Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Konventionell war gestern
Wohnen Alternative Heiztechniken sind auf dem Vormarsch
Konventionelle Öl- und Gasheizungen haben längst Konkurrenz bekommen. Energieeffizientere und klimaschonende Alternativen sind stark auf dem Vormarsch. Denn auch wenn der Ölpreis derzeit im Keller ist, wird das auf Dauer wohl kaum so bleiben.
Doch wann lohnt es sich die alte Anlage zu ersetzen und welches System ist das richtige? Hier helfen ein Heizungs-check sowie die Beratung durch einen Fachmann.
Nicht immer ist es sinnvoll, mit einer Heizungserneuerung zu warten, bis der Austausch zur gesetzlichen Pflicht wird oder die Anlage ihren Geist aufgibt. Die Frage ist vielmehr, wie effizient die jeweilige Anlage noch funktioniert. Die Antwort darauf gibt ein sogenannter Heizungs-check, der von autorisierten Fachbetrieben durchgeführt wird.
„Mit dem Heizungs-check werden anhand einer DIN-NORM die Verluste des Heizkessels berechnet. So erhält der Kunde eine Aussage darüber, ob sich ein Ersatz des Kessels lohnt“, weiß Klaus Schindler, Sanitär- und Heizungstechnikmeister aus Bad Hindelang.
Wenn eine Heizungserneuerung oder ein Neubau ansteht, warum nicht gleich über zukunftsfähige, umweltfreundliche Alternativen Die Auswahl an modernen Heizsystemen ist groß, außerdem werden moderne Lösungen von Bund und Land mit attraktiven Förderungen unterstützt.
Die Solarthermieanlage, den Pelletkessel und die moderne Brennwerttechnik kennt man mittlerweile. Doch es lohnt auch ein Blick auf weniger bekannte Systeme.
Das Grundprinzip der Wärmepumpe ist nicht neu. Sie arbeitet nach dem gleichen Prinzip wie ein Kühlschrank, nur umgekehrt. Die Wärme zum Heizen wird dabei der Luft, der Erde oder dem Grundwasser entzogen, durch eine Pumpe komprimiert und im Gebäude wieder abgegeben. Der Transport der Wärme erfolgt durch ein Kältemittel, welches bereits bei sehr niedrigen Temperaturen verdampft. Für diese Arbeit benötigt die Wärmepumpe allerdings elektrische Energie, die im Idealfall mit einer Photovoltaikanlage, oder auch Kleinwindanlage erzeugt wird.
Je geringer der Unterschied zwischen Wärmequellen- und Heizungsvorlauftemperatur, umso günstiger wird das Heizen mit einer Wärmepumpe. Das liegt daran, dass diese weniger arbeiten muss und entsprechend weniger Strom benötigt. Das kann sie am besten mit Wand-, Decken- oder Fußbodenheizungen. Ein Spezialist unter den Wärmepumpenheizungen ist die so genannte Eisheizung. Was zunächst wie ein Widerspruch klingt, ist tatsächlich eine sehr effektive und klimaschonende Heiztechnik, die in Ein- und Zweifamilienhäusern zum Einsatz kommt. Sie besteht aus drei Komponenten: einem Wasserspeicher, einer Wärmepumpe und einem Solarkollektor auf dem Dach. Zur kalten Jahreszeit nutzt die Wärmepumpe die Energie, die frei wird, wenn Wasser gefriert. So wird das zunächst flüssige Wasser im Erdspeicher nach und nach im Winter zu Eis. Um dieses wieder zu schmelzen, wird in der warmen Jahreszeit die Wärme der Sonne vom Kollektor in den Wärmepumpenkreislauf eingespeist.
In Gebäuden, die über das ganze Jahr einen konstant hohen Wärmebedarf haben, lohnt sich der Einsatz eines Kraft-wärme-kopplungssystems, das gleichzeitig Kraft – also Strom – und Wärme erzeugt. Konventionelle Kraft-wärme-kopplungsanlagen, auch Blockheizkraftwerke (BHKW) genannt, nutzen ein einfaches Prinzip: Ein Motor erzeugt mithilfe eines Generators elektrische Energie. Die Wärme, die dabei als „Nebenprodukt“entsteht, kann zum Heizen genutzt werden.
Diese Technologie ist nicht nur für sehr große Gebäude eine sinnnachdenken? volle Lösung. Ein sogenanntes MINI-BHKW ist ein kleines kompaktes Gerät und passt problemlos durch die Heizungs-kellertür. Es eignet sich unter anderem für den Einsatz in kleineren Mehrfamilienhäusern, Schulen und Hotels, für Gewerbebetriebe und andere Einrichtungen. Noch kleinere Geräte, so genannte Micro-bhkws, sind sogar für Einfamilienhäuser geeignet.
Seit einigen Jahren ist nun auch die Brennstoffzellenheizung auf dem Vormarsch und gilt als die Zukunft der Kraft-wärme-kopplung. In einer Brennstoffzelle reagiert Wasserstoff mit Sauerstoff aus der Luft zu Wasserdampf. Bei dieser elektrochemischen Reaktion entstehen Strom und Wärme. Über einen Kühlkreislauf kann die entstandene Wärme zu Heizzwecken genutzt werden. Wo kommt dabei der Wasserstoff her? Ganz einfach: Die Anlage wird mit Erdgas als Brennstoff betrieben. Unter Zugabe von Wasser wandelt ein Reformer in einem vorgeschalteten Prozess innerhalb der Anlage das Erdgas in Wasserstoff um.
Im Vergleich zur konventionellen Kraft-wärme-kopplung entsteht dabei mehr Strom als Wärme. Dadurch ist diese Technik vor allem für Einfamilienhäuser und Gewerbegebäude geeignet. Ob konventionelles BHKW oder Brennstoffzellenheizung, der Vorteil liegt auf der Hand: Strom und Wärme werden dort erzeugt, wo sie auch benötigt werden. So treten nur minimale Übertragungsverluste auf. Der erzeugte Strom kann im Gebäude verbraucht werden oder ins allgemeine Stromnetz eingespeist werden. Das Kraft-wärme-kopplungsgesetz (KWKG) sichert eine Einspeisevergütung für Anlagen bis zu einer elektrischen Leistung von 100 Kilowatt. Ferner gibt es für die Inbetriebnahme einer Kwk-anlage Zuschüsse vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (BAFA).
Mehr Infos im Internet unter
Handwerker vor Ort In der Betriebsdatenbank unter www.klimaschutz-hwk-schwaben.de findet man Handwerksunternehmen, die moderne Heizungsanlagen einbauen und bei der Planung fachmännisch beraten und unterstützen.