Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Operation Ehrenring
Politik Unter strikter Geheimhaltung hat der Landkreis Augsburg seine höchste Auszeichnung vergeben. Das Vorgehen hängt mit der Person des Geehrten zusammen
Landkreis Augsburg Es sollte möglichst lang geheim bleiben. Weil schließlich weiß man nicht, ob es der Geehrte überhaupt schon erfahren hat. Und was – wenn er am Ende gar nicht will? Aber jetzt ist es raus: Ministerpräsident Horst Seehofer erhält die höchste Auszeichnung, die der Landkreis Augsburg zu vergeben hat: den Ehrenring mit Brillant. Wann und zu welchem Anlass sich Seehofer das Schmuckstück erstmals an den Finger stecken wird, ist noch ungewiss, die Terminabstimmung alles andere als einfach.
Auch der Weg zum Beschluss, Seehofer den Ehrenring zu verleihen, war ein wenig kurvig. Bislang nämlich war die Auszeichnung besonders verdienten Veteranen der Landkreispolitik vorbehalten, während das Revier des Gerolfingers im Raum Ingolstadt, Bonn, Berlin und München liegt. Und auch das mit Seehofers Umzug aufs politische Altenteil ist so ganz raus noch nicht. Immerhin: In Oberschönenfeld hat Seehofer schon einmal ein Fernsehinterview gegeben.
Dass die Dankbarkeit innerhalb der Landkreispolitik und hier vor allem der CSU gegenüber dem Ministerpräsidenten und Parteichef so ist, liegt an dessen Einsatz für die Entstehung der Uniklinik. Von dem Großprojekt erhoffen sich nicht nur die Stadt, sondern auch die Orte im Westen von Augsburg wichtige wirtschaftliche Impulse.
Zudem ist der Landkreis zusammen mit der Stadt Augsburg noch Träger des kommunalen Großkrankenhauses „Klinikum Augsburg“und muss mit für dessen Verluste geradestehen. Seehofer hatte die Umwandlung zur Uniklinik nicht bloß mit einen Federstrich (mit jenem
Und es gibt noch zwei weitere Ehrungen
Eintrag ins Goldene Buch der Stadt Augsburg) verfügt, sondern ihre Entstehung in den folgenden Jahren auch mit seinem ganzen politischen Gewicht durchgedrückt.
Denn die Widerstände innerhalb der Münchner Ministerialbürokratie und der Csu-landtagsfraktion gegenüber der Uniklinik waren gewaltig und im Augsburger Land wissen die Verantwortlichen seitdem sehr genau, wem sie in Sachen Klinikum was zu verdanken haben. Deshalb sollen neben Seehofer zwei weitere Männer ausgezeichnet werden.
Professor Klaus Peter gilt als die wissenschaftliche Schlüsselfigur im Ringen um die Uniklinik. Der Anästhesist sorgte dafür, dass sich die Augsburger Medizin-uni in die deutsche Wissenschaftslandschaft einfügt und überzeugte Gegner und Zauderer an Universitäten und deren Kliniken. Peter, der unentgeltlich arbeitete, erhält den Ehrenring (in Gold, ohne Brillant). Eine goldene Verdienstmedaille ist schließlich Ulrich Hörlein zugedacht. Als Ministerialdirigent im Wissenschaftsministerium oblag dem Spitzenbeamten unter anderem die Zuständigkeit für Fragen der Hochschulmedizin.
Für Diskussionen sorgte in der Hauptsache aber die Auszeichnung für Ministerpräsident Seehofer, die Landrat Martin Sailer ein Anliegen war. Denn für sie musste eigens die Satzung über die Stiftung eines Ehrenringes mit Brillant geändert werden. Bislang nämlich stand der Siegelring mit Landkreiswappen und Initialen nur Kreisräten zu, die sich „herausragende Verdienste um das Ansehen und um das allgemeine Wohl“des Landkreises erworben hatten. In seiner Sitzung am Montag ersetzte der Kreistag zunächst das Wort „Kreisräte“durch „Persönlichkeiten“, um dann hinter vergroß schlossenen schreiten.
Dass kommunale Gremien über die Verleihung von Auszeichnungen nicht öffentlich beraten, kommt häufig vor. Schließlich will man die zu Ehrenden nicht dadurch brüskieren, indem über ihre Eignung in aller Öffentlichkeit kontrovers diskutiert wird. Das wäre erstens ein gefundenes Fressen für den politischen Gegner und könnte zweitens dazu führen, dass die Hauptperson der Prozedur am Ende reichlich verschnupft verzichtet. Das wollten die Spitzen der Landkreispolitik im Falle des bayerischen Ministerpräsidenten dann lieber nicht riskieren.
Tatsächlich gab es im Augsburger Kreistag in der Causa Seehofer durchaus zwei Meinungen. Die Landkreisverwaltung bezifferte die Zahl der Gegenstimmen auf Nachfrage unserer Zeitung auf ungefähr sieben. Kreisräte, die dabei waren, meinen, es könnten auch an die zehn Mitglieder des 70-köpfigen Gremiums gewesen sein, die einen Ehrenring für Seehofer für übertrieben halten. Der Mann habe nur seine Pflicht als Ministerpräsident getan und eine Sachentscheidung gefällt. Das sei doch keine besondere Auszeichnung wert – zumal Seehofer ja noch im Amt ist. Türen zur Tat zu
Träger des Ehrenrings
Träger des Ehrenrings mit Brillant des Landkreises Augsburg sind bisher Max Strehle Gessertshausen Fritz Hölzl Thierhaupten Walter Aumann Zusmarshausen Karl Heinz Wagner Gersthofen Dieter Gerstmayr Biberbach