Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Super Samstag noch getoppt: WM Titel im Mixed
Skispringen Silber und Bronze für Wellinger und Eisenbichler folgt gestern der Triumph mit Vogt und Würth
Lahti Krach, Bumm, Peng. Es war ein gewaltiges und ohrenbetäubendes Feuerwerk, das da oberhalb von Lahti gezündet wurde. Die bunt am finnischen Nachthimmel leuchtenden Sterne spiegelten sich sogar in den Augen von Bundestrainer Werner Schuster, der nach den Erfolgen seiner Skispringer ohnehin schon reichlich Glanz in seinen Augen hatte. „Ich freue mich riesig. Die Jungs haben das super gemacht. Das ist ein fantastischer Tag und eine Riesengeschichte, hier mit zwei Medaillen rauszugehen“, freute sich der 47-jährige Kleinwalsertaler am Samstag.
Die Silbermedaille für Andreas Wellinger und Bronze für Markus Eisenbichler im Einzelspringen von der Normalschanze sollten aber nur das Vorspiel für den gestrigen Mixed-wettbewerb sein, bei dem die beiden Medaillengewinner mit Unterstützung von Carina Vogt und Svenja Würth sogar Mixed-weltmeister wurden – vor den weit abgeschlagenen Teams aus Österreich und Japan. So wurde der Supersamstag, den die Organisatoren in Lahti wegen der 35000 Zuschauer im ausverkauften Skistadion an der Salpausselkä-schanze ausgerufen hatten, sogar noch getoppt. Nach dem Gold der Kombinierer wenige Stunden zuvor wurde der 26. Februar 2017 für den Deutschen Skiverband zum Super-sonntag.
Die Tatsache, dass die gemischte Staffel des DSV am Ende mit 36,2 Punkten Vorsprung siegte, machte so ziemlich alle sprachlos. „Das ist schon unfassbar, dass wir so souverän gewinnen“, staunte Frauenbundestrainer Andreas Bauer, der erst am Freitag beim zweiten Einzel-gold von Carina Vogt unglaubliche Glücksgefühle erlebt hatte. „Was Carina auch heute im Mixed abgeliefert hat, war sensationell“, sagte der 53-jährige Oberstdorfer. Seine Vorzeige-athletin hätte mit ihren Sprüngen auf 98 und 95 Metern sogar die Weltcup-führende Sara Takanashi regelrecht deklassiert. Auch Svenja Würth, die vor den Olympischen Spielen in Sotschi schwer stürzte, sich einen Halswirbel brach und nur knapp einer Querschnittslähmung entkam, überschüttete Bauer mit Lob: „Großartig, wie sie sich zurückgekämpft hat und welche Sprünge sie ausgepackt hat. Wenn sie die nicht so früh öffnet, gewinnen wir noch deutlicher“, sah Bauer sogar noch Verbesserungspotenzial.
Werner Schuster stimmte im Hinblick auf die Großschanzenwettbewerbe in der zweiten Wmwoche vor allem zuversichtlich, dass Andreas Wellinger mit seinen Sprüngen im Mixed sogar den Österreicher Stefan Kraft überflügelte. Der 23-jährige Salzburger hatte seinen Dauerrivalen aus dem Weltcup tags zuvor noch knapp besiegt und so verhindert, dass die Deutschen in Lahti zum Dauersieger werden. In Anspielung auf die Dominanz der Dsv-kombinierer sagte Kraft nach dem Gewinn seines ersten Wmeinzeltitels spontan und mit viel österreichischem Schmäh: „Hauptsach’, ned wieda die Deitschen.“Die Reaktionen auf die Plätze zwei und drei im Einzelspringen waren dennoch überwältigend. Zwei Medaillen bei einer WM, das war zuletzt Martin Schmitt und Sven Hannawald vor 18 Jahren bei der WM in Ramsau (Österreich) auf der Bischofshofener Großschanze gelungen. „Es ist schon extrem: Mein zweiter Podestplatz überhaupt ist gleich eine Wm-medaille“, stellte der 25-jährige Eisenbichler fest, der
„Hauptsach’ ned wieda die Deitschen“
sich im zweiten Durchgang mit dem weitesten Sprung des Abends von 100,5 Metern von Rang sechs auf drei katapultierte. Nicht wissend, dass am nächsten Tag gleich die nächste Medaille folgen sollte.
Andreas Wellinger blickte gestern schon nach vorn. Nach einer kurzen Feier mit den Mädels gelte das Augenmerk dem Einzelspringen am Donnerstag: „Da können wir jetzt ja noch befreiter drauflos springen.“Stefan Kraft ist gewarnt.
Skisprung Weltmeister Stefan Kraft aus Österreich zur Medaillenflut für den DSV