Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Zeitumstellung: Sinnvoll oder nervig?
Winterzeit Am Sonntag werden die Uhren wieder um eine Stunde zurückgedreht. Wie sich das auf den Schlaf auswirkt und warum sich manche Länder jetzt gegen die Umstellung wehren
Augsburg Ob wir wollen oder nicht: In Deutschland werden in der Nacht zu Sonntag die Uhren auf Winterzeit umgestellt. Um 3 Uhr morgens werden die Zeiger um eine Stunde zurückgedreht. Für ein halbes Jahr gilt dann wieder die Mitteleuropäische Normzeit. Und so sicher wie der Dreh am Uhrzeiger ist auch die Diskussion um Sinn und Zweck der Umstellung. Denn obwohl es beim Wechsel auf die Winterzeit eine Stunde geschenkt gibt, würden viele Deutsche die Zeitumstellung am liebsten wieder abschaffen.
Warum gibt es die Zeitumstellung?
Um Energie zu sparen. Durch den halbjährigen Wechsel soll das Tageslicht besser genutzt werden, sodass weniger Strom durch elektrisches Licht verbraucht wird.
Erfüllt sie diese Funktion auch?
Das ist umstritten. Laut Umweltbundesamt knipsen die Deutschen durch die Zeitumstellung im Sommer tatsächlich abends nicht so oft das Licht an. Im Frühjahr und Herbst wird morgens dafür jedoch mehr geheizt. Unter dem Strich gebe es durch die Sommerzeit allein keine Ersparnis. „Mit der ursprünglichen Absicht, Energie zu sparen, hat die Zeitumstellung heute nicht mehr viel zu tun“, sagt auch Arnd Schröder, Geschäftsführer des Vergleichsportals Top-tarif. Denn bei Privathaushalten macht die Beleuchtung nach Angaben des Internetportals heute nur etwa acht Prozent des Stromverbrauchs aus.
Was spricht gegen die Umstellung?
Laut einer repräsentativen Umfrage im Auftrag der Krankenkasse DAK halten drei von vier Befragten die Zeitumstellung für sinnlos. Mediziner warnen zudem, dass empfindsamere Menschen Probleme mit dem Hin und Her haben. Schlafstörungen und Appetitlosigkeit können die Folge sein. Fast 80 Prozent der Teilnehmer der Dak-studie gaben an, sich am Morgen nach dem Wechsel schlapp und müde zu fühlen. Jeder Fünfte sei deswegen auch schon zu spät zur Arbeit gekommen.
Wer leidet unter Schlafproblemen?
Eine aktuelle Umfrage im Auftrag der Kaufmännischen Krankenkasse kommt zu dem Schluss, dass Frauen deutlich mehr Probleme mit der Zeitumstellung haben als Männer. Demnach fällt es mehr als jeder vierten Frau schwer, am Tag nach der Umstellung aufzustehen. Jede fünfte Frau gab an, auch noch im Laufe des Tages müde und gereizt zu sein. Männer haben offenbar weniger Probleme mit dem Wechsel. 74 Prozent der befragten Männer sagten, die Zeitumstellung habe für sie keine Auswirkung.
Wie gehen Kinder damit um?
Knapp die Hälfte der befragten Eltern gab in der Studie an, dass sie Veränderungen im Schlafverhalten oder Wohlbefinden ihrer Kinder bemerken. 30 Prozent sagten, dass ihr Nachwuchs deshalb Probleme habe, einzuschlafen oder aufzustehen.
Wie reagieren Haustiere?
„Haustiere haben normalerweise keine Schwierigkeiten mit der Zeitumstellung“, sagt Tierarzt Klaus Kutschmann, Mitglied des Ausschusses für Kleintiere der Bundestierärztekammer. Es könne zwar sein, dass Katzen und Hunde an den ersten Tagen etwas lästig werden, wenn sie ihr Futter später bekommen als gewöhnlich. Das pendele sich aber schnell wieder ein.
Seit wann gibt es die Zeitumstellung in Deutschland eigentlich?
1980 wurde neben der „normalen“Winterzeit eine Sommerzeit eingeführt. Es gab hierzulande aber bereits während des Ersten Weltkriegs und in den 1940er Jahren Sommerzeiten.
Wie sieht es im Ausland aus?
abweichende
Seit 1996 gibt es eine Eu-weit einheitliche Regelung. Inzwischen wehren sich aber einige Länder gegen die Zeitumstellung. Zum Beispiel wollen Mallorca und seine Nachbarinseln die Uhren im Herbst künftig nicht mehr zurückstellen, damit Urlauber und Einheimische abends statt morgens mehr Helligkeit genießen können. Das Parlament der Balearen nahm erst jüngst einen entsprechenden Antrag an. Auf dem spanischen Festland gibt es gegenläufige Bestrebungen: Dort wollen viele die Sommerzeit abschaffen. Für ein dauerhaftes Fortbestehen der Sommerzeit hat sich dagegen die Türkei entschieden. Dort werden die Uhren am Sonntag normal weiterticken.