Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Donauschwimmen war riskanter als sonst
Spektakel Trotz Eisschollen und bitterer Kälte gibt es in Neuburg gleich zwei Rekorde
Neuburg Es soll schon mehr als 30 Jahre her gewesen sein, als das letzte Mal Schwimmer und Eisschollen zusammen den Fluss hinabgetrieben sind. Die Frostperiode hat den Startpunkt zum 48. Neuburger Donauschwimmen – einem Gaudiwurm im Wasser – in eine Eislandschaft verwandelt. Da mussten schon im Vorfeld Helfer mit der Spitzhacke anrücken, um die Treppe an der Staustufe Bittenbrunn vom Eis zu befreien. Später steuerte der Kraftwerksbetreiber Uniper seinen Teil dazu bei, indem die Mitarbeiter eine Extraladung Wasser durch den Damm in die Tiefe sausen ließen, die der Strömung zusätzlich Tempo verpassen sollte. Doch auch das reichte nicht ganz aus. Die Schwimmer waren durchschnittlich 60 bis 65 Minuten im Wasser. Das war für einige zu lange. Ungefähr 70 Menschen mussten mit Unterkühlung aus dem Wasser gezogen werden – so viele wie noch nie. „Das klingt viel, ist aber auch ein Zeichen dafür, dass die Betroffenen mit Selbstdisziplin und Eigenverantwortung vorzeitig aufgegeben haben. So kam es nur zu leichten Unterkühlungen und nichts Ernsthaftem“, sagte der Chef der Neuburger Wasserwacht Günter Weiß.
Die Schwimmer aus Deutschland, Frankreich, Tschechien und Österreich hatten sich von der klirrenden Kälte des Wassers nicht abhalten lassen. Am Samstag um 13 Uhr stiegen 2262 Unverfrorene die Stufen zur Donau hinab und bescherten Europas größtem Winterschwimmen einen neuen Rekord. 50 davon hüpften sogar ohne Neoprenanzug in den Fluss und legten eine verkürzte Strecke zurück. 254 Ortsgruppen thematisierten auf ihren faschingsmäßigen Aufbauten zum Beispiel die Schräglage Europas, die Erderwärmung und Amerikas neuen Präsidenten Donald Trump.
Seit der ersten Ausgabe im Jahr 1970 hat sich die Anzahl der Schwimmer mehr als verhundertfacht. Damals etablierte eine Handvoll Rettungstaucher das heutige Großevent als winterliche Übung in den Donaufluten. Jene Zeiten sind längst vorbei. Selbst bei einer frostigen Wassertemperatur von knapp einem Grad Celsius und einer noch kühleren Außentemperatur von minus zwei Grad Celsius wie in diesem Jahr strömen die Menschen zu Tausenden ins nördliche Oberbayern, um als Zuschauer oder Schwimmer beim Spektakel dabei zu sein.
Trotz drohender Gefahren – Alkohol, zu weite Neoprenanzüge, Kälteschock und heuer auch noch spitze Eisschollen – blieb das Winterschwimmen ohne größere Zwischenfälle. Die Neuburger Wasserwacht ist mit dem Verlauf der Veranstaltung zufrieden. Pressesprecher Matthias Brendel sagte danach: „Wir haben alles getan, was technisch möglich war. Die Schollen waren relativ klein und haben keine Gefahr dargestellt. Es ist alles gut gegangen.“