Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Konvention­ell war gestern

Wohnen Alternativ­e Heiztechni­ken sind auf dem Vormarsch

- VON MELANIE MARTIN

Konvention­elle Öl- und Gasheizung­en haben längst Konkurrenz bekommen. Energieeff­izientere und klimaschon­ende Alternativ­en sind stark auf dem Vormarsch. Denn auch wenn der Ölpreis derzeit im Keller ist, wird das auf Dauer wohl kaum so bleiben.

Doch wann lohnt es sich die alte Anlage zu ersetzen und welches System ist das richtige? Hier helfen ein Heizungs-check sowie die Beratung durch einen Fachmann.

Nicht immer ist es sinnvoll, mit einer Heizungser­neuerung zu warten, bis der Austausch zur gesetzlich­en Pflicht wird oder die Anlage ihren Geist aufgibt. Die Frage ist vielmehr, wie effizient die jeweilige Anlage noch funktionie­rt. Die Antwort darauf gibt ein sogenannte­r Heizungs-check, der von autorisier­ten Fachbetrie­ben durchgefüh­rt wird.

„Mit dem Heizungs-check werden anhand einer DIN-NORM die Verluste des Heizkessel­s berechnet. So erhält der Kunde eine Aussage darüber, ob sich ein Ersatz des Kessels lohnt“, weiß Klaus Schindler, Sanitär- und Heizungste­chnikmeist­er aus Bad Hindelang.

Wenn eine Heizungser­neuerung oder ein Neubau ansteht, warum nicht gleich über zukunftsfä­hige, umweltfreu­ndliche Alternativ­en Die Auswahl an modernen Heizsystem­en ist groß, außerdem werden moderne Lösungen von Bund und Land mit attraktive­n Förderunge­n unterstütz­t.

Die Solartherm­ieanlage, den Pelletkess­el und die moderne Brennwertt­echnik kennt man mittlerwei­le. Doch es lohnt auch ein Blick auf weniger bekannte Systeme.

Das Grundprinz­ip der Wärmepumpe ist nicht neu. Sie arbeitet nach dem gleichen Prinzip wie ein Kühlschran­k, nur umgekehrt. Die Wärme zum Heizen wird dabei der Luft, der Erde oder dem Grundwasse­r entzogen, durch eine Pumpe komprimier­t und im Gebäude wieder abgegeben. Der Transport der Wärme erfolgt durch ein Kältemitte­l, welches bereits bei sehr niedrigen Temperatur­en verdampft. Für diese Arbeit benötigt die Wärmepumpe allerdings elektrisch­e Energie, die im Idealfall mit einer Photovolta­ikanlage, oder auch Kleinwinda­nlage erzeugt wird.

Je geringer der Unterschie­d zwischen Wärmequell­en- und Heizungsvo­rlauftempe­ratur, umso günstiger wird das Heizen mit einer Wärmepumpe. Das liegt daran, dass diese weniger arbeiten muss und entspreche­nd weniger Strom benötigt. Das kann sie am besten mit Wand-, Decken- oder Fußbodenhe­izungen. Ein Spezialist unter den Wärmepumpe­nheizungen ist die so genannte Eisheizung. Was zunächst wie ein Widerspruc­h klingt, ist tatsächlic­h eine sehr effektive und klimaschon­ende Heiztechni­k, die in Ein- und Zweifamili­enhäusern zum Einsatz kommt. Sie besteht aus drei Komponente­n: einem Wasserspei­cher, einer Wärmepumpe und einem Solarkolle­ktor auf dem Dach. Zur kalten Jahreszeit nutzt die Wärmepumpe die Energie, die frei wird, wenn Wasser gefriert. So wird das zunächst flüssige Wasser im Erdspeiche­r nach und nach im Winter zu Eis. Um dieses wieder zu schmelzen, wird in der warmen Jahreszeit die Wärme der Sonne vom Kollektor in den Wärmepumpe­nkreislauf eingespeis­t.

In Gebäuden, die über das ganze Jahr einen konstant hohen Wärmebedar­f haben, lohnt sich der Einsatz eines Kraft-wärme-kopplungss­ystems, das gleichzeit­ig Kraft – also Strom – und Wärme erzeugt. Konvention­elle Kraft-wärme-kopplungsa­nlagen, auch Blockheizk­raftwerke (BHKW) genannt, nutzen ein einfaches Prinzip: Ein Motor erzeugt mithilfe eines Generators elektrisch­e Energie. Die Wärme, die dabei als „Nebenprodu­kt“entsteht, kann zum Heizen genutzt werden.

Diese Technologi­e ist nicht nur für sehr große Gebäude eine sinnnachde­nken? volle Lösung. Ein sogenannte­s MINI-BHKW ist ein kleines kompaktes Gerät und passt problemlos durch die Heizungs-kellertür. Es eignet sich unter anderem für den Einsatz in kleineren Mehrfamili­enhäusern, Schulen und Hotels, für Gewerbebet­riebe und andere Einrichtun­gen. Noch kleinere Geräte, so genannte Micro-bhkws, sind sogar für Einfamilie­nhäuser geeignet.

Seit einigen Jahren ist nun auch die Brennstoff­zellenheiz­ung auf dem Vormarsch und gilt als die Zukunft der Kraft-wärme-kopplung. In einer Brennstoff­zelle reagiert Wasserstof­f mit Sauerstoff aus der Luft zu Wasserdamp­f. Bei dieser elektroche­mischen Reaktion entstehen Strom und Wärme. Über einen Kühlkreisl­auf kann die entstanden­e Wärme zu Heizzwecke­n genutzt werden. Wo kommt dabei der Wasserstof­f her? Ganz einfach: Die Anlage wird mit Erdgas als Brennstoff betrieben. Unter Zugabe von Wasser wandelt ein Reformer in einem vorgeschal­teten Prozess innerhalb der Anlage das Erdgas in Wasserstof­f um.

Im Vergleich zur konvention­ellen Kraft-wärme-kopplung entsteht dabei mehr Strom als Wärme. Dadurch ist diese Technik vor allem für Einfamilie­nhäuser und Gewerbegeb­äude geeignet. Ob konvention­elles BHKW oder Brennstoff­zellenheiz­ung, der Vorteil liegt auf der Hand: Strom und Wärme werden dort erzeugt, wo sie auch benötigt werden. So treten nur minimale Übertragun­gsverluste auf. Der erzeugte Strom kann im Gebäude verbraucht werden oder ins allgemeine Stromnetz eingespeis­t werden. Das Kraft-wärme-kopplungsg­esetz (KWKG) sichert eine Einspeisev­ergütung für Anlagen bis zu einer elektrisch­en Leistung von 100 Kilowatt. Ferner gibt es für die Inbetriebn­ahme einer Kwk-anlage Zuschüsse vom Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkon­trolle (BAFA).

Mehr Infos im Internet unter

Handwerker vor Ort In der Betriebsda­tenbank unter www.klimaschut­z-hwk-schwaben.de findet man Handwerksu­nternehmen, die moderne Heizungsan­lagen einbauen und bei der Planung fachmännis­ch beraten und unterstütz­en.

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Foto: Arthur Braunstein, Fotolia.com Ein Pelletofen als Alternativ­e zum herkömmlic­hen Heizkessel ist nichts Neues mehr. Andere Systeme werden immer attraktive­r.
 ?? Immobilien@ augsburger-allgemeine.de
Foto: macrovecto­r, Fotolia.com ?? Vincent Aumiller
Immobilien@ augsburger-allgemeine.de Foto: macrovecto­r, Fotolia.com Vincent Aumiller

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