Augsburger Allgemeine (Ausgabe Stadt)
Sie retteten Studentin Lena das Leben
Ernstfall Ihr Herzstillstand kam völlig überraschend. Doch ein Defibrillator brachte rechtzeitig Hilfe. Wo es die Geräte in Augsburg gibt und wie man sie findet
Es traf sie wie ein Blitz aus heiterem Himmel: Lehramtsstudentin Lena saß in einem Kurs an der Uni Augsburg, als sie plötzlich vom Stuhl fiel. Die 23-Jährige blieb bewusstlos am Boden liegen. Da wurde dem Dozenten Christian Samajdar und anderen Studenten schnell klar, dass es um Leben und Tod ging. In aller Eile wurde ein Defibrillator herbeigeschafft und eingesetzt. Die Retter waren erfolgreich. Deshalb hat Lenas Familie jetzt einen großen Wunsch.
Lena kann sich selber nicht an den dramatischen Zwischenfall vor ein paar Wochen erinnern, wie sie heute erzählt. Sie erlitt im Kurs einen Herzstillstand und war damals nicht bei Bewusstsein. Ihren Kommilitonen sind die Ereignisse dagegen noch so in Erinnerung, als sei es gestern gewesen. „Zuerst war es ein Riesenschreck für jeden von uns“, erzählt Studentin Corinna Lange, die an der Rettungsaktion beteiligt war: „Wir alle sind noch immer belastet von diesem Erlebnis.“Gleichzeitig sind alle Retter sehr froh, dass ihr Einsatz Erfolg hatte.
Wahrscheinlich war es der schnelle Einsatz des Defibrillators, der Lenas Leben rettete. „Je rascher der Defibrillator zum Einsatz desto besser“, sagt Michael Gebler, Kreisgeschäftsführer beim Bayerischen Roten Kreuz (BRK). Er geht davon aus, es bei einem Herz-kreislaufstillstand, verursacht durch Herzkammerflimmern, eine etwa 40-prozentige Überlebenschance für Patienten gibt, wenn der „Defi“innerhalb von fünf bis zehn Minuten zum Einsatz kommt. Wenn es länger dauert, so Gebler, sinken die Chancen schnell auf zehn bis 20 Prozent. Deshalb sei es so wichtig, dass Laien möglichst schnell Erste Hilfe leisten, wenn ein Mensch in ihrem Umfeld einen Herzstillstand erleidet, und nicht auf den Rettungsdienst warten.
Die Sorge, man könnte etwas falsch machen, ist aus Sicht von Fachleuten unnötig. „Eigentlich kann jeder das Gerät bedienen“, sagt Gebler. Ein moderner Defibrillator teilt dem Benutzer per Sprachführung mit, was er im Ernstfall zu tun hat. Man kann ihn nicht falsch anwenden. Der Defi analysiert den Patienten und löst nur dann aus, wenn es notwendig ist. Wünschenswert sei allerdings, dass der Retter einen Erste-hilfe-kurs absolviert hat, der nicht länger als zwei bis drei Jahr zurückliegt, sagt Gebler. Denn dann weiß er beispielsweise, wie Herzdruckmassage und künstliche Beatmung funktionieren.
Fachleute weisen darauf hin, dass es im Augsburger Stadtgebiet inzwischen rund 40 öffentlich zugängliche Defibrillatoren gibt. Man findet die Geräte im Rathaus, im Theater, am Königsplatz, aber auch in Firmengebäuden oder in Einkaufszentren wie der City-galerie. „Das Netz könnte noch dichter sein, aber in den letzten Jahren hat sich viel getan“, sagt Gebler.
Besonders hilfreich findet er eine Defi-app. Jeder kann sie auf sein Smartphone herunterladen. Sie zeigt Laien an, wo das nächste Gerät in der Umgebung zu finden ist und führt sie an die richtige Stelle.
Auch an der Universität Augsburg ist für Notfälle vorgesorgt. Wie Unisprecher Michael Hallermayer erläutert, sind auf dem weitläufigen Campus allein zehn Defibrillatoren installiert, die Laien benützen können. Darüber hinaus wird regelmäßig ein Teil der Mitarbeiter als Ersthelfer ausgebildet. Während der Vorlesungszeit steht ein studentischer Sanitätsdienst in Bereitschaft.
Studentin Lena geht es inzwischen schon wieder recht gut. Derkommt, zeit ist sie in Reha und sagt: „Ich bin richtig froh, dass ich gerettet wurde.“Sie wünscht sich, dass in Augsburg möglichst viele Defibrillatoren installiert werden. Auch Lenas Mutter ist überglücklich, dass die Retter in der Uni Erfolg hatten. Sie hat sich selber vorgenommen, möglichst bald ihren Erste-hilfe-kurs aufzufrischen. »Meinung
Erste Hilfe an der Uni
Defis Auf dem Uni Campus gibt es zehn Laien Defibrillatoren.
Retter Die Universität bildet re gelmäßig einen Teil ihrer Beschäf tigten als Ersthelfer aus. Derzeit sind es über 150 Mitarbeiter. Während der Vorlesungszeit hat der Studenti sche Sanitätsdienst von 8.15 bis 17.15 Uhr von Montag bis Freitag Bereitschaft. Dieser besteht aus studentischen Ersthelfern, Sanitäts helfern, First Respondern und Ret tungssanitätern.
Infos Eine Übersicht der Ersthel fer, des vorhandenen Erste Hilfe Materials sowie die Verteilung der Defibrillatoren ist in den Hauptzu gangsbereichen bzw. im Foyer der Gebäude ausgehängt. Weiter be finden sind Hinweise für Notfälle in allen Lehrräumen.