Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Was tun bei Mobbing?
Beruf Viele Mitarbeiter wollen helfen, wissen aber nicht, wie ihnen das gelingen kann
Freudenberg Ein Kollege wird vom Rest der Abteilung ausgegrenzt. Man selbst findet das nicht gerecht und will eingreifen. Doch das ist oft nur der erste Impuls. Viele halten sich dann doch heraus. Grund sind Ängste, sagt die Psychologin Juliane Dreisbach. So fürchten manche, selbst zum Außenseiter zu werden, wenn sie die mobbenden Kollegen auf ihr Verhalten ansprechen. Es erfordere Mut, aus dem Gruppengefüge herauszutreten, erklärt die Expertin. „Das kann man auch erst mal unauffällig machen.“
Zunächst sollten Mitarbeiter für den betroffenen Kollegen da sein und auf ihn zugehen. Eine ruhige Minute, etwa im Pausenraum, ist dafür eine gute Gelegenheit. Dabei sollten sie den ersten Schritt machen und erklären, wie sie die Situation wahrnehmen. Danach fragen sie etwa: „Wie geht es dir damit?“Dann fühlt der andere sich nicht mehr allein mit seinem Problem. „Das bedeutet eine erste Hoffnung für den Betroffenen“, sagt Psychologin Dreisbach.
In folgenden Gesprächen sollte es nicht immer um das Mobbing gehen. In der Realität ist das ein schmaler Grat. Es gilt, das Problem ernst zu nehmen, ohne es noch wei- aufzubauschen. Und im richtigen Moment das Thema zu wechseln, um über etwas Alltägliches zu reden: „Das ist eine Kunst“, sagt Dreisbach. Bei allen Gesprächen gilt: Der Kollege vertraut einem. Danach zum nächsten Kollegen gehen und tratschen, geht in so einer Situation deshalb gar nicht.
Auch wenn Mitarbeiter das Mobbing gegenüber anderen Kollegen
Ursache ist oft ein ungelöster Konflikt im Job
Muster Mobbing am Arbeitsplatz entwickelt sich häufig nach demselben Muster. Am Anfang steht in der Regel ein ungelöster Konflikt, der zu ersten Abneigungen, Schuldzuweisungen und vereinzelten, persönlichen Angriffen führt, berichtet der Deutsche Gewerkschaftsbund. Eintritt in die zweite Phase ist dann häufig nach etwa sechs Monaten. Dann beginnt der Psychoterror. Der ungelöste Konflikt tritt in den Hintergrund, das Mobbingopfer wird nun systematisch attackiert. Die gemobbte Person wird zunehmend isoliert, das Selbstwertgefühl des Betroffenen nimmt ab. In der dritten Phase folgen dann häufig arbeitsrechtliche Sanktionen. Hier ansprechen, sollte das vorher mit dem Betroffenen abgesprochen sein. Dann fühlt dieser sich nicht hintergangen. In den Gesprächen sollten nicht direkt Schuldzuweisungen kommen. „Man sollte erfragen, wie die Kollegen das eigentlich wahrnehmen“, rät Dreisbach. Manchmal ist das Verhalten wirklich Mobbing, manchmal sind Menschen aber auch sehr verletzlich und empfinden beter eskaliert der Konflikt, die gemobbte Person gilt zunehmend als problematisch, weil ihre Leistung aufgrund der häufigen Demütigungen immer schlechter wird. In der letzten Phase kommt es dann zum Ausschluss aus dem Unternehmen, weil das Mobbingopfer kündigt oder gekündigt wird.
Chefrolle Um so einen Mobbingfall von vorneherein zu verhindern, ist vor allem der Chef gefragt. Oft trete Mobbing in Abteilungen auf, in denen der Vorgesetzte bei Konflikten wegsieht. Kommunizieren Chefs offen und beziehen Mitarbeiter in ihre Entscheidungen mit ein, entwickle sich in der Regel erst gar kein Klima, in dem so etwas möglich ist. (dpa) reits kleinere Frotzeleien als persönliche Kränkung.
Hat die Ausgrenzung tatsächlich System und zieht sich durch die Belegschaft, kann man durch die individuellen Gespräche mit den Kollegen etwas Rückhalt für den Betroffenen schaffen. Das gibt ihm ein neues Selbstbewusstsein und hilft ihm dabei, die Situation zu überstehen.