Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Stadt schafft 70 neue Stellen – muss das sein?
Verwaltung Mehr als die Hälfte entfällt auf das Bildungsreferat. Wie dies zu erklären ist. Ordnungsdienst wird verstärkt. Was der Personalrat zu den Arbeitsbedingungen der Beschäftigten sagt
Exakt 6658 Frauen und Männer arbeiten für die Stadt Augsburg. So weist es die aktuellste Zahl (Stichtag 30. Juni 2016) aus. Es ist ein Rekordwert, der sich hier auf Hauptund Teilzeitkräfte verteilt. Darunter fallen zudem 450 befristete Beschäftigungsverhältnisse. Kommt die Stadt mit diesem Personal über die Runden? Nein, sagen die Stadträte im zuständigen Personalausschuss. 43 Vollzeitstellen und 27 Teilzeitstellen werden im Jahr 2017 hinzukommen, sofern im Haushalt die Gelder dafür freigegeben werden. Zudem werden sieben Planstellen umgewandelt in unbefristet. Allerdings wird nicht jedem Wunsch aus den Referaten nach mehr Personal entsprochen. Zwölf Vollzeitstellen und zwei Teilzeitstellen fanden nicht die politische Rückendeckung. Es war eine einstimmige Entscheidung im zuständigen Ausschuss.
Die zusätzlich beschlossenen Stellen bescheren der Stadt jährliche Mehrkosten von mehr als 1,9 Millionen Euro. Hinzu kommen ferner 100 000 Euro für zwei Stellen im Eigenbetrieb Stadtentwässerung. Zur Orientierung: Die Gesamtpersonalkosten, die im Haushalt 2016 ausgewiesen sind, lagen bei 264 Millionen Euro. Oberbürgermeister Kurt Gribl sieht die zwingende Notwendigkeit, mit mehr Personal auf die Herausforderungen der wachsenden Großstadt Augsburg zu reagieren. Zum einen werden neue Einrichtungen benötigt, zum anderen muss die Kommune zusätzliche Aufgaben wahrnehmen. Ein dritter Aspekt: Um den Dienstbetrieb ordnungsgemäß aufrechtzuerhalten, muss genügend Personal da sein.
Die Zahl der Beschäftigten bei der Stadt nimmt zu, wie ein Blick auf die zurückliegenden Jahre zeigt. 2009 6234 Beschäftigte 2012 6153 Beschäftigte 2015 6467 Beschäftigte 2016 6658 Beschäftigte Wenn jetzt 70 neue Stellen geschaffen werden sollen, werden sämtliche Referate bedient. Mit einer Ausnahme: Das Finanz- und Wirtschaftsreferat von Bürgermeisterin Eva Weber kommt ohne zusätzliches Personal aus. Der der Neueinstellungen liegt im Schul- und Bildungsreferat. Es erhält mehr als die Hälfte der neuen Stellen, exakt sind es 37. Der Neubau der Kindertagesbetreuung in der Schwimmschulstraße schlägt sich hier allein mit 14 Stellen nieder. Auch auf die Betreuung von Flüchtlingskindern reagiert die Stadt. 15 Teilzeitstellen sind für die Kindertagesbetreuung gedacht. Es handelt sich um Sprachfachkräfte.
Zuwachs gibt es im Ob-referat mit sieben Stellen, im Umweltreferat mit zwei Stellen, im Sozialreferat mit sechs Stellen, im Kulturreferat mit zwei Stellen, im Baureferat mit neun Stellen sowie im Ordnungsreferat mit fünf Stellen. Im Ordnungs- referat ist es eine Reaktion auf Wünsche und Forderungen der Bürger. Der städtische Ordnungsdienst wird um drei Mitarbeiter ausgebaut.
Dass es Probleme im Personalbereich gebe, ist von den Vertretern der Beschäftigten immer wieder zu vernehmen. Thomas Wünsch, Vorsitzender des Gesamtpersonalrats, sagte am Dienstag in der Sitzung: „Wir brauchen die Stellenmehrungen, ansonsten könnten wir die Aufgaben nicht erledigen.“Im Übrigen sei zu sehen, dass die Stadt zuletzt immer mehr befristete Stellen im Vergleich zu früher geschaffen habe. Immer wieder in der Vergangenheit hatte der Personalrat auf die Situation der Mitarbeiter hingewieschwerpunkt sen. Es gebe teils massive Überlastungen, hohe Fehlzeiten, viele Krankmeldungen, hieß es.
In der Sitzung des Personalausschusses wurde betont, dass die Stadt bei den Personalausgaben keineswegs Geld verschleudere. Stadtdirektor Hermann Weber, heute zuständig für das Personal und vormals Kämmerer, listete Zahlen einer Statistik auf: Demzufolge lag im Jahr 2007 der Anteil der Personalkosten gegen dem Verwaltungshaushalt bei 33,2 Prozent, 2016 waren es 31,3 Prozent. Im Verhältnis zur Einwohnerzahl sank der prozentuale Anteil von 2,29 Prozent (2007) auf 2,24 Prozent (2016). Welche Bandbreite die Stadt an Berufsfeldern aufweist, zeigt der Blick auf die aktuell im Internet veröffentlichten Stellenausschreibungen. Gesucht werden ein Sachbearbeiter für das Jobcenter, ein Erzieher für die Kindertagesbetreuung, Pflegekräfte für die Altenhilfe, eine Reinigungskraft für das Eisstadion, ein Zugführer für die Berufsfeuerwehr und ein Lehrer für Informationstechnologie an der Reischleschen Wirtschaftsschule.
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