Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Razzia bei Börsenchef
Justiz Ein verdächtiges Aktiengeschäft bringt Carsten Kengeter in die Bredouille
Frankfurt/eschborn Zehn Wochen vor der geplanten Fusion mit der Londoner Börse ist Deutsche-börse-chef Carsten Kengeter wegen eines Aktiengeschäfts ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten. Die Frankfurter Behörde ermittelt nach eigenen Angaben wegen des Verdachts des Insiderhandels gegen einen Verantwortlichen des Unternehmens. Kengeters Arbeitsplatz in Eschborn und seine Privatwohnung in Frankfurt seien durchsucht worden, heißt es weiter.
Die in Eschborn ansässige Deutsche Börse hatte am Mittwochabend mitgeteilt, die Staatsanwaltschaft ermittle gegen Kengeter wegen des Kaufs von Aktien seines Unternehmens. Der Manager hatte im Rahmen eines Vergütungsprogramms am 14. Dezember 2015 Deutschebörse-anteile im Wert von insgesamt 4,5 Millionen Euro erworben. Zwei Monate später einigte sich die Deutsche Börse mit der London Stock Exchange, kurz LSE, auf eine Fusion, danach stiegen die Aktienkurse beider Unternehmen deutlich. Jetzt wird geprüft, ob Kengeter sein Insiderwissen zu seinem eigenen Vorteil ausgenutzt hat. Denn nach Angaben der Staatsanwaltschaft gab es bereits zwischen Juli/august und Anfang Dezember 2015 Gespräche der Leitungsebenen der Deutschen Börse und der LSE über eine Fusion sowie die Frage des möglichen Sitzes der Holdinggesellschaft.
Aufsichtsratschef Joachim Faber wies die Vorwürfe gegen Kengeter in einer Mitteilung als „haltlos“zurück. „Carsten Kengeter hat seinen Aktienkauf im Rahmen eines Vergütungsprogramms vorgenommen, das der Aufsichtsrat beschlossen hat und bis Ende Dezember 2015 befristet war“, betonte der Chefaufseher. Deutsche Börse und LSE hätten sich aber „erst in der zweiten Januarhälfte“geeinigt, über einen Zusammenschluss zu verhandeln.
Kengeter, der sich in einem Interview offen zu den Käufen geäußert hatte, darf die Anteilsscheine nicht vor Ende des Geschäftsjahres 2019 verkaufen. Die Deutsche Börse teilte weiter mit, Kengeter und das Unternehmen kooperierten „in vollem Umfang“mit der Staatsanwaltschaft.