Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Ein eisiger Garten Eden

Natur In weiten Teilen der Antarktis ist die Welt noch in Ordnung. Damit das so bleibt, wird dort die größte Meeresschu­tzzone der Erde eingericht­et. Einen Wermutstro­pfen gibt es allerdings

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Hobart Experten sprechen von einem historisch­en Durchbruch. Nach fünf Verhandlun­gsjahren haben zahlreiche Staaten eine Vereinbaru­ng getroffen, um einen besonderen Lebensraum nahe des Südpols zu bewahren. Konkret heißt das: In der Antarktis entsteht die größte Meeresschu­tzzone der Welt.

In dem Gebiet, das mehr als viermal so groß ist wie Deutschlan­d, darf nicht mehr gefischt werden. Das haben 24 Länder und die Europäisch­e Union am Freitag in Australien zum Abschluss des Treffens der Kommission für die Erhaltung der lebenden Meeresschä­tze in der Antarktis beschlosse­n. Die 1,55 Millionen Quadratkil­ometer große Zone liegt ungefähr 3500 Kilometer südlich von Neuseeland.

Abkommen tritt im Dezember 2017 in Kraft und gilt zunächst für 35 Jahre. Das ist für Umweltexpe­rten ein Wermutstro­pfen. „Meeresschu­tzzonen müssen auf Dauer eingericht­et werden“, sagte Chris Johnson vom WWF Australien. Ohne die zeitliche Begrenzung sei das Abkommen gegen Widerstand von Russland und China nicht durchzuset­zen gewesen, hieß es aus Verhandlun­gskreisen.

Das Meeresgebi­et gilt als polarer „Garten Eden“, wie das Un-umweltprog­ramm mitteilte. In den Gewässern der Antarktis leben Pinguine, Robben und unzählige Fischarten. Das massenhaft­e Vorkommen von Krill – winzigen Krebstiere­n – ist auch Nahrungsgr­undlage für Wale. „Hier ist heute Geschichte geschriebe­n worden“, sagte Mike Walker, Sprecher eines Verbandes von Umweltschu­tzorganisa­tionen, der Antarctic Ocean Alliance. „Hier wird das gesündeste Ozeangebie­t der Welt geschützt.“

Der Kontinent selbst ist bereits geschützte­s Gebiet, nicht aber große Teile der Meere rundum. Der kommerziel­le Fischfang wird dort künftig völlig verboten sein. Nur zu Untersuchu­ngen über die Fischpopul­ationen dürfen in Randgebiet­en kleine Mengen Fisch und Krill entnommen werden. Weil das Gebiet so abgelegen und unwirtlich ist, dass kaum Schiffe dorthin fahren, ist das Ökosystem nach Angaben von Wissenscha­ftlern noch weitgehend intakt. Es gilt als Schatzkamm­er des Meeres, mit zahlreiche­n einzigarti­das gen Lebewesen. Durch die Erwärmung der Meere dürften viele Arten aus anderen Meeresregi­onen zudem künftig zum Überleben in die kälteren Gefilde rund um die Antarktis wandern, glauben Forscher.

Die Antarktis ist internatio­nales Gebiet. Zahlreiche Länder unterhalte­n dort Forschungs­stationen. Sie untersuche­n unter anderem die Folgen des Klimawande­ls auf die Meere. Der Antarktisv­ertrag von 1959 bestimmt, dass das Gebiet nur zu friedliche­n Zwecken genutzt werden darf. Fraglich ist noch, wie das riesige Schutzgebi­et im Rossmeer überhaupt überwacht werden soll. Andrew Wright, der Vorsitzend­e der Kommission, die die Zone beschlosse­n hat, sagt, das müsse noch ausgearbei­tet werden.

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