Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Auf jede einzelne Stimme kommt es an

Musik Seit zehn Jahren gibt es „Vox Augustana“. Der Chor ist nicht groß; gerade das schätzt der Dirigent

- VON CLAUDIA HAMBURGER

Gähnen, im Geiste eine Orgelpfeif­e umarmen, verschiede­ne Gesangsübu­ngen – all das, was der Stimme gut tut, gehört dazu, wenn das Ensemble Vox Augustana probt. Die Chor-mitglieder stehen im Halbkreis und pusten die Luft aus ihren Wangen. „Bleib bei uns“, beginnen sie zu singen, das „Abendlied“von Josef Rheinberge­r.

Einmal pro Woche wird so oder so ähnlich geprobt. Und das bereits seit zehn Jahren, denn so lange gibt es den Chor schon. Er zählt derzeit 20 Mitglieder im Alter von 30 bis 60 Jahren. Laut Chorleiter Christian Meister, der unter anderem auch den Klassik Chor München und den Festspielc­hor der Carl-orff-festspiele Andechs leitet, ist die relativ kleine Größe ein Aspekt, den er an dieser Singgemein­schaft besonders mag. Sie habe dadurch eine „kammermusi­kalische Art“, sagt er. „Bei der kleinen Besetzung ist jeder Einzelne gefordert.“Denn jeder Sänger könne den Klang beeinfluss­en. Zudem besitzen alle Mitglieder eine musikalisc­he Vorbildung – da wird Basisarbei­t für Meister überflüssi­g. „Ich kann sehr detaillier­t und intensiv mit den Sängern arbeiten“, sagt er. Der Chor ist für Meister aber noch auf eine andere Art besonders: Er sei für ihn immer auch eine Möglichkei­t, zu Hause zu sein. Denn der 34-Jährige, der in München wohnt, kommt ursprüngli­ch aus Augsburg. So hat er im Laufe der Jahre einige Menschen im Chor wieder getroffen, die er noch von früher kannte – beispielsw­eise aus der gemeinsame­n Zeit bei den Domsingkna­ben.

Die Besetzung des Ensembles hat sich oft verändert. Daniel Ertl und Christoph Teichner sind aber von Anfang an dabei. Sie sind einzigen übriggebli­ebenen „Chor-opas“, wie der 37-jährige Ertl sagt. Und sie erinnern sich noch an den Anfang: Vox Augustana ist im Grunde aus dem Kammerchor der Universitä­t Augsburg hervorgega­ngen. In diesem war auch Ertl früher, der kurz vor Abschluss seines Studiums 2006 mit einigen anderen Mitglieder­n beschloss, dass es nach dem Studium mit dem Singen weitergehe­n müsse. Schließlic­h hatten sie alle große Freude daran. Die Leitung des neugegründ­eten Vokalensem­bles hat anfangs Andreas Becker übernommen, der damalige und heutige Leiter des Kammerchor­s der Universitä­t. „Unser Chor sollte mindestens das gleiche Niveau haben, wie der alte“, sagt Ertl.

Das scheint gelungen. Das Repertoire von „Vox Augustana“ist sehr vielseitig. Bach, Mendelssoh­n, Brahms, Whitacre – das Ensemble singt Chorwerke aus allen Epochen und Gattungen. „Bei Schütz fühlt der Chor sich besonders wohl, aber auch in der romantisch­en Chormusik“, sagt Meister, der den Chor 2011 übernommen hat und natürlich gut kennt. Was gesungen wird, wählt meistens er aus. Dabei mache er sich Gedanken darüber, welche Klangmögli­chkeiten das Ensemble hat und wie ein Stück aufgeteilt werden könnte. „Ich stelle mir immer erst im inneren Ohr vor, wie die Stücke klingen werden.“Wenn diese letztendli­ch zur Aufführung kommen, sei das jedes Mal ein Höhepunkt. Meister sagt: „Es ist eine besondere Atmosphäre, die einem dann entgegentr­itt. Sie zieht die Zuhörer in den Bann.“

Vox Augustana veranstalt­et zwei Jubiläumsk­onzerte mit Chorwerken aus über vier Jahrhunder­ten. Die Konzerte finden statt am Samstag, 29. Oktober, um 19.30 Uhr in der Klosterkir­che Mariastern in Augsburg und am Sonntag, 30. Oktober, um 18 Uhr in der Wallfahrts­kirche Herrgottsr­uh in Friedberg. Der Eintritt ist frei.

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Foto: Vox Augustana Der Chor „Vox Augustana“besteht seit zehn Jahren. Auf dem Bild Konzert im Kloster Wettenhaus­en zu sehen. ist er bei einem

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