Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Daay-o, day-ay-ay-o
Harry Belafonte stieg nicht nur in das legendäre „Banana Boat“. Als Sänger war er so engagiert wie als Friedensaktivist. Aber das ist längst nicht alles
Klingt seltsam, ist aber ein Klassiker. Wir sind sicher, dass Sie die lautmalerische Überschrift kennen – von Tanzpartys und Faschingsbällen; viele werden diesen legendären Anfang des Songs „Banana Boat“sogar mitgegrölt, Verzeihung, mitgesungen haben. Harry Belafonte hat es 1956 aufgenommen. Im jamaikanischen Englisch erzählt er von der schweren Arbeit der Männer, die nachts Bananendampfer beladen mussten. Trotz der Härte des Jobs von Resignation keine Spur.
Dass Belafonte schnell als der „King des Calypso“– mitsamt Palmen und Meer auf Plattenhüllen – gepriesen wurde, verwischt die Tatsache, dass der Sänger, Schauspieler und Entertainer in Harlem/new York auf die Welt kam.
Als Sohn eines Schiffkochs aus Martinique, der sich bald vom Acker machte. Die Mutter stammte aus Jamaika, plagte sich als Putzfrau durchs Leben und musste den kleinen Harry zu einer Pflegefamilie auf ihre Heimatinsel geben. Was zum einen die musikalischen Vorlieben des jungen Harry erklärt, ihm aber auch den Anstoß gab, sich ein Leben lang politisch für Gerechtigkeit und Chancengleichheit einzusetzen.
90 Jahre alt wird er heute, Mann, der sich als Mitstreiter von Martin Luther King in der Bürgerrechtsbewegung der 50er/60er Jahre engagiert hat. Noch heute ist er aktiv. Bei den Vorwahlen zu den Us-präsidentschaftswahlen unterstützte den linken Demokraten Bernie Sanders. Man kann er der gar nicht alles aufzählen, wogegen Belafonte im Lauf seines langen Lebens protestiert hat. Die Apartheidspolitik in Südafrika, den Vietnamkrieg oder das Pinochet-regime in Chile. Aber Belafonte sah sich auch in der Pflicht, konkret zu helfen. Der Weltstar gründete in Florida eine Augenklinik, in der Kinder aus armen Familien behandelt werden. Werbeeinnahmen einer Kaffeefirma ließ er Protestinitiativen von Indianern zukommen. Was Wunder, dass er 2014 mit dem „Ehren-oscar“für sein humanitäres Engagement ausgezeichnet wurde. Dabei hatte er im Kino schon 1954 eine brillante Leistung in „Carmen Jones“, einer rein mit Schwarzen besetzten Musical-variante der Oper „Carmen“, abgeliefert. Obwohl ein Profi die Gesangsstimme übernahm. Kann ein Mensch so komplett gut sein? Nein, der dreimal Verheiratete – die Schauspielerin Shari Belafonte ist seine Tochter – gab selbst Untreue und Fehler zu sowie eine Spielsucht-phase in Las Vegas. Die meisten aber lieben ihn als Sänger. Mit seiner leicht aufgerauten Stimme lieferte er in den 50er Jahren Hit an Hit ab: „Island In The Sun“, „Matilda“, „Coconut Woman“oder „Jamaica Farewell“.
Als er später eine Art „Weltmusik“machen wollte, profitierte jede Dame von seinem Charme, wenn sie mit ihm auftrat. Ob Miriam Makeba, Nana Mouskouri oder Petula Clark. In Harlem rundet sich nun die Karriere des Harry Belafonte. Eine Stadtteil-bibliothek wird seinen Namen tragen.