Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

„Man muss auch mal weghören können“

Fußball Der Disput zwischen den Bundesliga-trainern Roger Schmidt und Julian Nagelsmann war zuletzt ein großes Thema. Kracht es auch mal in den unteren Klassen? Amateurtra­iner geben Antworten

- VON WOLFGANG LANGNER

Es war Aufreger in der Fußballbun­desliga. Die Mikrofone in der Nähe der Coaching-zone erfüllten ihre Pflicht. In sämtlichen „Fußball-wohnzimmer­n“war in der vergangene­n Woche zu hören, wie Roger Schmidt, der Trainer des Fußball-bundesligi­sten Bayer Leverkusen, seinen Kollegen Julian Nagelsmann von der TSG Hoffenheim beschimpft­e. „Was bist du für ein Spinner“oder „Halt doch mal die Schnauze“. Schmidt wurde daraufhin für zwei Spiele gesperrt.

Vielleicht muss man so auch mal Dampf oder Frust ablassen. Wie sieht das eigentlich bei den Amateuren aus? Kracht es da auch ab und zu?

„Ich fand die ganze Aufregung überbewert­et. Das war doch nicht dramatisch“, meint Andreas Wessig, der Trainer des Bezirkslig­isten TG Viktoria Augsburg. Allerdings kann sich der Inninger Coach nicht daran erinnern, selbst eine ähnliche Situation erlebt zu haben. „Es kommt schon mal vor, dass man seinen Kollegen anschreit oder ihm etwas zuruft: Jetzt hör mal auf oder gib endlich Ruhe. Aber mehr nicht. Man ist sich ja schließlic­h nicht bei jeder Situation einig“, meint Wessig. Er ist auch felsenfest überzeugt, dass diese Geschichte bei den beiden Protagonis­ten längst wieder erledigt ist: „Ich glaube nicht, dass Nagelsmann oder Schmidt ein Problem haben, wenn sie sich im Rückspiel wieder sehen. Da gibt man sich die Hand und alles ist erledigt.“

„Der Fußball lebt von Emotionen. Da muss man manchmal auch weghören können“, so Trainer Thomas Luichtl vom Kreisligis­ten SV Hammerschm­iede. Ihm ist so etwas Ähnliches einmal passiert. „Da wurde ich pausenlos von einem Trainer beschimpft und beleidigt“, so Luichtl, der aber nicht den Na- men des Trainers preisgeben will. Ansonsten sieht es Luichtl auch als normal an, dass es ab und zu Differenze­n gibt oder mal einen Disput. Bei ihm ist das aber nicht die Regel: „Die meisten Trainer kennt man ja auch schon viele Jahre. Danach muss man sich die Hand geben und damit ist alles erledigt. Im Normalfall läuft alles ordentlich ab.“

„Es wurde in der Öffentlich­keit schon hochgespie­lt, anderersei­ts muss man sich als Trainer auch beherrsche­n“, so die Meinung von Ajet Abazi, Spielertra­iner des Bezirkslig­isten SV Stadtwerke. Der ehemalige Profi des FC Augsburg sieht es ähnlich wie Thomas Luichtl: „Die meisten Trainer in unseren Ligen kennen sich doch schon seit Jahren. Es kann schon mal heftiger werden, wenn zwei Spieler aneinander­geraten, aber ansonsten gibt es kaum Probleme.“

Als Spielertra­iner ist er ohnehin meist auf dem Platz, manchmal (wenn er verletzt ist) dirigiert er aber auch von der Seitenlini­e. Da gehört er zu den ruhigeren Vertretern seiner Zunft: „Was soll ich mich mit dem gegnerisch­en Trainer oder dem Schiedsric­hter anlegen? Ich muss mich auf meine Jungs konzentrie­ren.“

Marek Zawadzki ist derzeit sportliche­r Leiter beim Kreisligis­ten DJK Lechhausen. Zuvor war er Amateur-trainer. „Man muss natürlich auch unterschei­den zwischen Profi- und Amateurfuß­ball. Im Profifußba­ll geht es um viel Geld.“In der Amateursze­ne sieht Zawadzki eine gute Entwicklun­g: „Ich denke, früher ist man öfter mal aneinander­geraten. Heute ist der Blickwinke­l ein anderer geworden. Ich denke auch: Wie man in den Wald hineinruft, so kommt es wieder heraus.“Große Probleme unter den Trainern sieht Zawadzki derzeit jedenfalls nicht.

Das Thema Schmidt/nagelsmann wurde, wenn es nach Zawadzki geht, in den Medien fair behandelt: „Wenn so etwas passiert, dann gehört es auch in die Öffentlich­keit. Das ist doch ganz normal.“

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Foto: Michael Hochgemuth Auch Andreas Wessig wird mal laut, aber das beschränkt sich eher auf die eigene Mannschaft. Allerdings gibt Wessig schon zu, dass man sich unter Trainern nicht immer einig ist.

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