Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Deutschlands neuer Astronaut
Der Saarländer Matthias Maurer soll der nächste Deutsche im All werden. Wann es losgeht, ist noch offen. Aber er trainiert schon unter harten Bedingungen
Wer ins All fliegen will, muss vor allem eines können: loslassen. Astronauten müssen damit klarkommen, dass sie nicht alles selbst in der Hand haben. Nur im Team können Menschen ins All kommen – und heil wieder zurück. Große Egos passen nicht in Raumkapseln. Dass er ein absoluter Teamplayer ist, hat Matthias Maurer längst bewiesen. Doch dazu gleich. Der 46-Jährige ist schon seit Jahren in einem Vorbereitungsprogramm, um den extrem strengen Ausleseprozess zu überstehen, den alle durchlaufen müssen, die auf einem Ticket der Europäischen Raumfahrtagentur Esa ins All fliegen wollen. Denn mit Teamfähigkeit allein bringt man es natürlich auch nicht zum Astronauten. Gefragt sind robuste Gesundheit, psychologische Stabilität und körperliche Fitness. Nicht schaden können auch Erfahrungen als Pilot, Naturwissenschaftler, Mediziner oder Ingenieur. Maurer kann da überall ein Häkchen setzen.
Der promovierte Werkstoffwissenschaftler kam 2010 zur Esa. 8413 Männer und Frauen hatten sich im Jahr zuvor auf die Stellenanzeige der Agentur gemeldet, mit der diese ihre zukünftige Forscherund Entdeckerelite suchte. Sechs von ihnen haben es schließlich geschafft, unter ihnen der gebürtige Saarländer Maurer, der auf den letzten Metern davon profitierte, dass ein anderer Kandidat absagte.
Nach Alexander Gerst, der zuletzt eine lange Mission auf der Internationalen Raumstation ISS absolvierte und dadurch große Bekanntheit erlangte, ist Mauer nun der zweite Deutsche im europäischen Astronautenkorps. Am 16. Februar soll die Aufnahme offiziell erfolgen. Wann Maurer allerdings tatsächlich ins All fliegt, steht noch in den Sternen. Erst ist Alexander Gerst wieder dran, der 2018 als Kommandant auf die ISS zurückkehren soll – als erster Deutscher in dieser Position. Maurer hält sich bereit. So wurde er im vergangenen Sommer bereits zum Aquanauten. So heißen die Besatzungsmitglieder des Nasaunterwasserlabors NEEMO vor Key Largo in Florida, mit dem das Leben und Arbeiten auf engstem Raum und unter erschwerten Bedingungen simuliert werden kann. Ende 2016 ging es dann zu einer weiteren Trainingsmission in die Vulkanwüste von Lanzarote, zusammen mit anderen Astronauten aus der ganzen Welt.
Esa-chef Jan Wörner hält große Stücke auf Maurer. Ob er so erfolgreich sein wird wie Gerst, muss sich aber erst zeigen. Eines beherrscht Maurer aber sicher schon so gut wie sein Vorgänger: den Umgang mit Twitter. Ganz im Sinne seines Arbeitgebers hilft er mit seinen Posts mit, die teure und deshalb unter Rechtfertigungsdruck stehende Raumfahrt als große Fortschrittserzählung zu präsentieren. Privates über sich erzählt er aber kaum. Partner? Kinder? Träume? Nichts zu erfahren. Alles hoch professionell eben.