Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
So geben Sie richtig Gummi
Ratgeber Alle Jahre wieder: Der Frühling kommt – und mit ihm der Zeitpunkt, zu dem die Reifen gewechselt werden sollten. Was einen guten Pneu ausmacht, was beim Kauf zu beachten ist und warum Experten den Trend zum Ganzjahresreifen kritisch sehen
Winterreifen sollten zwar noch grob bis Ostern auf den Rädern bleiben. Doch je früher sich Autofahrer um einen Wechseltermin kümmern, desto entspannter wird es, rät der ADAC. Denn jetzt haben Reifenhändler sowie Werkstätten eher noch Termine frei. Was dazu kommt: „Wenn man die Reifen frühzeitig kauft, also bevor die Sommersaison losgeht, sind sie in vielen Fällen günstiger“, sagt Christian Buric vom ADAC. Außerdem sparen Sommerreifen wegen des feineren Profils Kraftstoff. Grobstollige Winterpneus erhöhen den Verbrauch und verschleißen schneller.
„Grundsätzlich sollten an allen vier Rädern die gleichen Reifen in gleichwertigem Zustand montiert sein“, sagt Gunnar Beer, Technikexperte vom Auto Club Europa (ACE). Nur so sei das vom Hersteller angestrebte Fahrverhalten gewährleistet. Allerdings verschleißen die Reifen auf der Antriebsachse schneller. Der Experte rät, sie zwischenzeitlich so etwa von vorne nach hinten zu wechseln. So lassen sich die Reifen satzweise erneuern.
Galt früher die Regel, dass neue Reifen für mehr Fahrstabilität auf die Hinterräder gezogen werden sollen, gilt das heute nur eingeschränkt. Denn bei Autos mit Stabilitätskontrolle ESP setze sich die Erkenntnis durch, dass neuwertige Reifen eher an der Vorderachse montiert werden sollten. „Davon profitieren Bremswege und die Sicherheit bei Aquaplaning steigt“, sagt Beer.
Keinesfalls sollte man gebrauchte Reifen etwa bei Ebay kaufen, sondern nur neue Reifen beim Fachhändler oder der Vertragswerkstatt, rät Paul Englert, Reifentester bei der Fachzeitschrift Händler lagerten die Reifen in der Regel korrekt, und sie geben eine Garantie oder Gewährleistung. Außerdem verkaufen sie selten Reifen, die älter als zwei Jahre sind.
Alle vier Reifen sollten aus der gleichen Produktionswoche stammen. Auch wenn zwei Pneus einer Marke und eines Typs vermeintlich identisch sind, können sie sich unterschiedlich fahren. Denn Reifen werden weiterentwickelt. Der Käufer erkennt das meistens nicht. „Deshalb sollten Kunden einen möglichst neuen Reifen kaufen“, rät
Die Ergebnisse des ADAC Sommerreifen Tests
Der Autoclub ADAC hat Sommerrei fen zweier typischer Dimensionen für SUVS (215/65 R16) und Mittelklas seautos (195/65 R 15) unter die Lupe genommen.
Insgesamt wurden 31 Modelle ge testet, von denen sieben die Note „gut“und 21 die Note „befriedigend“erhielten. Zwei Reifen wurden mit „ausreichend“beurteilt, einer mit „mangelhaft“.
Testsieger bei den SUVS ist der „Goodyear Efficientgrip SUV“(Note 2,1, Preis: 108 Euro). Auf dem zweiten Platz folgt der „Cooper Zeon 4XS Sport“(Note 2,5, 89 Euro). Beide Pneus bewiesen laut dem Urteil der ADAC Tester gute Nässe eigenschaften.
Bei der Mittelklassedimension siegte der „Pirelli Cinturato P1 Verde“(Note 2,1, 73 Euro). Auch vier weitere Modelle bekamen ein „gut“, darun ter mit dem „Esa Tecar Spirit 5 HP“(Note 2,5) der günstigste Reifen in diesem Feld mit Reifen zu Stückpreisen von 50 bis 80 Euro.
Der ADAC sieht Ganzjahresreifen für SUVS kritisch. Ein Winterreifen für SUVS müsse zusätzlich zum M+S Sym bol das sogenannte Schneeflocken Symbol („Three Peak Mountain Sym bol“) tragen, um für Schnee und Eis gut gewappnet zu sein. (dpa) und Trocken Englert. Das Produktionsdatum in Woche und Jahr steht seitlich auf der Flanke in Form der Dotnummer. So bedeutet etwa „0317“: Der Reifen wurde in der 3. Kalenderwoche 2017 produziert.
Gute und sichere Reifen erkennen Laien mit dem bloßen Auge kaum. Zwar gibt ein Reifenlabel Auskunft über Effizienz, Bremsklasse und Abrollgeräusche. Doch die sind für die Kunden eher uninteressant. Umso relevanter: „Autofahrer sollten sich vor dem Reifenkauf fragen, was der Reifen können muss“, sagt Englert. Ein grobstolliger Geländereifen auf einem sportlichen SUV passe genauso wenig wie ein sportlicher Reifen auf einem Diesel-kombi, dessen Fahrer über 50 000 Kilometer pro Jahr fährt.
Ein guter Reifen hat vor allem mit Haftung zu tun, sagt Beer. „Auch wenn Preis und Laufleistung für die meisten Käufer die wichtigste Rolle beim Kauf spielt, ist die Haftung, besonders auf nasser Straße, das wichtigste Kriterium“, sagt er. Denn was auf den ersten Blick günstig erscheint, kann auf dem zweiten teuer werden. Dann, wenn wegen schlechter Haftung der Bremsweg zwei Meter länger ausfällt und das Auto in ein anderes kracht.
Die Experten von ADAC und ACE sehen einen Trend zu Ganzjahresreifen. Die dürfen mit M+s-symbol (Matsch und Schnee) ganzjährig am Auto bleiben. Das spart den saisonalen Wechsel und damit Zeit und Geld. Allerdings sind sie ein Kompromiss. „Auf Schnee sind sie nicht so griffig wie Winterreifen, auf warmem Asphalt im Sommer haften sie deutlich schlechter als Sommerreifen“, sagt Englert. Denn die meisten Ganzjahresreifen seien Winterreifen mit Sommereigenschaften, die nicht so schnell bei Wärme verschleißen. Künftig soll es aber auch welche auf Sommerreifenbasis geben.
So empfiehlt Englert Ganzjahresreifen nur in Regionen mit gemäßigtem Klima und in denen nach Wintereinbruch schnell gestreut und geräumt wird – meist in Städten. „Wer in Gegenden wohnt, wo das Schneerisiko während der Wintermonate hoch ist, sollte auf jeden Fall einen echten Winterreifen fahren und sonst auf einen richtigen Sommerpneu setzen.“