Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Ein Heizöl Händler will das Klima schützen
Energie Richard Walch, Chef der Augsburger Firma Ilzhöfer, verkauft klimaneutrales Heizöl. Was steckt hinter der Idee?
Augsburg Heizöl und Klimaschutz – für viele Umweltschützer geht diese Rechnung nicht auf. Schließlich wird bei der Verbrennung das Klimagas CO2 frei. Doch bei dem Energiehändler Ilzhöfer mit Sitz in Augsburg ist Firmenchef Richard Walch überzeugt, Heizöl und Klimaschutz zusammenbringen zu können. Er verkauft seit dem 1. März klimaneutrales Heizöl. Was steckt hinter dieser Idee, die sich auch bei anderen Händlern in Bayern findet?
Richard Walch leitet ein Unternehmen mit 25 Mitarbeitern, das es seit 140 Jahren gibt und das er in die Zukunft führen will. Der 46-Jährige kennt die Pläne und Ideen der Bundesregierung zum Ausstieg aus fossilen Brennstoffen. „Wir nehmen die Energiewende ernst und sind bereit zum Wandel“, sagt er deshalb. „Und wir wollen ein Teil der Lösung sein.“
Die Lösung ist für ihn das, was er klimaneutrales Heizöl nennt. Denn Walch ist überzeugt, dass das Land nicht von heute auf morgen auf Heizöl verzichten kann. „Heizöl deckt rund 30 Prozent der Wärmeversorgung in Deutschland, das kann man nicht von heute auf morgen abschalten“, sagt er.
Seine klimaneutrale Lösung sieht so aus: Zwar wird auch sein Heizöl aus Erdöl gewonnen. Bei der Verbrennung entsteht CO2 wie sonst Die Naturgesetze kann der Händler nicht außer Kraft setzen. Sein Unternehmen aber versucht, alle Emissionen, die bei seinen Kunden entstehen, wenn sie das Heizöl verbrennen, an anderer Stelle einzusparen. Gelingt die Einsparung an anderer Stelle, stünde unter dem Strich eine Null bei CO2.
Bisher unterstützt Ilzhöfer vier Projekte: In Nordrhein-westfalen wird Grubengas aus alten Zechen abgefangen, statt die Atmosphäre damit belastet. In der Türkei werden in der Provinz Izmir Windkraftanlagen errichtet. In Afrika wird in sparsame Herde zum Kochen investiert. Und in Indien entsteht ein Wasserkraftwerk. „Jeder Liter Heizöl, den wir heute ausliefern, ist deshalb klimaneutral“, ist Walch überzeugt. Zertifikate bestätigen ihm, dass die geförderten Projekte Sinn haben.
Die Firma Ilzhöfer stemmt das Projekt im Avia-verbund zusammen mit 30 anderen mittelständischen, familiengeführten Unternehmen. Pro Jahr sollen durch die Aktion in Bayern 365000 Tonnen CO2 eingespart werden, berichtet der Händler. Die erste Fuhre seines klimafreundlichen Heizöls lieferte Walch im Februar an eine Kindertagesstätte in der Stadt.
Der Klimaschutz kostet die Kunden dabei nichts: „Wir liefern das klimaneutrale Heizöl ohne einen Aufschlag “, verspricht Walch.
Was aber ist von dem Projekt ge- nerell zu halten? Dirk Arne Kuhrt, Geschäftsführer von Uniti, dem Bundesverband mittelständischer Mineralölunternehmen, gefällt die Idee. Sie gibt schließlich der Ölheizung Zukunft. „Fünf bis sechs Millionen Ölheizungen in Deutschland gewährleisten große Versorgungssicherheit“, sagt Kuhrt. Er sieht für die Zukunft aber noch andere Wege zu mehr Klimaschutz – zum Beispiel durch die Herstellung synthetischen Heizöls unter dem Einsatz erneuerbarer Energien.
Kritischer ist man beim Bund für Umwelt- und Naturschutz in Bayauch. ern. Dort kennt Energiefachmann Herbert Barthel das Modell, erst Co2-zertifikate zu erwerben und Heizöl dann als klimafreundlich zu verkaufen. „Die meisten dieser Projekte sehen wir aber kritisch“, sagt Barthel. Er kritisiert, dass es Zertifikate für Wind- und Solaranlagen gibt, die wahrscheinlich trotzdem gebaut worden wären. Kritisch sieht sein Verband zudem die Finanzierung der Wasserkraft – auch in fernen Ländern. „Die ökologischen Folgen der Kraftwerke sind häufig dramatisch“, meint Barthel. Die Natur vor Ort leide oft – bis hin zu dem Effekt, „dass Menschen in Ländern wie China ihren Ackerboden verlieren, der im Wasser versinkt“. Aus Sicht des Kritikers verwirrt ein Produkt wie klimaneutrales Heizöl die Bürger in Deutschland. „Unser Ziel muss es stattdessen sein, Energie und Treibhausgase einzusparen“, sagt Barthel.
In Augsburg ist sich Heizölhändler Richard Walch dagegen sicher, dass die Projekte, die er unterstützt, wirklich den Ausstoß von Klimagasen verhindern und keine Alibivorhaben sind. Auch er ist überzeugt, dass es wichtig ist, effizienter mit Öl zu heizen – zum Beispiel durch eine Heizungsmodernisierung. „Wer eine über 20 Jahre alte Ölheizung durch ein modernes Gerät
Eingespart wird CO2 durch Klimaschutz Projekte
mit Brennwerttechnik austauscht, kann auf einen Schlag rund 30 Prozent der Energie einsparen“, sagt Walch. Eine weitere Möglichkeit sei die energetische Sanierung durch Dämmen. „Das aber ist die teuerste Maßnahme, das sollte man niemanden vorschreiben“, meint der Händler.
Klimaneutrales Heizöl dagegen sieht Richard Walch als ersten, dafür aber sehr einfachen Schritt, um auch mit einer Ölheizung die Umwelt zu schonen.