – also die Haut – stammt aus Donauwörth­er Produktion. Hier kommt in hohem Maße faserverst­ärkter Kohlenstof­f zum Einsatz, ein Material, das auch für die Zelle der Luft-taxis interessan­t sein könnte.

Das bayerische Werk mit seinen insgesamt rund 7000 Mitarbeite­rn ist jedenfalls einer der größten Technologi­ezentren der Luftfahrtb­ranche. Dort arbeiten allein 1100 Ingenieure aus 35 Ländern.

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