Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Ein Schauspielhaus steht zur Debatte
Düsseldorf Die Sanierung des Theaters kostet Millionen. Das bringt die Stadtspitze auf brisante Gedanken
Düsseldorf „Du schöne Perle am Rhein“heißt es in Düsseldorfs Schunkel-hymne. Doch in der Kultur droht die nordrhein-westfälische Landeshauptstadt an Glanz zu verlieren. Nicht nur, dass das traditionsreiche Schauspielhaus seit Anfang des Jahres geschlossen ist – der weiße Bau mit elegant geschwungener Fassade, eine Ikone der 60erjahre-architektur, ist stark sanierungsbedürftig. Mehr noch: Oberbürgermeister Thomas Geisel (SPD) hat kürzlich den Fortbestand des Gebäudes infrage gestellt.
Geisels öffentliche Gedankenspiele reichten von der Umnutzung des Hauses über den Komplettumzug in das derzeitige Ausweichquartier „Central“bis hin zur Übergabe an einen privaten Investor. Sogar einen Abriss hatte der OB kurz mal ins Gespräch gebracht, davon aber schnell Abstand genommen. Aber er betonte: „Wer sagt, wir wollen das Schauspielhaus an diesem Ort in diesem historischen Gebäude in altem Glanz erstrahlen lassen, der muss wissen, dass das sehr, sehr kostspielig werden wird und dass wir das heute noch nicht vollständig absehen können.“Vor Augen dürfte Geisel dabei Beispiele in Köln oder Berlin haben, wo Sanierungen viel teurer wurden als gedacht. In Düsseldorf wurden bereits 58 Millionen Euro investiert, mindestens 25 Millionen müssen laut Stadt noch in das Schauspielhaus gesteckt werden.
Der neue Intendant Wilfried Schulz geht gegen Geisels Überlegungen auf die Barrikaden. Der Theatermacher war aus Dresden an den Rhein gekommen und sollte dem seit Jahren kriselnden Schauspiel neues Leben einhauchen. Nur scheibchenweise aber wurde klar, dass das Schauspielhaus nicht nur neun Monate, sondern wohl mindestens drei Jahre dicht bleiben wird.
Aber auch aus anderen Richtungen weht nun der Proteststurm. „Es ist unvorstellbar, dieses städtebauliche Denkmal nicht als Theater zu erhalten“, sagt der Direktor des Deutschen Bühnenvereins, Rolf Bolwin. An seinem Standort in der Innenstadt boome der Kommerz, „da muss es auch einen Ort der Reflexion und des Innehaltens geben“. Und auch der Präsident der Architektenkammer Nordrheinwestfalen, Ernst Uhing, forderte den Erhalt des Schauspielhauses als Theater und die Sanierung des markanten Gebäudes. Das von Bernhard Pfau erbaute Schauspielhaus gehöre „zweifellos zu den wichtigsten Bauwerken der Nachkriegszeit in Nordrhein-westfalen“.