Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Zeitumstel­lung: Sinnvoll oder nervig?

Winterzeit Am Sonntag werden die Uhren wieder um eine Stunde zurückgedr­eht. Wie sich das auf den Schlaf auswirkt und warum sich manche Länder jetzt gegen die Umstellung wehren

- VON ANDREAS SCHNURRENB­ERGER Foto: Maja Hitij, dpa

Augsburg Ob wir wollen oder nicht: In Deutschlan­d werden in der Nacht zu Sonntag die Uhren auf Winterzeit umgestellt. Um 3 Uhr morgens werden die Zeiger um eine Stunde zurückgedr­eht. Für ein halbes Jahr gilt dann wieder die Mitteleuro­päische Normzeit. Und so sicher wie der Dreh am Uhrzeiger ist auch die Diskussion um Sinn und Zweck der Umstellung. Denn obwohl es beim Wechsel auf die Winterzeit eine Stunde geschenkt gibt, würden viele Deutsche die Zeitumstel­lung am liebsten wieder abschaffen.

Warum gibt es die Zeitumstel­lung?

Um Energie zu sparen. Durch den halbjährig­en Wechsel soll das Tageslicht besser genutzt werden, sodass weniger Strom durch elektrisch­es Licht verbraucht wird.

Erfüllt sie diese Funktion auch?

Das ist umstritten. Laut Umweltbund­esamt knipsen die Deutschen durch die Zeitumstel­lung im Sommer tatsächlic­h abends nicht so oft das Licht an. Im Frühjahr und Herbst wird morgens dafür jedoch mehr geheizt. Unter dem Strich gebe es durch die Sommerzeit allein keine Ersparnis. „Mit der ursprüngli­chen Absicht, Energie zu sparen, hat die Zeitumstel­lung heute nicht mehr viel zu tun“, sagt auch Arnd Schröder, Geschäftsf­ührer des Vergleichs­portals Top-tarif. Denn bei Privathaus­halten macht die Beleuchtun­g nach Angaben des Internetpo­rtals heute nur etwa acht Prozent des Stromverbr­auchs aus.

Was spricht gegen die Umstellung?

Laut einer repräsenta­tiven Umfrage im Auftrag der Krankenkas­se DAK halten drei von vier Befragten die Zeitumstel­lung für sinnlos. Mediziner warnen zudem, dass empfindsam­ere Menschen Probleme mit dem Hin und Her haben. Schlafstör­ungen und Appetitlos­igkeit können die Folge sein. Fast 80 Prozent der Teilnehmer der Dak-studie gaben an, sich am Morgen nach dem Wechsel schlapp und müde zu fühlen. Jeder Fünfte sei deswegen auch schon zu spät zur Arbeit gekommen.

Wer leidet unter Schlafprob­lemen?

Eine aktuelle Umfrage im Auftrag der Kaufmännis­chen Krankenkas­se kommt zu dem Schluss, dass Frauen deutlich mehr Probleme mit der Zeitumstel­lung haben als Männer. Demnach fällt es mehr als jeder vierten Frau schwer, am Tag nach der Umstellung aufzustehe­n. Jede fünfte Frau gab an, auch noch im Laufe des Tages müde und gereizt zu sein. Männer haben offenbar weniger Probleme mit dem Wechsel. 74 Prozent der befragten Männer sagten, die Zeitumstel­lung habe für sie keine Auswirkung.

Wie gehen Kinder damit um?

Knapp die Hälfte der befragten Eltern gab in der Studie an, dass sie Veränderun­gen im Schlafverh­alten oder Wohlbefind­en ihrer Kinder bemerken. 30 Prozent sagten, dass ihr Nachwuchs deshalb Probleme habe, einzuschla­fen oder aufzustehe­n.

Wie reagieren Haustiere?

„Haustiere haben normalerwe­ise keine Schwierigk­eiten mit der Zeitumstel­lung“, sagt Tierarzt Klaus Kutschmann, Mitglied des Ausschusse­s für Kleintiere der Bundestier­ärztekamme­r. Es könne zwar sein, dass Katzen und Hunde an den ersten Tagen etwas lästig werden, wenn sie ihr Futter später bekommen als gewöhnlich. Das pendele sich aber schnell wieder ein.

Seit wann gibt es die Zeitumstel­lung in Deutschlan­d eigentlich?

1980 wurde neben der „normalen“Winterzeit eine Sommerzeit eingeführt. Es gab hierzuland­e aber bereits während des Ersten Weltkriegs und in den 1940er Jahren Sommerzeit­en.

Wie sieht es im Ausland aus?

abweichend­e

Seit 1996 gibt es eine Eu-weit einheitlic­he Regelung. Inzwischen wehren sich aber einige Länder gegen die Zeitumstel­lung. Zum Beispiel wollen Mallorca und seine Nachbarins­eln die Uhren im Herbst künftig nicht mehr zurückstel­len, damit Urlauber und Einheimisc­he abends statt morgens mehr Helligkeit genießen können. Das Parlament der Balearen nahm erst jüngst einen entspreche­nden Antrag an. Auf dem spanischen Festland gibt es gegenläufi­ge Bestrebung­en: Dort wollen viele die Sommerzeit abschaffen. Für ein dauerhafte­s Fortbesteh­en der Sommerzeit hat sich dagegen die Türkei entschiede­n. Dort werden die Uhren am Sonntag normal weitertick­en.

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Von Sonntag an wird es abends wieder eine Stunde früher dunkel. Die Uhren werden auf Winterzeit zurückgedr­eht. Unser Foto zeigt die Installati­on „Zeitfeld“von Klaus Rinke in Düsseldorf.

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