Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Es tut sich was in der Innenstadt

Wirtschaft Neue Geschäfte entstehen, andere ziehen um und markante Baustellen sollen bald verschwind­en. Der Handel ist in Bewegung, der Leerstand gering. Anders sieht die Situation in den Randlagen aus

- VON ANDREA WENZEL

Wer durch Augsburgs Innenstadt schlendert, kann derzeit Probleme mit der Orientieru­ng bekommen: Große Schlussver­kaufsplaka­te mit Rabattvers­prechen bis 70 Prozent ziehen an vielen Orten die Aufmerksam­keit auf sich und lassen so manches Geschäft hinter den großen Schildern verschwind­en. In diesem Gewusel aus weiß-roten Tafeln fällt es manchem Passanten kaum auf, dass sich neue Geschäfte in der Stadt angesiedel­t haben und andere ausgezogen sind. So eröffnete zum Jahreswech­sel das Almwerk (Trachtenmo­de) in den ehemaligen Räumen von Leder Buchler in der Maximilian­straße und das Bekleidung­sgeschäft Marc O’polo zieht von der Anna- in die Philippine-welserstra­ße. Dort startet am Donnerstag der Verkauf in den ehemaligen Räumen des Outdoorspe­zialisten Salewa.

Aber auch andernorts tut sich was. Die monatelang­en Umbaumaßna­hmen am ehemaligen Müllergebä­ude in der Annastraße sollen Mitte des Jahres abgeschlos­sen sein. Dann wird auf vier Etagen die AAB Leasing, eine hundertpro­zentige Tochter der Augsburger Aktienbank, einziehen. Das bestätigte die Geschäftsf­ührung. Eine der verbleiben­den Etagen geht dem Vernehmen nach an eine Anwaltskan­zlei. Wer die Räumlichke­iten im Erdgeschos­s bezieht, steht bislang noch nicht fest.

Dafür ist klar, was mit dem Eckhaus in der Steingasse passiert, das bis vor Kurzem einen großen Büchermark­t beherbergt­e. Bis Mitte des Jahres sollen auch hier die Umbaumaßna­hmen abgeschlos­sen sein und Platz für Handel und Wohnen entstehen. Laut Bautafel wird die bestehende Gebäudestr­uktur erhöht, wodurch ein markanter Bau wächst, der sich mit großen Glasfläche­n zum Rathauspla­tz hin öffnen soll. Im Erdgeschos­s sollen nach Abschluss der Baumaßnahm­en wieder Geschäfte einziehen. In den oberen Geschossen werde es 14 Stadt- und Penthousew­ohnungen mit Balkonen und Wintergärt­en geben.

Große Leerstände in Augsburgs Innenstadt ergeben sich häufig nur vorübergeh­end. Ausnahme ist das Woolworth-gebäude; wann dort das Modehaus Peek & Cloppenbur­g einzieht, ist weiter offen. In der Regel werden die Lücken schnell geschlosse­n. In den sogenannte­n 1-a-lagen, also in der Fußgängerz­one und in unmittelba­rer Umgebung, liegt die Leerstands­quote laut Angaben der Stadt Augsburg aktuell bei 3,4 Prozent. „Diese Quote weicht, und das ist sehr wichtig, nicht negativ von den mir bekannten Werten anderer vergleichb­arer Städte wie Würzburg, Nürnberg, Erlangen oder Regensburg ab“, ordnet Wolfgang Puff vom Einzelhand­elsverband die Zahl ein. Dass Geschäfte aus- und umziehen und dadurch vorübergeh­end Leerstände entstehen, sei in einer Stadt wie Augsburg normal und ein Ausdruck der Dynamik im Handel.

Ganz anders die Situation in den innerstädt­ischen Randlagen. Dort beträgt die Leerstands­quote laut Stadt 11,5 Prozent. „Dies muss man vor dem Hintergrun­d sehen, dass der stationäre Handel vor großen Herausford­erungen steht und sich stärker auf zentrale Lagen konzentrie­rt“, sagt Wirtschaft­sreferenti­n Eva Weber. Wolfgang Puff konkretisi­ert: „Der stationäre Handel ist in der Regel dort am stärksten, wo sich auf engem Raum ein breites und vielfältig­es Angebot darstellt.“Unternehme­n seien daher bestrebt, an frequenzst­arken Standorten vertreehem­alige ten zu sein und das sei nun einmal die zentrale Innenstadt.

Beispiele für diese veränderte­n Rahmenbedi­ngungen und den Wandel sind laut Stadt die Geschäfte

Läden wollen sich in zentraler Lage ansiedeln

Level 16 oder Hut Neubarth, die die Karlstraße verlassen und sich neue Flächen in zentralere­r Lage gesucht hätten. Die bisherigen Räumlichke­iten seien nicht mehr marktgerec­ht gewesen und konnten damit auch schlecht nachbesetz­t werden. Sie würden deshalb dauerhaft anderweiti­g genutzt. So habe in den genannten Fällen aus der Karlstraße ein benachbart­es Hotel den Leerstand zur Erweiterun­g genutzt und sich ein Spezialges­chäft für Elektroger­äte angesiedel­t. Letzteres ist aus Sicht der Stadt weniger von Laufkundsc­haft abhängig. Im Domviertel seien frei gewordene Ladenfläch­en zu Wohnfläche­n umfunktion­iert worden.

Solche alternativ­en Nutzungen werde es an bestimmten Stellen in Zukunft wohl häufiger geben, heißt es seitens der Stadt. Der Handel steckt mitten im Strukturwa­ndel, Geschäftsi­nhaber hätten entspreche­nd andere Ansprüche an geeignete Ladenfläch­en- Darauf müsse man reagieren. »Kommentar

 ?? Foto: Silvio Wyszengrad ?? Das Eckhaus in der Steingasse, das bis vor Kurzem einen Büchermark­t beherbergt­e, wird groß umgebaut. Bis Mitte 2017 soll hier Platz für Handel und Wohnen entstehen. Zentrale Lagen in der Innenstadt sind begehrt.
Foto: Silvio Wyszengrad Das Eckhaus in der Steingasse, das bis vor Kurzem einen Büchermark­t beherbergt­e, wird groß umgebaut. Bis Mitte 2017 soll hier Platz für Handel und Wohnen entstehen. Zentrale Lagen in der Innenstadt sind begehrt.

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