Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Wenn Radler im toten Winkel verschwinden
Zwischen Fahrradfahrern und Lkws kracht es regelmäßig. Das ließe sich nach Meinung von Experten vermeiden
Fahrsicherheitstrainings teilzunehmen, die zum Beispiel die Verkehrswachten anbieten. Gleichzeitig sollten die Trainingsprogramme seiner Meinung nach so optimiert werden, dass in engen Situationen richtig reagiert wird. Geradezu klassische Unfallopfer über alle Altersgruppen hinweg sind nach seinen Worten „Umwegvermeider“, die sich aus Bequemlichkeit über Verkehrsregeln hinwegsetzten. Das Fehlverhalten sei meist gepaart mit der Einstellung, grundsätzlich im Recht zu sein. Das sei umso gefährlicher, weil Radler von anderen Verkehrsteilnehmern leicht übersehen würden – von Lastwagenfahrern vor allem, weil sie im toten Winkel verschwinden würden.
Die Unfallforscher fordern deshalb den Einbau von Abbiegeassistenten in allen Lastwagen – in der Hoffnung, dass es künftig weniger solcher dramatischer Fälle geben wird wie den, der vor dem Oberlandesgericht Hamm endete: Ein Lkw-fahrer kollidierte dabei beim Rechtsabbiegen mit einem Radler, der später seinen Verletzungen erlag. Es stellte sich heraus, dass der Lastwagen nicht Schrittgeschwindigkeit gefahren ist, sondern knapp 20 Stundenkilometer.
Weil er damit seine Sorgfaltspflicht „grob verletzt“hatte, musste er sich dem Vorwurf der fahrlässigen Tötung stellen. Zwar hatte hier die Staatsanwaltschaft das Verfahren zunächst eingestellt, da ein verkehrsanalytisches Gutachten belegt habe, dass der Angeklagte den Fahrradfahrer nicht habe sehen können. Die Witwe des Mannes stellte aber einen Antrag auf gerichtliche Prüfung der Entscheidung, die das Oberlandesgericht Hamm vornahm. Im Rahmen dieser Prüfung stellte sich heraus, dass der Unfall zu verhindern gewesen wäre, wäre der Trucker so langsam abgebogen, dass er noch rechtzeitig auf plötzlich auftauchende Verkehrsteilnehmer hätte reagieren können. (Az. 3 Ws 134/13)
Maik Heitmann ist unser Experte rund ums Recht. Der Fachjournalist befasst sich seit fast 20 Jahren mit Verbraucherfragen.