Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Hansi Flick gibt seinen Posten als Fußball-sportdirektor ab
Abschied Der 51-jährige Sportdirektor kehrt dem Deutschen Fußball-bund überraschend den Rücken. Bundestrainer Löw muss sich einen neuen Zuarbeiter suchen
Frankfurt/main Mitten im Floridaurlaub erreichte Joachim Löw die Nachricht vom überraschenden Rücktritt von Hansi Flick. Bei den finalen Vorbereitungen auf die Wmtitelverteidigung muss der Bundestrainer nun plötzlich ohne einen seiner wichtigsten Mitarbeiter und engsten Vertrauten auskommen. Der DFB sucht 17 Monate vor der Fußball-wm in Russland notgedrungen wieder einmal einen neuen Sportdirektor und behilft sich auf unbestimmte Zeit mit Horst Hrubesch als naheliegende Interimslösung. „Wir lassen ihn nur schweren Herzens gehen, aber wir respektieren seinen persönlichen Wunsch“, kommentierte DFB-CHEF Reinhard Grindel die unerwartete Personalie.
Flicks Rücktritt erwischt den DFB mitten in den konkreten Planungen für das wichtige Übergangsjahr Richtung Russland 2018 mit dem Confederations Cup als Testlauf in diesem Sommer. Die Aufgaben des einstigen Löw-assistenten im Nachwuchsbereich und an der Schnittstelle zur A-nationalmannschaft übernimmt Hrubesch, der fünf Monate nach Olympia-silber in Rio unerwartet schnell wieder ein maßgebliches DFB-AMT bekommt. Einen Schnellschuss wird es in der dauerhaften Flick-nachfolge nicht geben – Hrubesch soll das Amt über den Sommer hinaus ausüben, mindestens aber bis September.
Flick geht aus persönlichen Gründen, Differenzen mit dem Verband oder eine andere Herausforderung gibt es für den Löw-zuarbeiter nach dessen Aussage nicht. „Es gibt aktuell weder andere sportliche Ambitionen noch gibt oder gab es irgendwelche Probleme, der einzige Grund ist der persönliche Wunsch, mich in der nächsten Zeit mehr auf meine Familie konzentrieren zu können“, sagte der 51-Jährige. An seiner fachlichen Kompetenz gab es keine Zweifel. Akribisch hatte er nach dem Wechsel vom Co-trainer-job an den Dfb-schreibtisch weiter gearbeitet. Der 51-Jährige interpretierte die Aufgabe aber nicht als Büro-job, war im Jahr 2016 bei allen wichtigen Turnieren dabei.
Auch der passionierte Angler Hrubesch ist eher ein Mann der Praxis. Löw wird bei der Neubesetzung natürlich ein gewichtiges Wort mitreden. Löw hatte Flick im August 2006 zu seinem Co-trainer beim A-team gemacht. Der einstige Bundesliga-profi des FC Bayern München begleitete ihn bis zum Wm-triumph in Brasilien als unmittelbarer taktischer Ratgeber an der Seitenlinie, danach folgte der schon zuvor beschlossene Wechsel auf den Direktorenposten. Flick ordnete vornehmlich die Trainerzuständigkeiten im Juniorenbereich neu. Zudem war er wie Bierhoff als Mitglied des Dfb-präsidiums auch verlängerter Arm der Sportlichen Leitung um Löw in die Dfb-administration.
Damit hatte Löw erreicht, was seinem Vorgänger Jürgen Klinsmann nicht gelungen war. Vor der Sommermärchen-wm 2006 hatte der damalige Bundestrainer den Job des Sportdirektors beim DFB installieren wollen – seinen Wunschkandidaten Bernhard Peters bekam er aber nicht durch. Stattdessen berief die damalige Dfb-führung Matthias Sammer als meinungsstarken Gegenpol zu Klinsmann.
Nach Sammers Abschied Richtung FC Bayern übernahm Robin Dutt 2012, wurde aber beim DFB überhaupt nicht glücklich. Der Verband entließ ihn nach nicht einmal einem Jahr ohne Zögern Richtung Werder Bremen.