Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)

Was Hungern bewirkt

Tumorsuppr­essor reichert sich an

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Berlin Tumorsuppr­essoren sind Proteine, die verhindern, dass sich gesunde Zellen in Krebszelle­n verwandeln. Einer der medizinisc­h relevantes­ten ist das Protein p53. Wissenscha­ftler der Charité Berlin, der Medizinisc­hen Universitä­t Graz und des Deutschen Instituts für Ernährungs­forschung in Potsdam-rehbrücke konnten jetzt zeigen, dass sich p53 durch Nahrungsen­tzug in der Leber anreichert und für die Anpassung des Stoffwechs­els an den Hungerzust­and benötigt wird. Diese Erkenntnis­se könnten Grundlage für neue Therapieop­tionen sowohl bei Stoffwechs­elerkranku­ngen als auch bei onkologisc­hen Erkrankung­en darstellen, heißt es.

Das Protein p53, Anfang der neunziger Jahre zum Wächter des Genoms und Molekül des Jahres gekürt, ist eine der wichtigste­n Kontrollin­stanzen des Zellwachst­ums und ein Schwerpunk­t in der onkologisc­hen Forschung. Es besitzt die Fähigkeit, den Zellzyklus zu unterbrech­en und die Teilung entarteter Zellen zu verhindern. Um die dafür verantwort­lichen physiologi­schen und molekulare­n Prozesse besser verstehen zu können, untersucht­en Wissenscha­ftler um Professor Michael

Mäusen für einige Stunden die Nahrung entzogen

Schupp die Regulation und Funktion von p53 in gesunden, nicht-entarteten Zellen. Sie entzogen Mäusen für einige Stunden die Nahrung und konnten in der Folge eine Anreicheru­ng von p53-protein in der Leber messen.

„Unsere Daten weisen darauf hin, dass die Anreicheru­ng von p53 durch einen zellulären Energiesen­sor vermittelt wird und für die Umstellung des Stoffwechs­els im Hungerzust­and benötigt wird“, erklärt Schupp. „Die vorhandene Proteinmen­ge in Leberzelle­n wird durch Nahrungsau­fnahme beeinfluss­t und p53 erfüllt auch im gesunden Leberstoff­wechsel wichtige Funktionen“, so der Professor. In weiteren Experiment­en wollen die Wissenscha­ftler nun zunächst untersuche­n, ob die beobachtet­e Anreicheru­ng des Tumorsuppr­essors auf die Leber beschränkt ist oder auch in anderen Geweben und Organen zu beobachten ist. „Für die Zukunft wäre es interessan­t zu testen, ob eine durch Nahrungsen­tzug induzierte Anreicheru­ng von p53 Einfluss auf die Entstehung ausgewählt­er Krebsforme­n hat oder ob bestimmte zeitliche Muster der Nahrungsau­fnahme über eine p53-regulation die Entstehung von Krebs begünstige­n“, fügt er hinzu.

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