Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Musik, die auf der ganzen Welt gespielt wird
Giora Feidman Der Klarinettist ist berühmt für seine Klezmer-interpretationen. In Augsburg spielte er nun Songs der Beatles
Weltweit dürfte es wohl wenige Bands geben, die so bekannt sind wie die Beatles. Innerhalb von nur zehn Jahren hatte das legendäre Quartett aus Liverpool mehr Nummer-eins-hits als jede andere Gruppe bis heute. Die Musik der Beatles zu adaptieren ist also erfolgversprechend. Klezmorim Giora Feidman, der in der Heilig-kreuz-kirche seine Version der Beatles-klassiker gemeinsam mit dem Rastrelli Cello Quartett präsentierte, hatte andere Beweggründe. Es sei nicht alleine die wunderschöne Musik, wie der Klarinettist während seines 90-minütigen Konzertes erklärte, die ihn zu den Beatles geführt habe. „Es ist Musik, die auf der ganzen Welt gespielt wird. Überall die gleichen Melodien. Das ist fantastisch“, so Feidman.
Die Songs der Beatles aber leben nicht von der Melodie allein, sondern sehr stark auch von ihren Texten und deren emotionalen, teils surrealen Inhalten. Eine Ebene, die dem Beatles-projekt von Giora Feidman abging. Die rein instrumentale Bearbeitung gelang nur bedingt. Schnellere Stücke wie „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“oder „A Hard Days Night“wirkten fahl, lebten allenthalben von der Bekanntheit der Melodie. In den langsamen Werken aber kam die emotionale Kraft, derer ein Celloquartett und eine (Bass-)klarinette fähig sind, mit sanft schwebender Schönheit zum Tragen. Auch „Eleanor Rigby“oder „Honey Pie“, das im neuen Arrangement an Salonorchester-musik der 1920er Jahre erinnerte, funktionierten vorzüglich.
Achtzig Jahre ist Giora Feidman im letzten Jahr geworden, ein stattliches Alter. Dass er nach wie vor seiner Berufung als „großer Botschafter der Versöhnung“nachkommt, ist durchaus die stehenden Ovationen nach dem Konzert wert. Achtzig Jahre ist aber auch ein Alter, in dem mit der Kraft Haushalt geführt werden muss. Deshalb präsentierte Giora Feidman an diesem Abend in Heilig Kreuz als Special Guests das Jerusalem Duo und machte seine Nachfolge damit auch zu einer Art Familienangelegenheit. Denn die zwei Musiker sind Feidmans Enkelin Hila Offek und deren Mann André Tsirlin. Mit großem Sentiment gestalteten Offek an der Harfe und Tsirlin am Tenorsaxofon die Interpretationen von „While My Guitar Gently Weeps“und „Something“. Hier zeigten sich emotionale Wucht und feinfühlige Neuinterpretation in Vollkommenheit.